herausziehen läßt. Die Satzstücke werden nun aus dem Winkelhaken so oft auf das Schiff übertragen und an einander gereiht, bis eine Seite oder Kolumne fertig ist. Dann wird der Satz mit starkem Bindfaden fest umwickelt, sodaß er nicht auseinanderfallen kann, wenn man ihn heraushebt. Man nimmt ihn mit der Hand, oder man zieht, wenn die erwähnten zwei Platten vorhanden sind, an dem Handgriff lang- sam die obere Platte mit dem Satz aus dem Schiff heraus und schiebt sie auf das "Setzbrett", worauf man, den Satz mit der linken Hand
[Abbildung]
Fig. 512.
Keilrahmen.
festhaltend, die Platte schnell unter ihm fortzieht. Man überträgt so viele Seiten auf das Setzbrett, wie bei dem betreffenden Format zu einem Bogen gehören, muß dabei aber in der Anordnung vorsichtig sein, damit nachher im Druck die Seiten die richtige Reihenfolge haben. Ist die Druckform so weit fertig, so wird ein eiserner Rahmen, der sog. Schließrahmen herumgelegt, die Bindfaden werden abge- nommen und die Zwischenräume werden mit größeren Ausschließungen, den "Formatstegen" ausgefüllt. Mit Schrauben oder Keilen wird das ganze recht fest zusammengefügt, "geschlossen". Es gibt sehr viele derartige Rahmen; einen ziemlich gebräuchlichen Keilrahmen mit festem Mittelsteg veranschaulicht Fig. 512.
Jetzt wird gewöhnlich ein sog. "Bürstenabzug" gemacht -- oft ge- schieht dies noch vor dem Schließen --, d. h. die Form wird mittels einer Walze mit Druckerfarbe eingeschwärzt, schlechtes Papier herüber- gelegt, darauf Filz oder Pappe, sodann wird ein erster Abzug her- gestellt, indem man entweder mit einer Bürste stark darüberstreicht oder eine einfache Handpresse anwendet. Ist dieser Abzug vom Ver- fasser korrigiert, so muß der Setzer mit der Ahle oder Pincette die falschen Typen, Wörter und Zeichen herausnehmen und durch die richtigen ersetzen. Bei größeren Korrekturen muß er dabei oft wieder den Satz auf den Winkelhaken übertragen. Am günstigsten ist für den Setzer das Korrigieren, wenn der Autor in der Korrektur etwa ebensoviel Neues hinzufügt, als er Dastehendes fortstreicht. Es werden dann noch gewöhnlich zwei Revisionsabzüge geliefert, worauf der Satz druckfertig ist.
Es ist fast selbstverständlich, daß menschlicher Erfindungsgeist sich auch bemüht hat, die Arbeit des Setzens der Handthätigkeit zu ent- ziehen, indem er Setzmaschinen an deren Stelle bringen wollte. Man kann aber nicht sagen, daß dieses Problem bisher schon vollkommen gelöst sei, daß Setzmaschinen erfunden seien, die den Vergleich mit der Gießmaschine oder der Druckerpresse aushalten könnten, wenn sie auch meist sehr ingeniös erdacht sind. Als erste praktisch brauchbare Setz- maschine muß man die von Christian Sörensen bezeichnen, die, im
Das Setzen.
herausziehen läßt. Die Satzſtücke werden nun aus dem Winkelhaken ſo oft auf das Schiff übertragen und an einander gereiht, bis eine Seite oder Kolumne fertig iſt. Dann wird der Satz mit ſtarkem Bindfaden feſt umwickelt, ſodaß er nicht auseinanderfallen kann, wenn man ihn heraushebt. Man nimmt ihn mit der Hand, oder man zieht, wenn die erwähnten zwei Platten vorhanden ſind, an dem Handgriff lang- ſam die obere Platte mit dem Satz aus dem Schiff heraus und ſchiebt ſie auf das „Setzbrett“, worauf man, den Satz mit der linken Hand
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Fig. 512.
Keilrahmen.
feſthaltend, die Platte ſchnell unter ihm fortzieht. Man überträgt ſo viele Seiten auf das Setzbrett, wie bei dem betreffenden Format zu einem Bogen gehören, muß dabei aber in der Anordnung vorſichtig ſein, damit nachher im Druck die Seiten die richtige Reihenfolge haben. Iſt die Druckform ſo weit fertig, ſo wird ein eiſerner Rahmen, der ſog. Schließrahmen herumgelegt, die Bindfaden werden abge- nommen und die Zwiſchenräume werden mit größeren Ausſchließungen, den „Formatſtegen“ ausgefüllt. Mit Schrauben oder Keilen wird das ganze recht feſt zuſammengefügt, „geſchloſſen“. Es gibt ſehr viele derartige Rahmen; einen ziemlich gebräuchlichen Keilrahmen mit feſtem Mittelſteg veranſchaulicht Fig. 512.
