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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Der Verkehr zu Lande.
mit einem Menageriewagen zeigte. Eine Beförderung eigentlicher Güter-
züge erfolgte überhaupt nicht; die Bahn stellte vielmehr nur die Loko-
motive und jeder hatte das Recht, seine eignen Wagen gegen ein
gewisses Fahrgeld auf der Bahn zu befördern.

Immerhin aber waren die hier gemachten Erfahrungen derartiger
Natur, daß sie alsbald zu dem Bau der ersten wirklichen Personen-
eisenbahn, derjenigen von Liverpool nach Manchester führten. Auch
hier war alles in die Hände George Stephensons gelegt.

Der Bau dieser Eisenbahn von Liverpool nach Manchester machte
erhebliche Schwierigkeiten; unter anderem mußte ein großes Moor durch-
schnitten werden, während an anderen Stellen große Felssprengungen
auszuführen waren. Alle diese Schwierigkeiten aber wurden durch
Stephensons Energie und Genie siegreich überwunden.

Man war sich alsbald bewußt, daß die bei der Stockton-Darlington-
Bahn verwendete Lokomotive für diese neue Bahn nicht zu benutzen
sein würde, und setzte daher einen Preis von 500 Pfund Sterling für
die beste Lokomotive aus. Die Bedingungen dieses Konkurrenz-
ausschreibens lauteten:

1) Die Maschine muß ihren Rauch selbst verbrennen.
2) Dieselbe muß bei einem Eigengewichte von 6000 Kilogrammen
täglich zwanzigtausend Kilogramm Last, einschließlich Tender
und Wasserkasten, mit 10 Meilen Geschwindigkeit in der Stunde,
mit einer Dampfspannung, welche höchstens 50 Pfund auf den
Quadratzoll betragen darf, ziehen können.
3) Der Kessel muß zwei Sicherheitsventile besitzen, von denen
keines befestigt sein darf, und von denen eines der Kontrole
des Maschinisten entzogen werden kann.
4) Maschine und Kessel sollen auf Federn und 6 Rädern ruhen.
Das obere Ende des Schornsteins darf nicht höher als 15 Fuß
über der Bahn liegen.
5) Das Gewicht der Maschine darf bei gefülltem Kessel 6000 Kilo-
gramm nicht überschreiten. Einer leichteren Maschine wird,
falls sie eine verhältnismäßige Last zu ziehen vermag, der
Vorzug gegeben.
6) An der Maschine ist ein Quecksilber-Manometer anzubringen,
an welchem Dampfspannungen von mehr als 45 Pfund auf
den Quadratzoll abgelesen werden können.
7) Die Maschine ist probebereit bis zum 1. Oktober 1829 an das
Liverpooler Ende der Bahn zu schaffen.
8) Der Preis der Maschine darf 550 Pfund Sterling nicht über-
schreiten.

Auf Grund dieses Preisausschreibens fanden sich 4 Lokomotiven
zu festgesetzter Zeit ein, und es fand zwischen denselben der in der
Geschichte der Eisenbahnen hochbedeutsame Lokomotivstreit von
Rainhill am 6. Oktober 1829
statt.

Der Verkehr zu Lande.
mit einem Menageriewagen zeigte. Eine Beförderung eigentlicher Güter-
züge erfolgte überhaupt nicht; die Bahn ſtellte vielmehr nur die Loko-
motive und jeder hatte das Recht, ſeine eignen Wagen gegen ein
gewiſſes Fahrgeld auf der Bahn zu befördern.

Immerhin aber waren die hier gemachten Erfahrungen derartiger
Natur, daß ſie alsbald zu dem Bau der erſten wirklichen Perſonen-
eiſenbahn, derjenigen von Liverpool nach Mancheſter führten. Auch
hier war alles in die Hände George Stephenſons gelegt.

Der Bau dieſer Eiſenbahn von Liverpool nach Mancheſter machte
erhebliche Schwierigkeiten; unter anderem mußte ein großes Moor durch-
ſchnitten werden, während an anderen Stellen große Felsſprengungen
auszuführen waren. Alle dieſe Schwierigkeiten aber wurden durch
Stephenſons Energie und Genie ſiegreich überwunden.

