sind, so würde das Auffinden jenes Sternes durchaus nicht schwer fallen, kämen nicht zwei erschwerende Umstände hinzu. Einmal steht er überhaupt einem andern Stern ziemlich nahe -- ihr Abstand beträgt ein drittel Mondesbreite -- und andererseits ist der benachbarte Stern von der zweiten Größe, überstrahlt also durch seinen Glanz den kleineren dermaßen, daß dieser schwer noch einen Eindruck macht. Ganz ähnlich wächst nun die Schwierigkeit, mit dem Fernrohr zwei nahe Sterne als getrennt wahrzunehmen, nicht bloß in dem Maße, als sie einander näher kommen, sondern auch als der eine vom andern an Helligkeit übertroffen wird. Daß der Siriusbegleiter, die Marsmonde und der fünfte Jupitertrabant so lange auf ihre Entdecker warten mußten, das lag keineswegs an ihrer Lichtschwäche, auch nicht daran, daß sie zu dicht an dem Hauptkörper standen, um sich von ihm unterscheiden zu lassen, sondern hauptsächlich an der beträchtlichen Lichtstärke dieser gegenüber ihren Begleitern.
Als man das Lick-Instrument noch in der Werkstatt prüfte, ward es zunächst auf einen Doppelstern im Bilde der nördlichen Krone ein- gestellt, dessen beide Sternchen eine Entfernung von nur 1/4 Sekunde besitzen, aber von ziemlich gleicher Helligkeit sind. Ohne Schwierig- keit wurden sie getrennt gesehen. Was das heißen will, mag ein Bei- spiel klar machen. Stellen wir uns dazu zwei Leuchtkäfer vor, die um eine Spanne von einander getrennt dahinfliegen. Wenn ihre Leuchtkraft sonst genügend ist, so müßte man sie durch das Fernrohr noch in einer Entfernung von 15 Meilen von einander unterscheiden können. Nähere Doppelsterne kannte man aber damals noch nicht, zu ihrer Entdeckung wird das Instrument erst beitragen. Wenn ein Stern von einem andern bedeutend überstrahlt wird, so hat man sich bisher meist in der Weise geholfen, daß man die Strahlen des Haupt- sterns vom Auge fernhielt, daß man also sein Bild im Fernrohr ver- deckte. Auf diese Weise hatte z. B. Winnecke den Begleiter der Vega, eines Sternes erster Größe, gefunden, und nur so hatte man ihn bis- her zur Sichtbarkeit bringen können. Bei der Prüfung des Lick-Fern- rohrs gelang es auch ohne Verdeckung, den lichtschwachen Stern zu erblicken. Die Vergrößerung, welche das Instrument erlaubt, geht vom 180- bis zum 3000 fachen. Der Direktor der Lick-Sternwarte Holden schreibt darüber: "Während die Vergrößerung, die man mit Erfolg bei einem Instrumente von 12 cm Öffnung anwenden kann, nicht mehr als 400 beträgt, erlaubt das Lick-Fernrohr eine solche von 2000 bei passenden Objekten, z. B. bei Fixsternen. Beim Monde und den Planeten kann man aus vielen Gründen eine solche Vergrößerung nicht mit Vorteil verwenden, sondern wahrscheinlich höchstens eine solche von 1000 bis 1500. Der Mond erscheint uns bei dieser Vergrößerung so, als ob er mit freiem Auge aus einer Entfernung von etwa 40 Meilen gesehen würde, oder mit anderen Worten: man kann Objekte von 90 m im Quadrat darauf erkennen.
Die optiſchen Inſtrumente.
ſind, ſo würde das Auffinden jenes Sternes durchaus nicht ſchwer fallen, kämen nicht zwei erſchwerende Umſtände hinzu. Einmal ſteht er überhaupt einem andern Stern ziemlich nahe — ihr Abſtand beträgt ein drittel Mondesbreite — und andererſeits iſt der benachbarte Stern von der zweiten Größe, überſtrahlt alſo durch ſeinen Glanz den kleineren dermaßen, daß dieſer ſchwer noch einen Eindruck macht. Ganz ähnlich wächſt nun die Schwierigkeit, mit dem Fernrohr zwei nahe Sterne als getrennt wahrzunehmen, nicht bloß in dem Maße, als ſie einander näher kommen, ſondern auch als der eine vom andern an Helligkeit übertroffen wird. Daß der Siriusbegleiter, die Marsmonde und der fünfte Jupitertrabant ſo lange auf ihre Entdecker warten mußten, das lag keineswegs an ihrer Lichtſchwäche, auch nicht daran, daß ſie zu dicht an dem Hauptkörper ſtanden, um ſich von ihm unterſcheiden zu laſſen, ſondern hauptſächlich an der beträchtlichen Lichtſtärke dieſer gegenüber ihren Begleitern.
