gießen und das Instrumentschwingen zu umgehen, und da der Druck der Metallsäule nicht ausreichte, um die feinsten Vertiefungen genügend auszufüllen, so ließ man einen schweren Gegenstand auf das Metall fallen, das dadurch mit großer Vehemenz in die Form getrieben ward. Von diesem Prinzip machten Lehmann und Mohr in Berlin bei der Erfindung ihrer sogenannten Klischiermaschine Gebrauch. Bei letzterer ist die Gießform, in welche die Matrize mit dem Abschlag nach unten von oben hineingesetzt ist, auf einer gußeisernen Grundplatte befestigt. Neben der Form befindet sich eine große Einflußöffnung, die mittels eines engen Kanals durch die Seitenwand der Form hindurch mit dieser in Verbindung steht. Über der großen Eingußöffnung ist eine vollkommene Ramme eingerichtet. In senkrechten Leitungen bewegt sich eine Eisenstange auf und ab, die oben mit einer Eisenkugel beschwert ist, unten aber einen würfelförmigen, eisernen, genau in die Einguß- öffnung passenden Klotz, den Rammbär, trägt. Läßt man jetzt so viel Metall in die Einflußöffnung wie nötig ist, um die Form ganz zu füllen, so wird beim Herabfallen des Bären das Metall durch den Seitenkanal mit großer Gewalt in die Form gedrückt. Feine Luft- kanälchen in der Form, sorgen für schnelles Entweichen der einge- schlossenen Luft. Namentlich für große Buchstaben hat die Klischier- maschine vielfache Anwendung gefunden.
Im Jahre 1844 kam eine Vorrichtung auf, bei welcher das Schriftmetall durch eine kleine eiserne Druckpumpe mit Handbetrieb in die Formen gespritzt wurde, aber bei dem raschen Eindringen des Metalls in das Instrument vermag die Luft nicht schnell genug zu entweichen, so daß in den Lettern Höhlungen und Blasen entstehen. Die Gießpumpe für den Handbetrieb wenigstens hat daher nicht recht Eingang gefunden.
Als das Zeitungswesen eine immer größere Verbreitung gewann, da reichte die Leistung eines Handarbeiters nicht mehr aus, um dem Letternverbrauch Genüge zu leisten; und man sann darauf, Lettern- gießmaschinen zu erfinden. Dieselben verwerten alle die Gießpumpe; und alle Bewegungen, das Pumpen, das Öffnen und Schließen der Form, das Heranbringen derselben an das Mundstück der Pumpe, das Zurückziehen und Herauswerfen der gegossenen Typen, alles wird durch besondere Mechanismen bewirkt, die durch Umdrehung der Kurbel an einem Schwungrade in Bewegung gesetzt werden. Die Maschine liefert etwa fünfmal so viel wie ein geübter Arbeiter, also bis zu 20000 Typen bei zehnstündiger Arbeitszeit. Der erste, der Gießmaschinen einführte, war 1815 Didot in Paris. Die erste wirklich allen Anforderungen entsprechende konstruierte 1835 der Amerikaner White zu Boston. Bis zum heutigen Tage sind inzwischen eine große Anzahl teils neuer Maschinen erfunden, teils älterer verbessert.
Nachdem die Typen gegossen sind, werden sie durch Abbrechen des pyramidenförmigen Gußzapfens, Abschleifen des Grates und end-
Das Buch der Erfindungen. 41
Das Gießen.
gießen und das Inſtrumentſchwingen zu umgehen, und da der Druck der Metallſäule nicht ausreichte, um die feinſten Vertiefungen genügend auszufüllen, ſo ließ man einen ſchweren Gegenſtand auf das Metall fallen, das dadurch mit großer Vehemenz in die Form getrieben ward. Von dieſem Prinzip machten Lehmann und Mohr in Berlin bei der Erfindung ihrer ſogenannten Kliſchiermaſchine Gebrauch. Bei letzterer iſt die Gießform, in welche die Matrize mit dem Abſchlag nach unten von oben hineingeſetzt iſt, auf einer gußeiſernen Grundplatte befeſtigt. Neben der Form befindet ſich eine große Einflußöffnung, die mittels eines engen Kanals durch die Seitenwand der Form hindurch mit dieſer in Verbindung ſteht. Über der großen Eingußöffnung iſt eine vollkommene Ramme eingerichtet. In ſenkrechten Leitungen bewegt ſich eine Eiſenſtange auf und ab, die oben mit einer Eiſenkugel beſchwert iſt, unten aber einen würfelförmigen, eiſernen, genau in die Einguß- öffnung paſſenden Klotz, den Rammbär, trägt. Läßt man jetzt ſo viel Metall in die Einflußöffnung wie nötig iſt, um die Form ganz zu füllen, ſo wird beim Herabfallen des Bären das Metall durch den Seitenkanal mit großer Gewalt in die Form gedrückt. Feine Luft- kanälchen in der Form, ſorgen für ſchnelles Entweichen der einge- ſchloſſenen Luft. Namentlich für große Buchſtaben hat die Kliſchier- maſchine vielfache Anwendung gefunden.
Im Jahre 1844 kam eine Vorrichtung auf, bei welcher das Schriftmetall durch eine kleine eiſerne Druckpumpe mit Handbetrieb in die Formen geſpritzt wurde, aber bei dem raſchen Eindringen des Metalls in das Inſtrument vermag die Luft nicht ſchnell genug zu entweichen, ſo daß in den Lettern Höhlungen und Blaſen entſtehen. Die Gießpumpe für den Handbetrieb wenigſtens hat daher nicht recht Eingang gefunden.
