des Thonschiefers und läßt sich nur mit ziemlichem Kraftaufwand zwischen den Händen zerbrechen. Die Operation des Dichtens hat erstens den sehr wichtigen Zweck, einer Entmischung der spezifisch ver- schieden schweren Gemengteile des Pulvers bei dessen Transport vor- zubeugen; sodann wird bei dieser Arbeit der Pulversatz auf einen kleineren Raum zusammengedrängt, also die Entzündlichkeit und die Wirkung wesentlich erhöht.
Der zerbrochene Pulverkuchen wird nun gekörnt, um dem Pulver die für seine verschiedene Verwendung passende Korngröße zu geben und hierdurch dafür zu sorgen, daß ein späteres Zerbröckeln zu Mehl- pulver unmöglich gemacht wird. Es ist nämlich leicht einzusehen, daß die Schnelligkeit, mit welcher das Pulver abbrennt, zum großen Teil davon abhängt, ob zwischen den einzelnen Körnern Spielraum für die durch- schlagende Flamme vorhanden ist, oder nicht. In der That hat man gefunden, daß das häufig zu Feuerwerkssätzen verwendete Mehlpulver viel langsamer abbrennt, als hinreichend gekörntes Pulver, und daß bei fest eingepreßtem Mehlpulver die Explosionswirkung sogar eine viel geringere sein kann. Das Körnen erfolgt zunächst durch Zerkleinern des Pulverkuchens auf dem Schrotsiebe. Es ist dies ein ziemlich grobes Sieb, in welchem der Kuchen durch den Läufer, eine linsen- förmige Scheibe von hartem Holz, die man oft noch mit Blei be- schwert, zerschrotet wird. Die Stücke fallen durch die Löcher des fort- während in rüttelnder Bewegung befindlichen Schrotsiebes auf ein Kornsieb von Messingdraht, in welchem das Pulverkorn die richtige Größe erhält, um auch durch die Löcher dieses Siebes zu gleiten und endlich auf dem Staubsiebe von den Staubteilen getrennt zu werden. Für bessere Pulversorten, besonders Jagdpulver, welches durch seinen höheren Preis kostspieligere Einrichtungen gestattet, hat man vollständige Körnmaschinen, die aus acht selbständig arbeitenden Apparaten be- stehen. Die ersten Kornsiebe liefern noch grobe Stücke, damit nicht zuviel Staub entsteht; erst die mittleren geben dem Korn die richtige Größe und lassen es durchpassieren, während das auf ihnen liegen- bleibende Grobkorn den Schrotsieben noch einmal zugeführt wird. Das gute Korn wird durch Laufschläuche aus der Maschine weg- geführt. Das Schütteln der Siebe wird durch Excenter oder Krumm- zapfen einer gemeinsamen Welle bewirkt (s. Fig. 395). Auch die Einrichtung der Körnvorrichtungen der einzelnen Pulverfabriken ist, wenn sie sich auch im wesentlichen den geschilderten anschließen, fast bei einer jeden verschieden. Besonders zu erwähnen ist höchstens die von der allgemein üblichen abweichende Congrevesche Körnmethode, bei welcher der Pulverkuchen zwischen zwei mit vierkantigen Spitzen besetzten Messingwalzen zerrieben wird.
Besondere Behandlung und Vorrichtungen sind für das Körnen derjenigen Pulversorten notwendig, deren Verwendung ein möglichst langsames Abbrennen erfordert, also besonders der Geschützpulver. Es
Die Sprengſtoffe und ihre Verwendung.
des Thonſchiefers und läßt ſich nur mit ziemlichem Kraftaufwand zwiſchen den Händen zerbrechen. Die Operation des Dichtens hat erſtens den ſehr wichtigen Zweck, einer Entmiſchung der ſpezifiſch ver- ſchieden ſchweren Gemengteile des Pulvers bei deſſen Transport vor- zubeugen; ſodann wird bei dieſer Arbeit der Pulverſatz auf einen kleineren Raum zuſammengedrängt, alſo die Entzündlichkeit und die Wirkung weſentlich erhöht.
Der zerbrochene Pulverkuchen wird nun gekörnt, um dem Pulver die für ſeine verſchiedene Verwendung paſſende Korngröße zu geben und hierdurch dafür zu ſorgen, daß ein ſpäteres Zerbröckeln zu Mehl- pulver unmöglich gemacht wird. Es iſt nämlich leicht einzuſehen, daß die Schnelligkeit, mit welcher das Pulver abbrennt, zum großen Teil davon abhängt, ob zwiſchen den einzelnen Körnern Spielraum für die durch- ſchlagende Flamme vorhanden iſt, oder nicht. In der That hat man gefunden, daß das häufig zu Feuerwerksſätzen verwendete Mehlpulver viel langſamer abbrennt, als hinreichend gekörntes Pulver, und daß bei feſt eingepreßtem Mehlpulver die Exploſionswirkung ſogar eine viel geringere ſein kann. Das Körnen erfolgt zunächſt durch Zerkleinern des Pulverkuchens auf dem Schrotſiebe. Es iſt dies ein ziemlich grobes Sieb, in welchem der Kuchen durch den Läufer, eine linſen- förmige Scheibe von hartem Holz, die man oft noch mit Blei be- ſchwert, zerſchrotet wird. Die Stücke fallen durch die Löcher des fort- während in rüttelnder Bewegung befindlichen Schrotſiebes auf ein Kornſieb von Meſſingdraht, in welchem das Pulverkorn die richtige Größe erhält, um auch durch die Löcher dieſes Siebes zu gleiten und endlich auf dem Staubſiebe von den Staubteilen getrennt zu werden. Für beſſere Pulverſorten, beſonders Jagdpulver, welches durch ſeinen höheren Preis koſtſpieligere Einrichtungen geſtattet, hat man vollſtändige Körnmaſchinen, die aus acht ſelbſtändig arbeitenden Apparaten be- ſtehen. Die erſten Kornſiebe liefern noch grobe Stücke, damit nicht zuviel Staub entſteht; erſt die mittleren geben dem Korn die richtige Größe und laſſen es durchpaſſieren, während das auf ihnen liegen- bleibende Grobkorn den Schrotſieben noch einmal zugeführt wird. Das gute Korn wird durch Laufſchläuche aus der Maſchine weg- geführt. Das Schütteln der Siebe wird durch Excenter oder Krumm- zapfen einer gemeinſamen Welle bewirkt (ſ. Fig. 395). Auch die Einrichtung der Körnvorrichtungen der einzelnen Pulverfabriken iſt, wenn ſie ſich auch im weſentlichen den geſchilderten anſchließen, faſt bei einer jeden verſchieden. Beſonders zu erwähnen iſt höchſtens die von der allgemein üblichen abweichende Congreveſche Körnmethode, bei welcher der Pulverkuchen zwiſchen zwei mit vierkantigen Spitzen beſetzten Meſſingwalzen zerrieben wird.
