Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Verkehr zu Lande.
der Straße einzuhaltende Richtung ganz genau festgelegt, worauf man
mit der Vornahme der erforderlichen Felssprengungen, der Ausführung
der nötigen Aufschüttungen und Einschnitte vorgeht, wobei zu beachten
ist, daß die Steigung den Höchstbetrag von 1 : 20 wenn irgend möglich
nicht überschreiten soll. Ist dieses geschehen, so empfiehlt es sich, dem
Erdreich Zeit zu lassen, sich zu setzen und zu festigen; zu diesem Zwecke
läßt man den Bau während des Winters ruhen und beginnt nunmehr
erst mit der Herstellung der eigentlichen Fahrbahn, des Oberbaues.
Dieser wird im großen und ganzen in derselben Weise gebildet, wie
wir dies bei den Römerstraßen gezeigt haben. Es wird zunächst das
sogenannte Planum des Weges, welches durch den Frost des Winters
und den Regen sich gehörig gesetzt hat, an den Seiten mit Steinen,
den sogenannten Bordsteinen, eingefaßt. Hierauf werden zwischen diesen
mehrere Schichten von Steinen, deren Größe von der tiefsten zur
höchsten Schicht abnimmt, eingebracht, wobei die tiefste Steinlage sorg-
fältig nebeneinander verlegt wird, ähnlich wie es bei dem Pflastern
der Straßen geschieht. Auf die oberste Lage wird schließlich eine
etwa 8 cm starke Schicht von Kies gebracht, und diese mit großen
Walzen, die entweder durch Menschen und Pferde oder durch Dampf-
kraft bewegt werden, geglättet.

Bei der Herstellung der gepflasterten Straßen hat man zu unter-
scheiden, wenn wir von dem hin und wieder angewendeten eisernen
Pflaster absehen, das Steinpflaster, das Holzpflaster und das Asphalt-
pflaster. Hinsichtlich des Steinpflasters ist das wesentliche bereits bei
der Herstellung der Römerstraßen und der Chausseeen gesagt. Auch
hier werden zunächst mehrere Steinlagen über einander gepackt, auf
diese eine Kiesschicht gebracht, und in diese werden alsdann die Steine
verlegt. Die zwischen denselben verbleibenden Fugen werden bei besseren
Ausführungen mit Kies angefüllt und schließlich noch mit einem ge-
eigneten Materiale, z. B. flüssigem Pech, ausgegossen. In der neueren
Zeit ist an Stelle des Steinpflasters vielfach das Holzpflaster getreten.
Bei dieser Art von Pflasterung werden Holzblöcke, welche zuvor mittels
Teer oder Chlorzink gegen Fäulnis geschützt sind, in derselben Weise
unter Benutzung von Hartpech als Bindemittel neben einander in
regelmäßigem Verbande verlegt, wie dies bei dem Steinpflaster ge-
schieht.

Eine besondere Art der in den Städten zur Anwendung kommenden
Pflaster bildet das sogenannte Asphaltpflaster. Der hierzu benutzte
Rohstoff ist der u. A. bei Limmer in der Provinz Hannover, bei See-
feld in Tirol, bei Lobsann im Elsaß gewonnene Asphaltstein, ein
mit Erdharz oder Bergteer stark versetztes Kalkgestein. Der Asphalt-
stein wird zu Pulver zerkleinert und nun so weit erwärmt, bis er zu
erweichen beginnt. In diesem Zustande wird er auf die durch Stein-
lager und Sandschüttungen sorgfältig hergestellte und geebnete Unter-
lage gebracht, worauf alsdann eine Glättung der Asphaltschicht durch

Der Verkehr zu Lande.
der Straße einzuhaltende Richtung ganz genau feſtgelegt, worauf man
mit der Vornahme der erforderlichen Felsſprengungen, der Ausführung
der nötigen Aufſchüttungen und Einſchnitte vorgeht, wobei zu beachten
iſt, daß die Steigung den Höchſtbetrag von 1 : 20 wenn irgend möglich
nicht überſchreiten ſoll. Iſt dieſes geſchehen, ſo empfiehlt es ſich, dem
Erdreich Zeit zu laſſen, ſich zu ſetzen und zu feſtigen; zu dieſem Zwecke
läßt man den Bau während des Winters ruhen und beginnt nunmehr
erſt mit der Herſtellung der eigentlichen Fahrbahn, des Oberbaues.