Als das Zeitungsweſen eine immer größere Verbreitung gewann, da reichte die Leiſtung eines Handarbeiters nicht mehr aus, um dem Letternverbrauch Genüge zu leiſten; und man ſann darauf, Lettern- gießmaſchinen zu erfinden. Dieſelben verwerten alle die Gießpumpe; und alle Bewegungen, das Pumpen, das Öffnen und Schließen der Form, das Heranbringen derſelben an das Mundſtück der Pumpe, das Zurückziehen und Herauswerfen der gegoſſenen Typen, alles wird durch beſondere Mechanismen bewirkt, die durch Umdrehung der Kurbel an einem Schwungrade in Bewegung geſetzt werden. Die Maſchine liefert etwa fünfmal ſo viel wie ein geübter Arbeiter, alſo bis zu 20000 Typen bei zehnſtündiger Arbeitszeit. Der erſte, der Gießmaſchinen einführte, war 1815 Didot in Paris. Die erſte wirklich allen Anforderungen entſprechende konſtruierte 1835 der Amerikaner White zu Boſton. Bis zum heutigen Tage ſind inzwiſchen eine große Anzahl teils neuer Maſchinen erfunden, teils älterer verbeſſert.
Nachdem die Typen gegoſſen ſind, werden ſie durch Abbrechen des pyramidenförmigen Gußzapfens, Abſchleifen des Grates und end-
Das Buch der Erfindungen. 41
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Das Gießen.
gießen und das Inſtrumentſchwingen zu umgehen, und da der Druck
der Metallſäule nicht ausreichte, um die feinſten Vertiefungen genügend
auszufüllen, ſo ließ man einen ſchweren Gegenſtand auf das Metall
fallen, das dadurch mit großer Vehemenz in die Form getrieben ward.
Von dieſem Prinzip machten Lehmann und Mohr in Berlin bei der
Erfindung ihrer ſogenannten Kliſchiermaſchine Gebrauch. Bei letzterer
iſt die Gießform, in welche die Matrize mit dem Abſchlag nach unten
von oben hineingeſetzt iſt, auf einer gußeiſernen Grundplatte befeſtigt.
Neben der Form befindet ſich eine große Einflußöffnung, die mittels
eines engen Kanals durch die Seitenwand der Form hindurch mit
dieſer in Verbindung ſteht. Über der großen Eingußöffnung iſt eine
vollkommene Ramme eingerichtet. In ſenkrechten Leitungen bewegt ſich
eine Eiſenſtange auf und ab, die oben mit einer Eiſenkugel beſchwert
iſt, unten aber einen würfelförmigen, eiſernen, genau in die Einguß-
öffnung paſſenden Klotz, den Rammbär, trägt. Läßt man jetzt
ſo viel Metall in die Einflußöffnung wie nötig iſt, um die Form ganz
zu füllen, ſo wird beim Herabfallen des Bären das Metall durch den
Seitenkanal mit großer Gewalt in die Form gedrückt. Feine Luft-
kanälchen in der Form, ſorgen für ſchnelles Entweichen der einge-
ſchloſſenen Luft. Namentlich für große Buchſtaben hat die Kliſchier-
maſchine vielfache Anwendung gefunden.
Im Jahre 1844 kam eine Vorrichtung auf, bei welcher das
Schriftmetall durch eine kleine eiſerne Druckpumpe mit Handbetrieb in
die Formen geſpritzt wurde, aber bei dem raſchen Eindringen des
Metalls in das Inſtrument vermag die Luft nicht ſchnell genug zu
entweichen, ſo daß in den Lettern Höhlungen und Blaſen entſtehen.
Die Gießpumpe für den Handbetrieb wenigſtens hat daher nicht recht
Eingang gefunden.
Als das Zeitungsweſen eine immer größere Verbreitung gewann,
da reichte die Leiſtung eines Handarbeiters nicht mehr aus, um dem
Letternverbrauch Genüge zu leiſten; und man ſann darauf, Lettern-
gießmaſchinen zu erfinden. Dieſelben verwerten alle die Gießpumpe;
und alle Bewegungen, das Pumpen, das Öffnen und Schließen der
Form, das Heranbringen derſelben an das Mundſtück der Pumpe,
das Zurückziehen und Herauswerfen der gegoſſenen Typen, alles
wird durch beſondere Mechanismen bewirkt, die durch Umdrehung
der Kurbel an einem Schwungrade in Bewegung geſetzt werden. Die
Maſchine liefert etwa fünfmal ſo viel wie ein geübter Arbeiter, alſo
bis zu 20000 Typen bei zehnſtündiger Arbeitszeit. Der erſte, der
Gießmaſchinen einführte, war 1815 Didot in Paris. Die erſte wirklich
allen Anforderungen entſprechende konſtruierte 1835 der Amerikaner
White zu Boſton. Bis zum heutigen Tage ſind inzwiſchen eine große
Anzahl teils neuer Maſchinen erfunden, teils älterer verbeſſert.
Nachdem die Typen gegoſſen ſind, werden ſie durch Abbrechen
des pyramidenförmigen Gußzapfens, Abſchleifen des Grates und end-
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/659>, abgerufen am 22.11.2024.
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