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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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Si vales, bene est etc. zu. Mr. Jeaurat, der Astro-
nom, wohnte da, und hatte unstreitig eine der gesündesten
und angenehmsten Wohnungen in Paris. In seinem
Zimmer waren unter vielen andern schönen Sachen ein
herrlicher Quadrant mit einem Mikrometer, und eine sim-
ple, aber schöne Vorrichtung, die Menge des jährlich ge-
fallenen Regenwassers zu messen. Es steht nämlich oben
auf dem Platz ein Gefäs von 2. Schuh im Durchmesser,
aus diesem sammelt sich das Wasser durch eine blecherne
Röhre, die bis in einen Wandkasten in Jeaurat's Zim-
mer fortläuft, in eine Art von Gieskanne, die einen Hahn
hat. Dreht man den auf, so läuft es in ein Gefäs, das
innen seine Grade, seine Maasse hat, und so kan man
ohne Mühe, und doch genau bestimmen, wie viel herab-
fällt. Steigt man höher, so findet man auf einem gros-
sen Platz eine Schuhbreite Linie von weissen Marmor
durchs ganze Haus laufen; zwischen diesen Platten recht
genau in der Mitte steckt eine dünne Lage von Kupfer.
Diese kupferne Platte ist der schöne Meridian, der durchs
ganze Königreich von Coullour an den Pyrenäen an
bis nach Dünkirchen geht. In den Marmorplatten,
die den kupfernen Meridian einschließen, sind die Grade
und Zeichen des Thierkreises alle angegeben. Hoch oben
am Fenster ist eine kleine Oefnung, wodurch die Sonnen-
strahlen einfallen und einen Gnomon machen. Der ober-
ste breite Platz ist mit Quadraten von schwarzen Kieseln
gepflastert, aber in dem Kütt darzwischen sickert das Was-
ser hinunter und verderbt das Gebälke; es war auch wirk-
lich alles unterstützt, wir musten unten durchkriechen.
Da erblickt man wieder die Oefnung aus dem Keller, den
Thurm nach Osten und nach Westen zum Observiren;
ein Zeichen, die Richtung des Windes zu erfahren. Sechs

Stunden

Si vales, bene eſt etc. zu. Mr. Jeaurat, der Aſtro-
nom, wohnte da, und hatte unſtreitig eine der geſuͤndeſten
und angenehmſten Wohnungen in Paris. In ſeinem
Zimmer waren unter vielen andern ſchoͤnen Sachen ein
herrlicher Quadrant mit einem Mikrometer, und eine ſim-
ple, aber ſchoͤne Vorrichtung, die Menge des jaͤhrlich ge-
fallenen Regenwaſſers zu meſſen. Es ſteht naͤmlich oben
auf dem Platz ein Gefaͤs von 2. Schuh im Durchmeſſer,
aus dieſem ſammelt ſich das Waſſer durch eine blecherne
Roͤhre, die bis in einen Wandkaſten in Jeaurat’s Zim-
mer fortlaͤuft, in eine Art von Gieskanne, die einen Hahn
hat. Dreht man den auf, ſo laͤuft es in ein Gefaͤs, das
innen ſeine Grade, ſeine Maaſſe hat, und ſo kan man
ohne Muͤhe, und doch genau beſtimmen, wie viel herab-
faͤllt. Steigt man hoͤher, ſo findet man auf einem groſ-
ſen Platz eine Schuhbreite Linie von weiſſen Marmor
durchs ganze Haus laufen; zwiſchen dieſen Platten recht
genau in der Mitte ſteckt eine duͤnne Lage von Kupfer.
Dieſe kupferne Platte iſt der ſchoͤne Meridian, der durchs
ganze Koͤnigreich von Coullour an den Pyrenaͤen an
bis nach Duͤnkirchen geht. In den Marmorplatten,
die den kupfernen Meridian einſchließen, ſind die Grade
und Zeichen des Thierkreiſes alle angegeben. Hoch oben
am Fenſter iſt eine kleine Oefnung, wodurch die Sonnen-
ſtrahlen einfallen und einen Gnomon machen. Der ober-
ſte breite Platz iſt mit Quadraten von ſchwarzen Kieſeln
gepflaſtert, aber in dem Kuͤtt darzwiſchen ſickert das Waſ-
ſer hinunter und verderbt das Gebaͤlke; es war auch wirk-
lich alles unterſtuͤtzt, wir muſten unten durchkriechen.
Da erblickt man wieder die Oefnung aus dem Keller, den
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ein Zeichen, die Richtung des Windes zu erfahren. Sechs

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[171/0195] Si vales, bene eſt etc. zu. Mr. Jeaurat, der Aſtro- nom, wohnte da, und hatte unſtreitig eine der geſuͤndeſten und angenehmſten Wohnungen in Paris. In ſeinem Zimmer waren unter vielen andern ſchoͤnen Sachen ein herrlicher Quadrant mit einem Mikrometer, und eine ſim- ple, aber ſchoͤne Vorrichtung, die Menge des jaͤhrlich ge- fallenen Regenwaſſers zu meſſen. Es ſteht naͤmlich oben auf dem Platz ein Gefaͤs von 2. Schuh im Durchmeſſer, aus dieſem ſammelt ſich das Waſſer durch eine blecherne Roͤhre, die bis in einen Wandkaſten in Jeaurat’s Zim- mer fortlaͤuft, in eine Art von Gieskanne, die einen Hahn hat. Dreht man den auf, ſo laͤuft es in ein Gefaͤs, das innen ſeine Grade, ſeine Maaſſe hat, und ſo kan man ohne Muͤhe, und doch genau beſtimmen, wie viel herab- faͤllt. Steigt man hoͤher, ſo findet man auf einem groſ- ſen Platz eine Schuhbreite Linie von weiſſen Marmor durchs ganze Haus laufen; zwiſchen dieſen Platten recht genau in der Mitte ſteckt eine duͤnne Lage von Kupfer. Dieſe kupferne Platte iſt der ſchoͤne Meridian, der durchs ganze Koͤnigreich von Coullour an den Pyrenaͤen an bis nach Duͤnkirchen geht. In den Marmorplatten, die den kupfernen Meridian einſchließen, ſind die Grade und Zeichen des Thierkreiſes alle angegeben. Hoch oben am Fenſter iſt eine kleine Oefnung, wodurch die Sonnen- ſtrahlen einfallen und einen Gnomon machen. Der ober- ſte breite Platz iſt mit Quadraten von ſchwarzen Kieſeln gepflaſtert, aber in dem Kuͤtt darzwiſchen ſickert das Waſ- ſer hinunter und verderbt das Gebaͤlke; es war auch wirk- lich alles unterſtuͤtzt, wir muſten unten durchkriechen. Da erblickt man wieder die Oefnung aus dem Keller, den Thurm nach Oſten und nach Weſten zum Obſerviren; ein Zeichen, die Richtung des Windes zu erfahren. Sechs Stunden

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/195>, abgerufen am 25.11.2024.