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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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von einem Exemplar in Rom abgeschrieben hat. Sei-
ne Tochter hatte mit der grösten Feinheit die Figuren dazu an
den Rand gezeichnet. 2) Decretum Gratiani, cum
Glossa Barthelemi,
-- das sehr schön, reich an Gold,
und vortreflich schwarz auf Pergament ist. Bei jedem
Absatz sind Malereien und Goldbleche. 3) Livius, aus
dem 13. Jahrh. auf Pergament; leserlich geschrieben mit
herrlichen Rubris. Beim Anfang des 2ten Buchs ist
eine kostbare Zeichnung von Carthago victa. Alles,
Zelter, Pferde, Menschen, Kleidung ist äusserst feine Mi-
niaturmalerei, Scipio auf der einen, und Hannibal, je-
der mit seiner Generalität, auf der andern Seite. Dar-
nach ist Graevii Edit. verfertigt. 4) Viele Türkische,
Persische, Arabische, Chinesische Handschriften auf Per-
gament oder Seidenpapier. 5) Ein Buch auf hölzer-
nen, schwarzen Tafeln,
geschrieben, noch ziemlich le-
serlich. Es ist ein Kostenverzeichnis von einer Reise,
die König Philipp der schöne von Frankreich durch
die vornemsten Provinzen seines Reichs, 1301. vom En-
de des Okt. an, bis Ende März vom nemlichen Jahre
that; denn damals zählte man noch den Anfang des Jahrs
von Ostern an. Der König reißte, um das Volk, we-
gen der Unruhen, die man damals vom Pabst befürchte-
te, in Liebe und Respekt zu erhalten. Die Königin war
an den meisten Orten dabei. Man hat es kopirt, die
Kosten sind Tag für Tag aufgeschrieben. Ein Himmel-
weiter Unterschied gegen jetzt! Man kan die Namen man-
cher Offiziers und Ministers daraus noch lernen. 6) Ein
kürkischer Koran, so schön, daß der lezte türkische Am-
bassadeur der hier war, die größten Lobsprüche hinten drein,
aber arabisch geschrieben hat. Er sagte, der Grosherr
habe keinen schönern. 7) Geographia Blaviana, et-

liche

von einem Exemplar in Rom abgeſchrieben hat. Sei-
ne Tochter hatte mit der groͤſten Feinheit die Figuren dazu an
den Rand gezeichnet. 2) Decretum Gratiani, cum
Gloſſa Barthelemi,
— das ſehr ſchoͤn, reich an Gold,
und vortreflich ſchwarz auf Pergament iſt. Bei jedem
Abſatz ſind Malereien und Goldbleche. 3) Livius, aus
dem 13. Jahrh. auf Pergament; leſerlich geſchrieben mit
herrlichen Rubris. Beim Anfang des 2ten Buchs iſt
eine koſtbare Zeichnung von Carthago victa. Alles,
Zelter, Pferde, Menſchen, Kleidung iſt aͤuſſerſt feine Mi-
niaturmalerei, Scipio auf der einen, und Hannibal, je-
der mit ſeiner Generalitaͤt, auf der andern Seite. Dar-
nach iſt Graevii Edit. verfertigt. 4) Viele Tuͤrkiſche,
Perſiſche, Arabiſche, Chineſiſche Handſchriften auf Per-
gament oder Seidenpapier. 5) Ein Buch auf hoͤlzer-
nen, ſchwarzen Tafeln,
geſchrieben, noch ziemlich le-
ſerlich. Es iſt ein Koſtenverzeichnis von einer Reiſe,
die Koͤnig Philipp der ſchoͤne von Frankreich durch
die vornemſten Provinzen ſeines Reichs, 1301. vom En-
de des Okt. an, bis Ende Maͤrz vom nemlichen Jahre
that; denn damals zaͤhlte man noch den Anfang des Jahrs
von Oſtern an. Der Koͤnig reißte, um das Volk, we-
gen der Unruhen, die man damals vom Pabſt befuͤrchte-
te, in Liebe und Reſpekt zu erhalten. Die Koͤnigin war
an den meiſten Orten dabei. Man hat es kopirt, die
Koſten ſind Tag fuͤr Tag aufgeſchrieben. Ein Himmel-
weiter Unterſchied gegen jetzt! Man kan die Namen man-
cher Offiziers und Miniſters daraus noch lernen. 6) Ein
kuͤrkiſcher Koran, ſo ſchoͤn, daß der lezte tuͤrkiſche Am-
baſſadeur der hier war, die groͤßten Lobſpruͤche hinten drein,
aber arabiſch geſchrieben hat. Er ſagte, der Grosherr
habe keinen ſchoͤnern. 7) Geographia Blaviana, et-

liche
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[88/0112] von einem Exemplar in Rom abgeſchrieben hat. Sei- ne Tochter hatte mit der groͤſten Feinheit die Figuren dazu an den Rand gezeichnet. 2) Decretum Gratiani, cum Gloſſa Barthelemi, — das ſehr ſchoͤn, reich an Gold, und vortreflich ſchwarz auf Pergament iſt. Bei jedem Abſatz ſind Malereien und Goldbleche. 3) Livius, aus dem 13. Jahrh. auf Pergament; leſerlich geſchrieben mit herrlichen Rubris. Beim Anfang des 2ten Buchs iſt eine koſtbare Zeichnung von Carthago victa. Alles, Zelter, Pferde, Menſchen, Kleidung iſt aͤuſſerſt feine Mi- niaturmalerei, Scipio auf der einen, und Hannibal, je- der mit ſeiner Generalitaͤt, auf der andern Seite. Dar- nach iſt Graevii Edit. verfertigt. 4) Viele Tuͤrkiſche, Perſiſche, Arabiſche, Chineſiſche Handſchriften auf Per- gament oder Seidenpapier. 5) Ein Buch auf hoͤlzer- nen, ſchwarzen Tafeln, geſchrieben, noch ziemlich le- ſerlich. Es iſt ein Koſtenverzeichnis von einer Reiſe, die Koͤnig Philipp der ſchoͤne von Frankreich durch die vornemſten Provinzen ſeines Reichs, 1301. vom En- de des Okt. an, bis Ende Maͤrz vom nemlichen Jahre that; denn damals zaͤhlte man noch den Anfang des Jahrs von Oſtern an. Der Koͤnig reißte, um das Volk, we- gen der Unruhen, die man damals vom Pabſt befuͤrchte- te, in Liebe und Reſpekt zu erhalten. Die Koͤnigin war an den meiſten Orten dabei. Man hat es kopirt, die Koſten ſind Tag fuͤr Tag aufgeſchrieben. Ein Himmel- weiter Unterſchied gegen jetzt! Man kan die Namen man- cher Offiziers und Miniſters daraus noch lernen. 6) Ein kuͤrkiſcher Koran, ſo ſchoͤn, daß der lezte tuͤrkiſche Am- baſſadeur der hier war, die groͤßten Lobſpruͤche hinten drein, aber arabiſch geſchrieben hat. Er ſagte, der Grosherr habe keinen ſchoͤnern. 7) Geographia Blaviana, et- liche

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/112>, abgerufen am 23.11.2024.