Als man das Lick-Inſtrument noch in der Werkſtatt prüfte, ward es zunächſt auf einen Doppelſtern im Bilde der nördlichen Krone ein- geſtellt, deſſen beide Sternchen eine Entfernung von nur ¼ Sekunde beſitzen, aber von ziemlich gleicher Helligkeit ſind. Ohne Schwierig- keit wurden ſie getrennt geſehen. Was das heißen will, mag ein Bei- ſpiel klar machen. Stellen wir uns dazu zwei Leuchtkäfer vor, die um eine Spanne von einander getrennt dahinfliegen. Wenn ihre Leuchtkraft ſonſt genügend iſt, ſo müßte man ſie durch das Fernrohr noch in einer Entfernung von 15 Meilen von einander unterſcheiden können. Nähere Doppelſterne kannte man aber damals noch nicht, zu ihrer Entdeckung wird das Inſtrument erſt beitragen. Wenn ein Stern von einem andern bedeutend überſtrahlt wird, ſo hat man ſich bisher meiſt in der Weiſe geholfen, daß man die Strahlen des Haupt- ſterns vom Auge fernhielt, daß man alſo ſein Bild im Fernrohr ver- deckte. Auf dieſe Weiſe hatte z. B. Winnecke den Begleiter der Vega, eines Sternes erſter Größe, gefunden, und nur ſo hatte man ihn bis- her zur Sichtbarkeit bringen können. Bei der Prüfung des Lick-Fern- rohrs gelang es auch ohne Verdeckung, den lichtſchwachen Stern zu erblicken. Die Vergrößerung, welche das Inſtrument erlaubt, geht vom 180- bis zum 3000 fachen. Der Direktor der Lick-Sternwarte Holden ſchreibt darüber: „Während die Vergrößerung, die man mit Erfolg bei einem Inſtrumente von 12 cm Öffnung anwenden kann, nicht mehr als 400 beträgt, erlaubt das Lick-Fernrohr eine ſolche von 2000 bei paſſenden Objekten, z. B. bei Fixſternen. Beim Monde und den Planeten kann man aus vielen Gründen eine ſolche Vergrößerung nicht mit Vorteil verwenden, ſondern wahrſcheinlich höchſtens eine ſolche von 1000 bis 1500. Der Mond erſcheint uns bei dieſer Vergrößerung ſo, als ob er mit freiem Auge aus einer Entfernung von etwa 40 Meilen geſehen würde, oder mit anderen Worten: man kann Objekte von 90 m im Quadrat darauf erkennen.
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Die optiſchen Inſtrumente.
ſind, ſo würde das Auffinden jenes Sternes durchaus nicht ſchwer
fallen, kämen nicht zwei erſchwerende Umſtände hinzu. Einmal ſteht
er überhaupt einem andern Stern ziemlich nahe — ihr Abſtand beträgt
ein drittel Mondesbreite — und andererſeits iſt der benachbarte Stern
von der zweiten Größe, überſtrahlt alſo durch ſeinen Glanz den kleineren
dermaßen, daß dieſer ſchwer noch einen Eindruck macht. Ganz ähnlich
wächſt nun die Schwierigkeit, mit dem Fernrohr zwei nahe Sterne als
getrennt wahrzunehmen, nicht bloß in dem Maße, als ſie einander
näher kommen, ſondern auch als der eine vom andern an Helligkeit
übertroffen wird. Daß der Siriusbegleiter, die Marsmonde und der
fünfte Jupitertrabant ſo lange auf ihre Entdecker warten mußten, das
lag keineswegs an ihrer Lichtſchwäche, auch nicht daran, daß ſie zu
dicht an dem Hauptkörper ſtanden, um ſich von ihm unterſcheiden zu
laſſen, ſondern hauptſächlich an der beträchtlichen Lichtſtärke dieſer
gegenüber ihren Begleitern.
Als man das Lick-Inſtrument noch in der Werkſtatt prüfte, ward
es zunächſt auf einen Doppelſtern im Bilde der nördlichen Krone ein-
geſtellt, deſſen beide Sternchen eine Entfernung von nur ¼ Sekunde
beſitzen, aber von ziemlich gleicher Helligkeit ſind. Ohne Schwierig-
keit wurden ſie getrennt geſehen. Was das heißen will, mag ein Bei-
ſpiel klar machen. Stellen wir uns dazu zwei Leuchtkäfer vor, die
um eine Spanne von einander getrennt dahinfliegen. Wenn ihre
Leuchtkraft ſonſt genügend iſt, ſo müßte man ſie durch das Fernrohr
noch in einer Entfernung von 15 Meilen von einander unterſcheiden
können. Nähere Doppelſterne kannte man aber damals noch nicht,
zu ihrer Entdeckung wird das Inſtrument erſt beitragen. Wenn ein
Stern von einem andern bedeutend überſtrahlt wird, ſo hat man ſich
bisher meiſt in der Weiſe geholfen, daß man die Strahlen des Haupt-
ſterns vom Auge fernhielt, daß man alſo ſein Bild im Fernrohr ver-
deckte. Auf dieſe Weiſe hatte z. B. Winnecke den Begleiter der Vega,
eines Sternes erſter Größe, gefunden, und nur ſo hatte man ihn bis-
her zur Sichtbarkeit bringen können. Bei der Prüfung des Lick-Fern-
rohrs gelang es auch ohne Verdeckung, den lichtſchwachen Stern zu
erblicken. Die Vergrößerung, welche das Inſtrument erlaubt, geht
vom 180- bis zum 3000 fachen. Der Direktor der Lick-Sternwarte
Holden ſchreibt darüber: „Während die Vergrößerung, die man mit
Erfolg bei einem Inſtrumente von 12 cm Öffnung anwenden kann,
nicht mehr als 400 beträgt, erlaubt das Lick-Fernrohr eine ſolche
von 2000 bei paſſenden Objekten, z. B. bei Fixſternen. Beim
Monde und den Planeten kann man aus vielen Gründen eine ſolche
Vergrößerung nicht mit Vorteil verwenden, ſondern wahrſcheinlich
höchſtens eine ſolche von 1000 bis 1500. Der Mond erſcheint
uns bei dieſer Vergrößerung ſo, als ob er mit freiem Auge aus
einer Entfernung von etwa 40 Meilen geſehen würde, oder mit anderen
Worten: man kann Objekte von 90 m im Quadrat darauf erkennen.
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 920. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/938>, abgerufen am 24.11.2024.
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