Jetzt wird gewöhnlich ein ſog. „Bürſtenabzug“ gemacht — oft ge- ſchieht dies noch vor dem Schließen —, d. h. die Form wird mittels einer Walze mit Druckerfarbe eingeſchwärzt, ſchlechtes Papier herüber- gelegt, darauf Filz oder Pappe, ſodann wird ein erſter Abzug her- geſtellt, indem man entweder mit einer Bürſte ſtark darüberſtreicht oder eine einfache Handpreſſe anwendet. Iſt dieſer Abzug vom Ver- faſſer korrigiert, ſo muß der Setzer mit der Ahle oder Pincette die falſchen Typen, Wörter und Zeichen herausnehmen und durch die richtigen erſetzen. Bei größeren Korrekturen muß er dabei oft wieder den Satz auf den Winkelhaken übertragen. Am günſtigſten iſt für den Setzer das Korrigieren, wenn der Autor in der Korrektur etwa ebenſoviel Neues hinzufügt, als er Daſtehendes fortſtreicht. Es werden dann noch gewöhnlich zwei Reviſionsabzüge geliefert, worauf der Satz druckfertig iſt.
Es iſt faſt ſelbſtverſtändlich, daß menſchlicher Erfindungsgeiſt ſich auch bemüht hat, die Arbeit des Setzens der Handthätigkeit zu ent- ziehen, indem er Setzmaſchinen an deren Stelle bringen wollte. Man kann aber nicht ſagen, daß dieſes Problem bisher ſchon vollkommen gelöſt ſei, daß Setzmaſchinen erfunden ſeien, die den Vergleich mit der Gießmaſchine oder der Druckerpreſſe aushalten könnten, wenn ſie auch meiſt ſehr ingeniös erdacht ſind. Als erſte praktiſch brauchbare Setz- maſchine muß man die von Chriſtian Sörenſen bezeichnen, die, im
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Das Setzen.
herausziehen läßt. Die Satzſtücke werden nun aus dem Winkelhaken ſo
oft auf das Schiff übertragen und an einander gereiht, bis eine Seite
oder Kolumne fertig iſt. Dann wird der Satz mit ſtarkem Bindfaden
feſt umwickelt, ſodaß er nicht auseinanderfallen kann, wenn man ihn
heraushebt. Man nimmt ihn mit der Hand, oder man zieht, wenn
die erwähnten zwei Platten vorhanden ſind, an dem Handgriff lang-
ſam die obere Platte mit dem Satz aus dem Schiff heraus und ſchiebt
ſie auf das „Setzbrett“, worauf man, den Satz mit der linken Hand
[Abbildung Fig. 512. Keilrahmen.]
feſthaltend, die Platte ſchnell unter ihm
fortzieht. Man überträgt ſo viele Seiten
auf das Setzbrett, wie bei dem betreffenden
Format zu einem Bogen gehören, muß
dabei aber in der Anordnung vorſichtig
ſein, damit nachher im Druck die Seiten
die richtige Reihenfolge haben. Iſt die
Druckform ſo weit fertig, ſo wird ein
eiſerner Rahmen, der ſog. Schließrahmen
herumgelegt, die Bindfaden werden abge-
nommen und die Zwiſchenräume werden mit größeren Ausſchließungen,
den „Formatſtegen“ ausgefüllt. Mit Schrauben oder Keilen wird das
ganze recht feſt zuſammengefügt, „geſchloſſen“. Es gibt ſehr viele
derartige Rahmen; einen ziemlich gebräuchlichen Keilrahmen mit feſtem
Mittelſteg veranſchaulicht Fig. 512.
Jetzt wird gewöhnlich ein ſog. „Bürſtenabzug“ gemacht — oft ge-
ſchieht dies noch vor dem Schließen —, d. h. die Form wird mittels
einer Walze mit Druckerfarbe eingeſchwärzt, ſchlechtes Papier herüber-
gelegt, darauf Filz oder Pappe, ſodann wird ein erſter Abzug her-
geſtellt, indem man entweder mit einer Bürſte ſtark darüberſtreicht oder
eine einfache Handpreſſe anwendet. Iſt dieſer Abzug vom Ver-
faſſer korrigiert, ſo muß der Setzer mit der Ahle oder Pincette die
falſchen Typen, Wörter und Zeichen herausnehmen und durch die richtigen
erſetzen. Bei größeren Korrekturen muß er dabei oft wieder den Satz
auf den Winkelhaken übertragen. Am günſtigſten iſt für den Setzer
das Korrigieren, wenn der Autor in der Korrektur etwa ebenſoviel
Neues hinzufügt, als er Daſtehendes fortſtreicht. Es werden dann
noch gewöhnlich zwei Reviſionsabzüge geliefert, worauf der Satz
druckfertig iſt.
Es iſt faſt ſelbſtverſtändlich, daß menſchlicher Erfindungsgeiſt ſich
auch bemüht hat, die Arbeit des Setzens der Handthätigkeit zu ent-
ziehen, indem er Setzmaſchinen an deren Stelle bringen wollte. Man
kann aber nicht ſagen, daß dieſes Problem bisher ſchon vollkommen
gelöſt ſei, daß Setzmaſchinen erfunden ſeien, die den Vergleich mit der
Gießmaſchine oder der Druckerpreſſe aushalten könnten, wenn ſie auch
meiſt ſehr ingeniös erdacht ſind. Als erſte praktiſch brauchbare Setz-
maſchine muß man die von Chriſtian Sörenſen bezeichnen, die, im
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 955. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/973>, abgerufen am 03.12.2024.
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