chen Lasten zu überwinden hatte. Welch ein abscheuli- ches Ungeheuer ist der Neid! Ihn ergriff er in Amerika, und in Frankreich fand er ihn wieder.
L'Hotel des Invalides. Fast außen vor der Stadt steht ein grosses Gebäude, das Mauer und Gra- ben, Thore und eine Art von Befestigung hat. In- wendig ist ein grosser Platz, auf dem liegen Kanonen, die, wenn der König oder die Königin vorbeifährt, ge- löst werden. Ueberall stehen Schildwachen. Ueber dem Hauptthor steht LudwigXIV. zu Pferde mit einer klei- nen Inschrift. Das Haus selber hat noch eine Menge kleiner Bildsäulen oben auf dem Dache, ist aber, wie ganz Paris, aus dem weisgrauen weichen Steine ge- baut, der, wenn er eine Zeitlang der Luft ausgesetzt ist, häslich schmutzig wird. Der Hof ist inwendig viereckigt, und das Haus hat ringsum bedeckte Gänge mit Schwib- bogen. Ueberall begegnen einem die ausgedorrten Men- schen an einer, an zwei Krücken, mit hölzernen Füssen, mit Rockermeln ohne Arm darin, mit zerfetzten Gesich- tern etc. Alle tragen eine blaue Kleidung und gehen am Stock. Im langen Eßsaal stehen marmorne Tische an den Seiten, und die Teller und Kannen sind alle von Zinn. Sie kamen grade vom Abendessen und hatten Eier und Fische gehabt. In der Küche findet man lau- ter kupferne, aber inwendig verzinnte Gefässe, Gardes a manger, ungeheure Kessel, und eine prächtige Bra- tenwendermaschine, die von einem der besten Uhrmacher in der Stadt gemacht ist. Das Brod, das sie bekom- men, ist weis und gut ausgebacken. Ihre Zimmer sind simpel, und die Betten auf französische Art. Hinten liegt ein hübscher Garten zum Spazierengehen, worin
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chen Laſten zu uͤberwinden hatte. Welch ein abſcheuli- ches Ungeheuer iſt der Neid! Ihn ergriff er in Amerika, und in Frankreich fand er ihn wieder.
L’Hotel des Invalides. Faſt außen vor der Stadt ſteht ein groſſes Gebaͤude, das Mauer und Gra- ben, Thore und eine Art von Befeſtigung hat. In- wendig iſt ein groſſer Platz, auf dem liegen Kanonen, die, wenn der Koͤnig oder die Koͤnigin vorbeifaͤhrt, ge- loͤſt werden. Ueberall ſtehen Schildwachen. Ueber dem Hauptthor ſteht LudwigXIV. zu Pferde mit einer klei- nen Inſchrift. Das Haus ſelber hat noch eine Menge kleiner Bildſaͤulen oben auf dem Dache, iſt aber, wie ganz Paris, aus dem weisgrauen weichen Steine ge- baut, der, wenn er eine Zeitlang der Luft ausgeſetzt iſt, haͤslich ſchmutzig wird. Der Hof iſt inwendig viereckigt, und das Haus hat ringsum bedeckte Gaͤnge mit Schwib- bogen. Ueberall begegnen einem die ausgedorrten Men- ſchen an einer, an zwei Kruͤcken, mit hoͤlzernen Fuͤſſen, mit Rockermeln ohne Arm darin, mit zerfetzten Geſich- tern ꝛc. Alle tragen eine blaue Kleidung und gehen am Stock. Im langen Eßſaal ſtehen marmorne Tiſche an den Seiten, und die Teller und Kannen ſind alle von Zinn. Sie kamen grade vom Abendeſſen und hatten Eier und Fiſche gehabt. In der Kuͤche findet man lau- ter kupferne, aber inwendig verzinnte Gefaͤſſe, Gardes à manger, ungeheure Keſſel, und eine praͤchtige Bra- tenwendermaſchine, die von einem der beſten Uhrmacher in der Stadt gemacht iſt. Das Brod, das ſie bekom- men, iſt weis und gut ausgebacken. Ihre Zimmer ſind ſimpel, und die Betten auf franzoͤſiſche Art. Hinten liegt ein huͤbſcher Garten zum Spazierengehen, worin
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chen Laſten zu uͤberwinden hatte. Welch ein abſcheuli-
ches Ungeheuer iſt der Neid! Ihn ergriff er in Amerika,
und in Frankreich fand er ihn wieder.
L’Hotel des Invalides. Faſt außen vor der
Stadt ſteht ein groſſes Gebaͤude, das Mauer und Gra-
ben, Thore und eine Art von Befeſtigung hat. In-
wendig iſt ein groſſer Platz, auf dem liegen Kanonen,
die, wenn der Koͤnig oder die Koͤnigin vorbeifaͤhrt, ge-
loͤſt werden. Ueberall ſtehen Schildwachen. Ueber dem
Hauptthor ſteht Ludwig XIV. zu Pferde mit einer klei-
nen Inſchrift. Das Haus ſelber hat noch eine Menge
kleiner Bildſaͤulen oben auf dem Dache, iſt aber, wie
ganz Paris, aus dem weisgrauen weichen Steine ge-
baut, der, wenn er eine Zeitlang der Luft ausgeſetzt iſt,
haͤslich ſchmutzig wird. Der Hof iſt inwendig viereckigt,
und das Haus hat ringsum bedeckte Gaͤnge mit Schwib-
bogen. Ueberall begegnen einem die ausgedorrten Men-
ſchen an einer, an zwei Kruͤcken, mit hoͤlzernen Fuͤſſen,
mit Rockermeln ohne Arm darin, mit zerfetzten Geſich-
tern ꝛc. Alle tragen eine blaue Kleidung und gehen
am Stock. Im langen Eßſaal ſtehen marmorne Tiſche
an den Seiten, und die Teller und Kannen ſind alle von
Zinn. Sie kamen grade vom Abendeſſen und hatten
Eier und Fiſche gehabt. In der Kuͤche findet man lau-
ter kupferne, aber inwendig verzinnte Gefaͤſſe, Gardes
à manger, ungeheure Keſſel, und eine praͤchtige Bra-
tenwendermaſchine, die von einem der beſten Uhrmacher
in der Stadt gemacht iſt. Das Brod, das ſie bekom-
men, iſt weis und gut ausgebacken. Ihre Zimmer ſind
ſimpel, und die Betten auf franzoͤſiſche Art. Hinten
liegt ein huͤbſcher Garten zum Spazierengehen, worin
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/185>, abgerufen am 22.11.2024.
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