Man war ſich alsbald bewußt, daß die bei der Stockton-Darlington-
Bahn verwendete Lokomotive für dieſe neue Bahn nicht zu benutzen
ſein würde, und ſetzte daher einen Preis von 500 Pfund Sterling für
die beſte Lokomotive aus. Die Bedingungen dieſes Konkurrenz-
ausſchreibens lauteten:

1) Die Maſchine muß ihren Rauch ſelbſt verbrennen.
2) Dieſelbe muß bei einem Eigengewichte von 6000 Kilogrammen
täglich zwanzigtauſend Kilogramm Laſt, einſchließlich Tender
und Waſſerkaſten, mit 10 Meilen Geſchwindigkeit in der Stunde,
mit einer Dampfſpannung, welche höchſtens 50 Pfund auf den
Quadratzoll betragen darf, ziehen können.
3) Der Keſſel muß zwei Sicherheitsventile beſitzen, von denen
keines befeſtigt ſein darf, und von denen eines der Kontrole
des Maſchiniſten entzogen werden kann.
4) Maſchine und Keſſel ſollen auf Federn und 6 Rädern ruhen.
Das obere Ende des Schornſteins darf nicht höher als 15 Fuß
über der Bahn liegen.
5) Das Gewicht der Maſchine darf bei gefülltem Keſſel 6000 Kilo-
gramm nicht überſchreiten. Einer leichteren Maſchine wird,
falls ſie eine verhältnismäßige Laſt zu ziehen vermag, der
Vorzug gegeben.
6) An der Maſchine iſt ein Queckſilber-Manometer anzubringen,
an welchem Dampfſpannungen von mehr als 45 Pfund auf
den Quadratzoll abgeleſen werden können.
7) Die Maſchine iſt probebereit bis zum 1. Oktober 1829 an das
Liverpooler Ende der Bahn zu ſchaffen.
8) Der Preis der Maſchine darf 550 Pfund Sterling nicht über-
ſchreiten.

Auf Grund dieſes Preisausſchreibens fanden ſich 4 Lokomotiven
zu feſtgeſetzter Zeit ein, und es fand zwiſchen denſelben der in der
Geſchichte der Eiſenbahnen hochbedeutſame Lokomotivſtreit von
Rainhill am 6. Oktober 1829
ſtatt.

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[742/0760] Der Verkehr zu Lande. mit einem Menageriewagen zeigte. Eine Beförderung eigentlicher Güter- züge erfolgte überhaupt nicht; die Bahn ſtellte vielmehr nur die Loko- motive und jeder hatte das Recht, ſeine eignen Wagen gegen ein gewiſſes Fahrgeld auf der Bahn zu befördern. Immerhin aber waren die hier gemachten Erfahrungen derartiger Natur, daß ſie alsbald zu dem Bau der erſten wirklichen Perſonen- eiſenbahn, derjenigen von Liverpool nach Mancheſter führten. Auch hier war alles in die Hände George Stephenſons gelegt. Der Bau dieſer Eiſenbahn von Liverpool nach Mancheſter machte erhebliche Schwierigkeiten; unter anderem mußte ein großes Moor durch- ſchnitten werden, während an anderen Stellen große Felsſprengungen auszuführen waren. Alle dieſe Schwierigkeiten aber wurden durch Stephenſons Energie und Genie ſiegreich überwunden. Man war ſich alsbald bewußt, daß die bei der Stockton-Darlington- Bahn verwendete Lokomotive für dieſe neue Bahn nicht zu benutzen ſein würde, und ſetzte daher einen Preis von 500 Pfund Sterling für die beſte Lokomotive aus. Die Bedingungen dieſes Konkurrenz- ausſchreibens lauteten: 1) Die Maſchine muß ihren Rauch ſelbſt verbrennen. 2) Dieſelbe muß bei einem Eigengewichte von 6000 Kilogrammen täglich zwanzigtauſend Kilogramm Laſt, einſchließlich Tender und Waſſerkaſten, mit 10 Meilen Geſchwindigkeit in der Stunde, mit einer Dampfſpannung, welche höchſtens 50 Pfund auf den Quadratzoll betragen darf, ziehen können. 3) Der Keſſel muß zwei Sicherheitsventile beſitzen, von denen keines befeſtigt ſein darf, und von denen eines der Kontrole des Maſchiniſten entzogen werden kann. 4) Maſchine und Keſſel ſollen auf Federn und 6 Rädern ruhen. Das obere Ende des Schornſteins darf nicht höher als 15 Fuß über der Bahn liegen. 5) Das Gewicht der Maſchine darf bei gefülltem Keſſel 6000 Kilo- gramm nicht überſchreiten. Einer leichteren Maſchine wird, falls ſie eine verhältnismäßige Laſt zu ziehen vermag, der Vorzug gegeben. 6) An der Maſchine iſt ein Queckſilber-Manometer anzubringen, an welchem Dampfſpannungen von mehr als 45 Pfund auf den Quadratzoll abgeleſen werden können. 7) Die Maſchine iſt probebereit bis zum 1. Oktober 1829 an das Liverpooler Ende der Bahn zu ſchaffen. 8) Der Preis der Maſchine darf 550 Pfund Sterling nicht über- ſchreiten. Auf Grund dieſes Preisausſchreibens fanden ſich 4 Lokomotiven zu feſtgeſetzter Zeit ein, und es fand zwiſchen denſelben der in der Geſchichte der Eiſenbahnen hochbedeutſame Lokomotivſtreit von Rainhill am 6. Oktober 1829 ſtatt.

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 742. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/760>, abgerufen am 23.11.2024.