Dieſer wird im großen und ganzen in derſelben Weiſe gebildet, wie
wir dies bei den Römerſtraßen gezeigt haben. Es wird zunächſt das
ſogenannte Planum des Weges, welches durch den Froſt des Winters
und den Regen ſich gehörig geſetzt hat, an den Seiten mit Steinen,
den ſogenannten Bordſteinen, eingefaßt. Hierauf werden zwiſchen dieſen
mehrere Schichten von Steinen, deren Größe von der tiefſten zur
höchſten Schicht abnimmt, eingebracht, wobei die tiefſte Steinlage ſorg-
fältig nebeneinander verlegt wird, ähnlich wie es bei dem Pflaſtern
der Straßen geſchieht. Auf die oberſte Lage wird ſchließlich eine
etwa 8 cm ſtarke Schicht von Kies gebracht, und dieſe mit großen
Walzen, die entweder durch Menſchen und Pferde oder durch Dampf-
kraft bewegt werden, geglättet.

Bei der Herſtellung der gepflaſterten Straßen hat man zu unter-
ſcheiden, wenn wir von dem hin und wieder angewendeten eiſernen
Pflaſter abſehen, das Steinpflaſter, das Holzpflaſter und das Asphalt-
pflaſter. Hinſichtlich des Steinpflaſters iſt das weſentliche bereits bei
der Herſtellung der Römerſtraßen und der Chauſſeeen geſagt. Auch
hier werden zunächſt mehrere Steinlagen über einander gepackt, auf
dieſe eine Kiesſchicht gebracht, und in dieſe werden alsdann die Steine
verlegt. Die zwiſchen denſelben verbleibenden Fugen werden bei beſſeren
Ausführungen mit Kies angefüllt und ſchließlich noch mit einem ge-
eigneten Materiale, z. B. flüſſigem Pech, ausgegoſſen. In der neueren
Zeit iſt an Stelle des Steinpflaſters vielfach das Holzpflaſter getreten.
Bei dieſer Art von Pflaſterung werden Holzblöcke, welche zuvor mittels
Teer oder Chlorzink gegen Fäulnis geſchützt ſind, in derſelben Weiſe
unter Benutzung von Hartpech als Bindemittel neben einander in
regelmäßigem Verbande verlegt, wie dies bei dem Steinpflaſter ge-
ſchieht.

Eine beſondere Art der in den Städten zur Anwendung kommenden
Pflaſter bildet das ſogenannte Asphaltpflaſter. Der hierzu benutzte
Rohſtoff iſt der u. A. bei Limmer in der Provinz Hannover, bei See-
feld in Tirol, bei Lobſann im Elſaß gewonnene Asphaltſtein, ein
mit Erdharz oder Bergteer ſtark verſetztes Kalkgeſtein. Der Asphalt-
ſtein wird zu Pulver zerkleinert und nun ſo weit erwärmt, bis er zu
erweichen beginnt. In dieſem Zuſtande wird er auf die durch Stein-
lager und Sandſchüttungen ſorgfältig hergeſtellte und geebnete Unter-
lage gebracht, worauf alsdann eine Glättung der Asphaltſchicht durch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0740" n="722"/><fw place="top" type="header">Der Verkehr zu Lande.</fw><lb/>
der Straße einzuhaltende Richtung ganz genau fe&#x017F;tgelegt, worauf man<lb/>
mit der Vornahme der erforderlichen Fels&#x017F;prengungen, der Ausführung<lb/>
der nötigen Auf&#x017F;chüttungen und Ein&#x017F;chnitte vorgeht, wobei zu beachten<lb/>
i&#x017F;t, daß die Steigung den Höch&#x017F;tbetrag von 1 : 20 wenn irgend möglich<lb/>
nicht über&#x017F;chreiten &#x017F;oll. I&#x017F;t die&#x017F;es ge&#x017F;chehen, &#x017F;o empfiehlt es &#x017F;ich, dem<lb/>
Erdreich Zeit zu la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ich zu &#x017F;etzen und zu fe&#x017F;tigen; zu die&#x017F;em Zwecke<lb/>
läßt man den Bau während des Winters ruhen und beginnt nunmehr<lb/>
er&#x017F;t mit der Her&#x017F;tellung der eigentlichen Fahrbahn, des Oberbaues.<lb/>
