geschnitten, die Zeichnung und Schattierung mit Schmelzfarbe auf- getragen, diese eingebrannt und die einzelnen Scheiben durch Bleizüge, welche möglichst mit den Konturen des Bildes zusammenfielen, ver- bunden. Erst später brannte man nicht nur Schwarz ein, sondern auch andere Farben. Berühmte Kunstheroen, wie z. B. Dürer und van Dyk, haben dazu beigetragen, die Glasmalerei auf eine hohe Stufe der Vollendung zu bringen; im 15. und 16. Jahrhundert er- reichte diese Kunst ihre höchste Blüte, um dann gründlich vernachlässigt zu werden und endlich fast ganz in Vergessenheit zu geraten. Erst in unserem Jahrhundert ist es durch die energischen Anstrengungen ein- zelner Männer gelungen, den Kunstzweig der Glasmalerei, welchem heute die Chemie mit ihren umfassenden Entdeckungen zur Seite steht, wieder aufleben zu lassen. Man kennt jetzt eine so große Menge von bunten Glasflüssen, daß es mit deren Hülfe gelungen ist, die früheren Glasmalereien in Bezug auf Mannigfaltigkeit der Farben und technische Vollendung womöglich noch zu übertreffen.
Bei der Glasmalerei kommt wesentlich ein Punkt in Betracht: daß nämlich die einzubrennende Farbe mittels eines so leichtflüssigen Glases aufgetragen wird, daß bei dem späteren Brennen zwar dieses leichtflüssige Glas schmilzt, nicht aber die Glastafel oder der Gegen- stand, welcher die Malerei erhalten soll. Die Unterlage der Darstellung wird daher nie aus bleihaltigem Glas, sondern stets aus dem blei- freien, sehr schwer schmelzbaren böhmischen Glase hergestellt. Dagegen enthält der Fluß, d. h. die gefärbte Schicht, zur Beförderung der Leichtflüssigkeit stets viel Blei, Wismutoxyd und Borax. Der Maler legt unter die Glastafel, auf der das Bild ausgeführt werden soll, den Karton der Zeichnung und trägt die nach Art der Smalte zube- bereiteten, d. h. verglasten und fein geriebenen Farben mittels Ter- pentinöls auf. Nach dem Trocknen kommt die Tafel in einen kleinen Muffelofen von Thon, in welchem sie in einer auf dem Roste des Ofens stehenden prismatischen, kastenförmigen Muffel bis zum Schmelz- punkt des farbigen Flusses erhitzt wird. Die in braun oder schwarz gehaltenen Umrisse des Gemäldes werden auf die eine, die klaren Farben auf die andere Seite der Tafel aufgetragen. Auf diese Weise erhält man stets eine scharfe Zeichnung. Es muß noch bemerkt werden, daß man in der Neuzeit Glasgemälde aus Bildern von der beschrie- benen Herstellungsart mit Glasmosaiken nach Art der mittelalterlichen Ausführung kombiniert und damit sehr schöne Wirkungen erzielt hat. Der preußische General Vogel v. Falkenstein, einer der Führer des deutsch-österreichischen Krieges, sei hier als derjenige Mann genannt, welcher sich um das Wiederaufleben der Glasmalerei in Preußen die größten Verdienste erworben hat.
Glasperlen. — Glasmalerei.
geſchnitten, die Zeichnung und Schattierung mit Schmelzfarbe auf- getragen, dieſe eingebrannt und die einzelnen Scheiben durch Bleizüge, welche möglichſt mit den Konturen des Bildes zuſammenfielen, ver- bunden. Erſt ſpäter brannte man nicht nur Schwarz ein, ſondern auch andere Farben. Berühmte Kunſtheroen, wie z. B. Dürer und van Dyk, haben dazu beigetragen, die Glasmalerei auf eine hohe Stufe der Vollendung zu bringen; im 15. und 16. Jahrhundert er- reichte dieſe Kunſt ihre höchſte Blüte, um dann gründlich vernachläſſigt zu werden und endlich faſt ganz in Vergeſſenheit zu geraten. Erſt in unſerem Jahrhundert iſt es durch die energiſchen Anſtrengungen ein- zelner Männer gelungen, den Kunſtzweig der Glasmalerei, welchem heute die Chemie mit ihren umfaſſenden Entdeckungen zur Seite ſteht, wieder aufleben zu laſſen. Man kennt jetzt eine ſo große Menge von bunten Glasflüſſen, daß es mit deren Hülfe gelungen iſt, die früheren Glasmalereien in Bezug auf Mannigfaltigkeit der Farben und techniſche Vollendung womöglich noch zu übertreffen.