Beſondere Behandlung und Vorrichtungen ſind für das Körnen derjenigen Pulverſorten notwendig, deren Verwendung ein möglichſt langſames Abbrennen erfordert, alſo beſonders der Geſchützpulver. Es
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Die Sprengſtoffe und ihre Verwendung.
des Thonſchiefers und läßt ſich nur mit ziemlichem Kraftaufwand
zwiſchen den Händen zerbrechen. Die Operation des Dichtens hat
erſtens den ſehr wichtigen Zweck, einer Entmiſchung der ſpezifiſch ver-
ſchieden ſchweren Gemengteile des Pulvers bei deſſen Transport vor-
zubeugen; ſodann wird bei dieſer Arbeit der Pulverſatz auf einen
kleineren Raum zuſammengedrängt, alſo die Entzündlichkeit und die
Wirkung weſentlich erhöht.
Der zerbrochene Pulverkuchen wird nun gekörnt, um dem Pulver
die für ſeine verſchiedene Verwendung paſſende Korngröße zu geben
und hierdurch dafür zu ſorgen, daß ein ſpäteres Zerbröckeln zu Mehl-
pulver unmöglich gemacht wird. Es iſt nämlich leicht einzuſehen, daß
die Schnelligkeit, mit welcher das Pulver abbrennt, zum großen Teil davon
abhängt, ob zwiſchen den einzelnen Körnern Spielraum für die durch-
ſchlagende Flamme vorhanden iſt, oder nicht. In der That hat man
gefunden, daß das häufig zu Feuerwerksſätzen verwendete Mehlpulver
viel langſamer abbrennt, als hinreichend gekörntes Pulver, und daß
bei feſt eingepreßtem Mehlpulver die Exploſionswirkung ſogar eine viel
geringere ſein kann. Das Körnen erfolgt zunächſt durch Zerkleinern
des Pulverkuchens auf dem Schrotſiebe. Es iſt dies ein ziemlich
grobes Sieb, in welchem der Kuchen durch den Läufer, eine linſen-
förmige Scheibe von hartem Holz, die man oft noch mit Blei be-
ſchwert, zerſchrotet wird. Die Stücke fallen durch die Löcher des fort-
während in rüttelnder Bewegung befindlichen Schrotſiebes auf ein
Kornſieb von Meſſingdraht, in welchem das Pulverkorn die richtige
Größe erhält, um auch durch die Löcher dieſes Siebes zu gleiten und
endlich auf dem Staubſiebe von den Staubteilen getrennt zu werden.
Für beſſere Pulverſorten, beſonders Jagdpulver, welches durch ſeinen
höheren Preis koſtſpieligere Einrichtungen geſtattet, hat man vollſtändige
Körnmaſchinen, die aus acht ſelbſtändig arbeitenden Apparaten be-
ſtehen. Die erſten Kornſiebe liefern noch grobe Stücke, damit nicht
zuviel Staub entſteht; erſt die mittleren geben dem Korn die richtige
Größe und laſſen es durchpaſſieren, während das auf ihnen liegen-
bleibende Grobkorn den Schrotſieben noch einmal zugeführt wird.
Das gute Korn wird durch Laufſchläuche aus der Maſchine weg-
geführt. Das Schütteln der Siebe wird durch Excenter oder Krumm-
zapfen einer gemeinſamen Welle bewirkt (ſ. Fig. 395). Auch die
Einrichtung der Körnvorrichtungen der einzelnen Pulverfabriken iſt,
wenn ſie ſich auch im weſentlichen den geſchilderten anſchließen, faſt
bei einer jeden verſchieden. Beſonders zu erwähnen iſt höchſtens die
von der allgemein üblichen abweichende Congreveſche Körnmethode,
bei welcher der Pulverkuchen zwiſchen zwei mit vierkantigen Spitzen
beſetzten Meſſingwalzen zerrieben wird.
Beſondere Behandlung und Vorrichtungen ſind für das Körnen
derjenigen Pulverſorten notwendig, deren Verwendung ein möglichſt
langſames Abbrennen erfordert, alſo beſonders der Geſchützpulver. Es
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 696. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/714>, abgerufen am 23.11.2024.
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