Die&#x017F;er wird im großen und ganzen in der&#x017F;elben Wei&#x017F;e gebildet, wie<lb/>
wir dies bei den Römer&#x017F;traßen gezeigt haben. Es wird zunäch&#x017F;t das<lb/>
&#x017F;ogenannte Planum des Weges, welches durch den Fro&#x017F;t des Winters<lb/>
und den Regen &#x017F;ich gehörig ge&#x017F;etzt hat, an den Seiten mit Steinen,<lb/>
den &#x017F;ogenannten Bord&#x017F;teinen, eingefaßt. Hierauf werden zwi&#x017F;chen die&#x017F;en<lb/>
mehrere Schichten von Steinen, deren Größe von der tief&#x017F;ten zur<lb/>
höch&#x017F;ten Schicht abnimmt, eingebracht, wobei die tief&#x017F;te Steinlage &#x017F;org-<lb/>
fältig nebeneinander verlegt wird, ähnlich wie es bei dem Pfla&#x017F;tern<lb/>
der Straßen ge&#x017F;chieht. Auf die ober&#x017F;te Lage wird &#x017F;chließlich eine<lb/>
etwa 8 <hi rendition="#aq">cm</hi> &#x017F;tarke Schicht von Kies gebracht, und die&#x017F;e mit großen<lb/>
Walzen, die entweder durch Men&#x017F;chen und Pferde oder durch Dampf-<lb/>
kraft bewegt werden, geglättet.</p><lb/>
              <p>Bei der Her&#x017F;tellung der gepfla&#x017F;terten Straßen hat man zu unter-<lb/>
&#x017F;cheiden, wenn wir von dem hin und wieder angewendeten ei&#x017F;ernen<lb/>
Pfla&#x017F;ter ab&#x017F;ehen, das Steinpfla&#x017F;ter, das Holzpfla&#x017F;ter und das Asphalt-<lb/>
pfla&#x017F;ter. Hin&#x017F;ichtlich des Steinpfla&#x017F;ters i&#x017F;t das we&#x017F;entliche bereits bei<lb/>
der Her&#x017F;tellung der Römer&#x017F;traßen und der Chau&#x017F;&#x017F;eeen ge&#x017F;agt. Auch<lb/>
hier werden zunäch&#x017F;t mehrere Steinlagen über einander gepackt, auf<lb/>
die&#x017F;e eine Kies&#x017F;chicht gebracht, und in die&#x017F;e werden alsdann die Steine<lb/>
verlegt. Die zwi&#x017F;chen den&#x017F;elben verbleibenden Fugen werden bei be&#x017F;&#x017F;eren<lb/>
Ausführungen mit Kies angefüllt und &#x017F;chließlich noch mit einem ge-<lb/>
eigneten Materiale, z. B. flü&#x017F;&#x017F;igem Pech, ausgego&#x017F;&#x017F;en. In der neueren<lb/>
Zeit i&#x017F;t an Stelle des Steinpfla&#x017F;ters vielfach das <hi rendition="#g">Holzpfla&#x017F;ter</hi> getreten.<lb/>
Bei die&#x017F;er Art von Pfla&#x017F;terung werden Holzblöcke, welche zuvor mittels<lb/>
Teer oder Chlorzink gegen Fäulnis ge&#x017F;chützt &#x017F;ind, in der&#x017F;elben Wei&#x017F;e<lb/>
unter Benutzung von Hartpech als Bindemittel neben einander in<lb/>
regelmäßigem Verbande verlegt, wie dies bei dem Steinpfla&#x017F;ter ge-<lb/>
&#x017F;chieht.</p><lb/>
              <p>Eine be&#x017F;ondere Art der in den Städten zur Anwendung kommenden<lb/>
Pfla&#x017F;ter bildet das &#x017F;ogenannte <hi rendition="#g">Asphaltpfla&#x017F;ter</hi>. Der hierzu benutzte<lb/>
Roh&#x017F;toff i&#x017F;t der u. A. bei Limmer in der Provinz Hannover, bei See-<lb/>
feld in Tirol, bei Lob&#x017F;ann im El&#x017F;aß gewonnene Asphalt&#x017F;tein, ein<lb/>
mit Erdharz oder Bergteer &#x017F;tark ver&#x017F;etztes Kalkge&#x017F;tein. Der Asphalt-<lb/>
&#x017F;tein wird zu Pulver zerkleinert und nun &#x017F;o weit erwärmt, bis er zu<lb/>
erweichen beginnt. In die&#x017F;em Zu&#x017F;tande wird er auf die durch Stein-<lb/>
lager und Sand&#x017F;chüttungen &#x017F;orgfältig herge&#x017F;tellte und geebnete Unter-<lb/>