Bei der Glasmalerei kommt weſentlich ein Punkt in Betracht: daß nämlich die einzubrennende Farbe mittels eines ſo leichtflüſſigen Glaſes aufgetragen wird, daß bei dem ſpäteren Brennen zwar dieſes leichtflüſſige Glas ſchmilzt, nicht aber die Glastafel oder der Gegen- ſtand, welcher die Malerei erhalten ſoll. Die Unterlage der Darſtellung wird daher nie aus bleihaltigem Glas, ſondern ſtets aus dem blei- freien, ſehr ſchwer ſchmelzbaren böhmiſchen Glaſe hergeſtellt. Dagegen enthält der Fluß, d. h. die gefärbte Schicht, zur Beförderung der Leichtflüſſigkeit ſtets viel Blei, Wismutoxyd und Borax. Der Maler legt unter die Glastafel, auf der das Bild ausgeführt werden ſoll, den Karton der Zeichnung und trägt die nach Art der Smalte zube- bereiteten, d. h. verglaſten und fein geriebenen Farben mittels Ter- pentinöls auf. Nach dem Trocknen kommt die Tafel in einen kleinen Muffelofen von Thon, in welchem ſie in einer auf dem Roſte des Ofens ſtehenden prismatiſchen, kaſtenförmigen Muffel bis zum Schmelz- punkt des farbigen Fluſſes erhitzt wird. Die in braun oder ſchwarz gehaltenen Umriſſe des Gemäldes werden auf die eine, die klaren Farben auf die andere Seite der Tafel aufgetragen. Auf dieſe Weiſe erhält man ſtets eine ſcharfe Zeichnung. Es muß noch bemerkt werden, daß man in der Neuzeit Glasgemälde aus Bildern von der beſchrie- benen Herſtellungsart mit Glasmoſaiken nach Art der mittelalterlichen Ausführung kombiniert und damit ſehr ſchöne Wirkungen erzielt hat. Der preußiſche General Vogel v. Falkenſtein, einer der Führer des deutſch-öſterreichiſchen Krieges, ſei hier als derjenige Mann genannt, welcher ſich um das Wiederaufleben der Glasmalerei in Preußen die größten Verdienſte erworben hat.
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Glasperlen. — Glasmalerei.
geſchnitten, die Zeichnung und Schattierung mit Schmelzfarbe auf-
getragen, dieſe eingebrannt und die einzelnen Scheiben durch Bleizüge,
welche möglichſt mit den Konturen des Bildes zuſammenfielen, ver-
bunden. Erſt ſpäter brannte man nicht nur Schwarz ein, ſondern
auch andere Farben. Berühmte Kunſtheroen, wie z. B. Dürer und
van Dyk, haben dazu beigetragen, die Glasmalerei auf eine hohe
Stufe der Vollendung zu bringen; im 15. und 16. Jahrhundert er-
reichte dieſe Kunſt ihre höchſte Blüte, um dann gründlich vernachläſſigt
zu werden und endlich faſt ganz in Vergeſſenheit zu geraten. Erſt in
unſerem Jahrhundert iſt es durch die energiſchen Anſtrengungen ein-
zelner Männer gelungen, den Kunſtzweig der Glasmalerei, welchem
heute die Chemie mit ihren umfaſſenden Entdeckungen zur Seite ſteht,
wieder aufleben zu laſſen. Man kennt jetzt eine ſo große Menge von
bunten Glasflüſſen, daß es mit deren Hülfe gelungen iſt, die früheren
Glasmalereien in Bezug auf Mannigfaltigkeit der Farben und techniſche
Vollendung womöglich noch zu übertreffen.
Bei der Glasmalerei kommt weſentlich ein Punkt in Betracht:
daß nämlich die einzubrennende Farbe mittels eines ſo leichtflüſſigen
Glaſes aufgetragen wird, daß bei dem ſpäteren Brennen zwar dieſes
leichtflüſſige Glas ſchmilzt, nicht aber die Glastafel oder der Gegen-
ſtand, welcher die Malerei erhalten ſoll. Die Unterlage der Darſtellung
wird daher nie aus bleihaltigem Glas, ſondern ſtets aus dem blei-
freien, ſehr ſchwer ſchmelzbaren böhmiſchen Glaſe hergeſtellt. Dagegen
enthält der Fluß, d. h. die gefärbte Schicht, zur Beförderung der
Leichtflüſſigkeit ſtets viel Blei, Wismutoxyd und Borax. Der Maler
legt unter die Glastafel, auf der das Bild ausgeführt werden ſoll,
den Karton der Zeichnung und trägt die nach Art der Smalte zube-
bereiteten, d. h. verglaſten und fein geriebenen Farben mittels Ter-
pentinöls auf. Nach dem Trocknen kommt die Tafel in einen kleinen
Muffelofen von Thon, in welchem ſie in einer auf dem Roſte des
Ofens ſtehenden prismatiſchen, kaſtenförmigen Muffel bis zum Schmelz-
punkt des farbigen Fluſſes erhitzt wird. Die in braun oder ſchwarz
gehaltenen Umriſſe des Gemäldes werden auf die eine, die klaren
Farben auf die andere Seite der Tafel aufgetragen. Auf dieſe Weiſe
erhält man ſtets eine ſcharfe Zeichnung. Es muß noch bemerkt werden,
daß man in der Neuzeit Glasgemälde aus Bildern von der beſchrie-
benen Herſtellungsart mit Glasmoſaiken nach Art der mittelalterlichen
Ausführung kombiniert und damit ſehr ſchöne Wirkungen erzielt hat.
Der preußiſche General Vogel v. Falkenſtein, einer der Führer des
deutſch-öſterreichiſchen Krieges, ſei hier als derjenige Mann genannt,
welcher ſich um das Wiederaufleben der Glasmalerei in Preußen die
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 871. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/889>, abgerufen am 24.11.2024.
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