von einem Exemplar in Rom abgeschrieben hat. Sei- ne Tochter hatte mit der grösten Feinheit die Figuren dazu an den Rand gezeichnet. 2) Decretum Gratiani, cum Glossa Barthelemi, -- das sehr schön, reich an Gold, und vortreflich schwarz auf Pergament ist. Bei jedem Absatz sind Malereien und Goldbleche. 3) Livius, aus dem 13. Jahrh. auf Pergament; leserlich geschrieben mit herrlichen Rubris. Beim Anfang des 2ten Buchs ist eine kostbare Zeichnung von Carthago victa. Alles, Zelter, Pferde, Menschen, Kleidung ist äusserst feine Mi- niaturmalerei, Scipio auf der einen, und Hannibal, je- der mit seiner Generalität, auf der andern Seite. Dar- nach ist Graevii Edit. verfertigt. 4) Viele Türkische, Persische, Arabische, Chinesische Handschriften auf Per- gament oder Seidenpapier. 5) Ein Buch auf hölzer- nen, schwarzen Tafeln, geschrieben, noch ziemlich le- serlich. Es ist ein Kostenverzeichnis von einer Reise, die König Philipp der schöne von Frankreich durch die vornemsten Provinzen seines Reichs, 1301. vom En- de des Okt. an, bis Ende März vom nemlichen Jahre that; denn damals zählte man noch den Anfang des Jahrs von Ostern an. Der König reißte, um das Volk, we- gen der Unruhen, die man damals vom Pabst befürchte- te, in Liebe und Respekt zu erhalten. Die Königin war an den meisten Orten dabei. Man hat es kopirt, die Kosten sind Tag für Tag aufgeschrieben. Ein Himmel- weiter Unterschied gegen jetzt! Man kan die Namen man- cher Offiziers und Ministers daraus noch lernen. 6) Ein kürkischer Koran, so schön, daß der lezte türkische Am- bassadeur der hier war, die größten Lobsprüche hinten drein, aber arabisch geschrieben hat. Er sagte, der Grosherr habe keinen schönern. 7) Geographia Blaviana, et-
liche
von einem Exemplar in Rom abgeſchrieben hat. Sei- ne Tochter hatte mit der groͤſten Feinheit die Figuren dazu an den Rand gezeichnet. 2) Decretum Gratiani, cum Gloſſa Barthelemi, — das ſehr ſchoͤn, reich an Gold, und vortreflich ſchwarz auf Pergament iſt. Bei jedem Abſatz ſind Malereien und Goldbleche. 3) Livius, aus dem 13. Jahrh. auf Pergament; leſerlich geſchrieben mit herrlichen Rubris. Beim Anfang des 2ten Buchs iſt eine koſtbare Zeichnung von Carthago victa. Alles, Zelter, Pferde, Menſchen, Kleidung iſt aͤuſſerſt feine Mi- niaturmalerei, Scipio auf der einen, und Hannibal, je- der mit ſeiner Generalitaͤt, auf der andern Seite. Dar- nach iſt Graevii Edit. verfertigt. 4) Viele Tuͤrkiſche, Perſiſche, Arabiſche, Chineſiſche Handſchriften auf Per- gament oder Seidenpapier. 5) Ein Buch auf hoͤlzer- nen, ſchwarzen Tafeln, geſchrieben, noch ziemlich le- ſerlich. Es iſt ein Koſtenverzeichnis von einer Reiſe, die Koͤnig Philipp der ſchoͤne von Frankreich durch die vornemſten Provinzen ſeines Reichs, 1301. vom En- de des Okt. an, bis Ende Maͤrz vom nemlichen Jahre that; denn damals zaͤhlte man noch den Anfang des Jahrs von Oſtern an. Der Koͤnig reißte, um das Volk, we- gen der Unruhen, die man damals vom Pabſt befuͤrchte- te, in Liebe und Reſpekt zu erhalten. Die Koͤnigin war an den meiſten Orten dabei. Man hat es kopirt, die Koſten ſind Tag fuͤr Tag aufgeſchrieben. Ein Himmel- weiter Unterſchied gegen jetzt! Man kan die Namen man- cher Offiziers und Miniſters daraus noch lernen. 6) Ein kuͤrkiſcher Koran, ſo ſchoͤn, daß der lezte tuͤrkiſche Am- baſſadeur der hier war, die groͤßten Lobſpruͤche hinten drein, aber arabiſch geſchrieben hat. Er ſagte, der Grosherr habe keinen ſchoͤnern. 7) Geographia Blaviana, et-
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von einem Exemplar in Rom abgeſchrieben hat. Sei-
ne Tochter hatte mit der groͤſten Feinheit die Figuren dazu an
den Rand gezeichnet. 2) Decretum Gratiani, cum
Gloſſa Barthelemi, — das ſehr ſchoͤn, reich an Gold,
und vortreflich ſchwarz auf Pergament iſt. Bei jedem
Abſatz ſind Malereien und Goldbleche. 3) Livius, aus
dem 13. Jahrh. auf Pergament; leſerlich geſchrieben mit
herrlichen Rubris. Beim Anfang des 2ten Buchs iſt
eine koſtbare Zeichnung von Carthago victa. Alles,
Zelter, Pferde, Menſchen, Kleidung iſt aͤuſſerſt feine Mi-
niaturmalerei, Scipio auf der einen, und Hannibal, je-
der mit ſeiner Generalitaͤt, auf der andern Seite. Dar-
nach iſt Graevii Edit. verfertigt. 4) Viele Tuͤrkiſche,
Perſiſche, Arabiſche, Chineſiſche Handſchriften auf Per-
gament oder Seidenpapier. 5) Ein Buch auf hoͤlzer-
nen, ſchwarzen Tafeln, geſchrieben, noch ziemlich le-
ſerlich. Es iſt ein Koſtenverzeichnis von einer Reiſe,
die Koͤnig Philipp der ſchoͤne von Frankreich durch
die vornemſten Provinzen ſeines Reichs, 1301. vom En-
de des Okt. an, bis Ende Maͤrz vom nemlichen Jahre
that; denn damals zaͤhlte man noch den Anfang des Jahrs
von Oſtern an. Der Koͤnig reißte, um das Volk, we-
gen der Unruhen, die man damals vom Pabſt befuͤrchte-
te, in Liebe und Reſpekt zu erhalten. Die Koͤnigin war
an den meiſten Orten dabei. Man hat es kopirt, die
Koſten ſind Tag fuͤr Tag aufgeſchrieben. Ein Himmel-
weiter Unterſchied gegen jetzt! Man kan die Namen man-
cher Offiziers und Miniſters daraus noch lernen. 6) Ein
kuͤrkiſcher Koran, ſo ſchoͤn, daß der lezte tuͤrkiſche Am-
baſſadeur der hier war, die groͤßten Lobſpruͤche hinten drein,
aber arabiſch geſchrieben hat. Er ſagte, der Grosherr
habe keinen ſchoͤnern. 7) Geographia Blaviana, et-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/112>, abgerufen am 23.11.2024.
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