lage gebracht, worauf alsdann eine Glättung der Asphalt&#x017F;chicht durch<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[722/0740] Der Verkehr zu Lande. der Straße einzuhaltende Richtung ganz genau feſtgelegt, worauf man mit der Vornahme der erforderlichen Felsſprengungen, der Ausführung der nötigen Aufſchüttungen und Einſchnitte vorgeht, wobei zu beachten iſt, daß die Steigung den Höchſtbetrag von 1 : 20 wenn irgend möglich nicht überſchreiten ſoll. Iſt dieſes geſchehen, ſo empfiehlt es ſich, dem Erdreich Zeit zu laſſen, ſich zu ſetzen und zu feſtigen; zu dieſem Zwecke läßt man den Bau während des Winters ruhen und beginnt nunmehr erſt mit der Herſtellung der eigentlichen Fahrbahn, des Oberbaues. Dieſer wird im großen und ganzen in derſelben Weiſe gebildet, wie wir dies bei den Römerſtraßen gezeigt haben. Es wird zunächſt das ſogenannte Planum des Weges, welches durch den Froſt des Winters und den Regen ſich gehörig geſetzt hat, an den Seiten mit Steinen, den ſogenannten Bordſteinen, eingefaßt. Hierauf werden zwiſchen dieſen mehrere Schichten von Steinen, deren Größe von der tiefſten zur höchſten Schicht abnimmt, eingebracht, wobei die tiefſte Steinlage ſorg- fältig nebeneinander verlegt wird, ähnlich wie es bei dem Pflaſtern der Straßen geſchieht. Auf die oberſte Lage wird ſchließlich eine etwa 8 cm ſtarke Schicht von Kies gebracht, und dieſe mit großen Walzen, die entweder durch Menſchen und Pferde oder durch Dampf- kraft bewegt werden, geglättet. Bei der Herſtellung der gepflaſterten Straßen hat man zu unter- ſcheiden, wenn wir von dem hin und wieder angewendeten eiſernen Pflaſter abſehen, das Steinpflaſter, das Holzpflaſter und das Asphalt- pflaſter. Hinſichtlich des Steinpflaſters iſt das weſentliche bereits bei der Herſtellung der Römerſtraßen und der Chauſſeeen geſagt. Auch hier werden zunächſt mehrere Steinlagen über einander gepackt, auf dieſe eine Kiesſchicht gebracht, und in dieſe werden alsdann die Steine verlegt. Die zwiſchen denſelben verbleibenden Fugen werden bei beſſeren Ausführungen mit Kies angefüllt und ſchließlich noch mit einem ge- eigneten Materiale, z. B. flüſſigem Pech, ausgegoſſen. In der neueren Zeit iſt an Stelle des Steinpflaſters vielfach das Holzpflaſter getreten. Bei dieſer Art von Pflaſterung werden Holzblöcke, welche zuvor mittels Teer oder Chlorzink gegen Fäulnis geſchützt ſind, in derſelben Weiſe unter Benutzung von Hartpech als Bindemittel neben einander in regelmäßigem Verbande verlegt, wie dies bei dem Steinpflaſter ge- ſchieht. Eine beſondere Art der in den Städten zur Anwendung kommenden Pflaſter bildet das ſogenannte Asphaltpflaſter. Der hierzu benutzte Rohſtoff iſt der u. A. bei Limmer in der Provinz Hannover, bei See- feld in Tirol, bei Lobſann im Elſaß gewonnene Asphaltſtein, ein mit Erdharz oder Bergteer ſtark verſetztes Kalkgeſtein. Der Asphalt- ſtein wird zu Pulver zerkleinert und nun ſo weit erwärmt, bis er zu erweichen beginnt. In dieſem Zuſtande wird er auf die durch Stein- lager und Sandſchüttungen ſorgfältig hergeſtellte und geebnete Unter- lage gebracht, worauf alsdann eine Glättung der Asphaltſchicht durch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/740
Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 722. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/740>, abgerufen am 23.11.2024.