Der Tabak, den man in Frankreich zu rauchen bekomt, ist schlecht und grob; die Unze kostet 5. Sous.
Den 28sten Mai.
La Biblioth. de l'Abbaye St. Victor. Das Gebäude ist geräumig, alt, hat grosse, lange Gänge, hübsche Säle, große und kleine Gärten, einen schönen Hof, und man baut wirklich noch einen Flügel daran, um der Bibliothek, die wirklich in vielen Zimmern, an 3. 4. Ecken oben und unten zerstreut ist, ein eignes Ge- bäude zu verschaffen. Herr Müller, der Bibliothekar, hatte die größte Gütigkeit für mich. Er ist ein gelehrter und gefälliger Mann. Durch Herrn de Villoison's Empfehlung erhielt ich kostbare Bücher aus dem ihm an- vertrauten Schatze auf mein Zimmer, und konnte sie be- halten, so lang' ich wollte. Er zeigte mir erst in der Bi- bliothek, die ausser den Bildnissen ihrer Stifter im Aeus- serlichen nichts merkwürdiges hat, eine schöne Ausgabe vom Hieronymus, eine Biblia Polyglotta, Walto- nii Polyglotta, dann den Katalog der Naturgeschich- te, und der Medicin, wo zwar die Alten, aber ausser den Franzosen, nichts Neues war. Sibbaldi Balaenolo- gia war auch hier nicht. Dann führte er mich in das Manuskripten-Zimmer, wo er eben an einem Verzeich- nisse derselben arbeitete. Es ist ein vortreflicher Vorrath da, und die meisten noch ungedrukten sollen gedrukt werden. Mir waren darunter merkwürdig: 1) ev- clidisElementa, griechisch vom Angelus Bergi- cius, Cretensis, der sie, nach der hinten stehenden Nachricht 1537. zur Zeit des Pabsts PaulIII. im Hau- se des Gesandten des Königs FranzI. von Frankreich
von
F 4
Der Tabak, den man in Frankreich zu rauchen bekomt, iſt ſchlecht und grob; die Unze koſtet 5. Sous.
Den 28ſten Mai.
La Biblioth. de l’Abbaye St. Victor. Das Gebaͤude iſt geraͤumig, alt, hat groſſe, lange Gaͤnge, huͤbſche Saͤle, große und kleine Gaͤrten, einen ſchoͤnen Hof, und man baut wirklich noch einen Fluͤgel daran, um der Bibliothek, die wirklich in vielen Zimmern, an 3. 4. Ecken oben und unten zerſtreut iſt, ein eignes Ge- baͤude zu verſchaffen. Herr Muͤller, der Bibliothekar, hatte die groͤßte Guͤtigkeit fuͤr mich. Er iſt ein gelehrter und gefaͤlliger Mann. Durch Herrn de Villoiſon’s Empfehlung erhielt ich koſtbare Buͤcher aus dem ihm an- vertrauten Schatze auf mein Zimmer, und konnte ſie be- halten, ſo lang’ ich wollte. Er zeigte mir erſt in der Bi- bliothek, die auſſer den Bildniſſen ihrer Stifter im Aeuſ- ſerlichen nichts merkwuͤrdiges hat, eine ſchoͤne Ausgabe vom Hieronymus, eine Biblia Polyglotta, Walto- nii Polyglotta, dann den Katalog der Naturgeſchich- te, und der Medicin, wo zwar die Alten, aber auſſer den Franzoſen, nichts Neues war. Sibbaldi Balaenolo- gia war auch hier nicht. Dann fuͤhrte er mich in das Manuſkripten-Zimmer, wo er eben an einem Verzeich- niſſe derſelben arbeitete. Es iſt ein vortreflicher Vorrath da, und die meiſten noch ungedrukten ſollen gedrukt werden. Mir waren darunter merkwuͤrdig: 1) ev- clidisElementa, griechiſch vom Angelus Bergi- cius, Cretenſis, der ſie, nach der hinten ſtehenden Nachricht 1537. zur Zeit des Pabſts PaulIII. im Hau- ſe des Geſandten des Koͤnigs FranzI. von Frankreich
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Der Tabak, den man in Frankreich zu rauchen
bekomt, iſt ſchlecht und grob; die Unze koſtet 5. Sous.
Den 28ſten Mai.
La Biblioth. de l’Abbaye St. Victor. Das
Gebaͤude iſt geraͤumig, alt, hat groſſe, lange Gaͤnge,
huͤbſche Saͤle, große und kleine Gaͤrten, einen ſchoͤnen
Hof, und man baut wirklich noch einen Fluͤgel daran,
um der Bibliothek, die wirklich in vielen Zimmern, an
3. 4. Ecken oben und unten zerſtreut iſt, ein eignes Ge-
baͤude zu verſchaffen. Herr Muͤller, der Bibliothekar,
hatte die groͤßte Guͤtigkeit fuͤr mich. Er iſt ein gelehrter
und gefaͤlliger Mann. Durch Herrn de Villoiſon’s
Empfehlung erhielt ich koſtbare Buͤcher aus dem ihm an-
vertrauten Schatze auf mein Zimmer, und konnte ſie be-
halten, ſo lang’ ich wollte. Er zeigte mir erſt in der Bi-
bliothek, die auſſer den Bildniſſen ihrer Stifter im Aeuſ-
ſerlichen nichts merkwuͤrdiges hat, eine ſchoͤne Ausgabe
vom Hieronymus, eine Biblia Polyglotta, Walto-
nii Polyglotta, dann den Katalog der Naturgeſchich-
te, und der Medicin, wo zwar die Alten, aber auſſer den
Franzoſen, nichts Neues war. Sibbaldi Balaenolo-
gia war auch hier nicht. Dann fuͤhrte er mich in das
Manuſkripten-Zimmer, wo er eben an einem Verzeich-
niſſe derſelben arbeitete. Es iſt ein vortreflicher Vorrath
da, und die meiſten noch ungedrukten ſollen gedrukt
werden. Mir waren darunter merkwuͤrdig: 1) ev-
clidis Elementa, griechiſch vom Angelus Bergi-
cius, Cretenſis, der ſie, nach der hinten ſtehenden
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/111>, abgerufen am 21.11.2024.
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