Das Räuchern, dessen Wirkung bereits vorhin erwähnt wurde, hat nur insofern Verbesserungen erfahren, als der Bau der Raucher- kammern verändert wurde. Diese Verbesserungen gehen alle darauf hinaus, sowohl das Feuermaterial rationeller auszunutzen, als auch den Zweck des Räucherns selbst durch die Art des erzeugten Rauches in höherem Maße zu erreichen.
Das Konservieren des Fleisches mittels Frostes hingegen hat in den letzten Jahren, der Vervollkommnung der Eismaschinen entsprechend, ganz wesentliche Erweiterungen erfahren. Was im nördlichen Rußland von jeher auf natürlichem Wege möglich und üblich war, das Fleisch in gefrorenem Zustande auf ungeheuer weite Entfernungen unverdorben und schmackhaft zu Markte zu bringen, ist jetzt durch künstliche Er- zeugung der Kälte auch für andere Länder eingeführt, und heute passiert das Fleisch im gefrorenen Zustande sogar die Tropen, denn es wird gefrorenes Fleisch aus Australien und Südamerika auf dem Londoner Markte verkauft. Die in diesen Ländern geschlachteten Tiere läßt man in Schiffen, welche mit großen Kältemaschinen versehen sind, einfrieren, und erhält das Fleisch durch diese Maschinen während der ganzen Zeit der Reise im gefrorenen Zustande, in welchem ein Verderben desselben bekanntlich ganz ausgeschlossen ist.
Die den anderen Nahrungsmitteln entsprechenden Verfälschungen giebt es bei dem unzubereiteten Fleische nicht, wohl aber eine Minder- wertigkeit bezw. direkte Schädlichkeit desselben durch Behaftung mit Krankheitsstoffen oder Parasiten, wie Finnen und Trichinen, endlich kann die Minderwertigkeit auch dadurch bedingt sein, daß das be- treffende Fleisch von zu jungen Tieren stammt. Als Schutz hiergegen giebt es nur ein wirklich ausreichendes Mittel, und das ist die obli- gatorische Fleischbeschau, welche wiederum nur nach Aufhebung aller Privatschlachthäuser und Einrichtung von öffentlichen Schlachthäusern für eine jede Stadt in genügender Weise durchführbar ist. In den großen Städten sind diese öffentlichen Schlachthäuser schon vielfach ein- geführt, und werden bei dem großen Wert, der heute mit Recht von den Behörden auf Beachtung aller sanitären Vorschriften gelegt wird, bald allgemein verbreitet sein. Dr. Max Weitz.
Das Fleiſch.
Das Räuchern, deſſen Wirkung bereits vorhin erwähnt wurde, hat nur inſofern Verbeſſerungen erfahren, als der Bau der Raucher- kammern verändert wurde. Dieſe Verbeſſerungen gehen alle darauf hinaus, ſowohl das Feuermaterial rationeller auszunutzen, als auch den Zweck des Räucherns ſelbſt durch die Art des erzeugten Rauches in höherem Maße zu erreichen.
Das Konſervieren des Fleiſches mittels Froſtes hingegen hat in den letzten Jahren, der Vervollkommnung der Eismaſchinen entſprechend, ganz weſentliche Erweiterungen erfahren. Was im nördlichen Rußland von jeher auf natürlichem Wege möglich und üblich war, das Fleiſch in gefrorenem Zuſtande auf ungeheuer weite Entfernungen unverdorben und ſchmackhaft zu Markte zu bringen, iſt jetzt durch künſtliche Er- zeugung der Kälte auch für andere Länder eingeführt, und heute paſſiert das Fleiſch im gefrorenen Zuſtande ſogar die Tropen, denn es wird gefrorenes Fleiſch aus Auſtralien und Südamerika auf dem Londoner Markte verkauft. Die in dieſen Ländern geſchlachteten Tiere läßt man in Schiffen, welche mit großen Kältemaſchinen verſehen ſind, einfrieren, und erhält das Fleiſch durch dieſe Maſchinen während der ganzen Zeit der Reiſe im gefrorenen Zuſtande, in welchem ein Verderben desſelben bekanntlich ganz ausgeſchloſſen iſt.
Die den anderen Nahrungsmitteln entſprechenden Verfälſchungen giebt es bei dem unzubereiteten Fleiſche nicht, wohl aber eine Minder- wertigkeit bezw. direkte Schädlichkeit desſelben durch Behaftung mit Krankheitsſtoffen oder Paraſiten, wie Finnen und Trichinen, endlich kann die Minderwertigkeit auch dadurch bedingt ſein, daß das be- treffende Fleiſch von zu jungen Tieren ſtammt. Als Schutz hiergegen giebt es nur ein wirklich ausreichendes Mittel, und das iſt die obli- gatoriſche Fleiſchbeſchau, welche wiederum nur nach Aufhebung aller Privatſchlachthäuſer und Einrichtung von öffentlichen Schlachthäuſern für eine jede Stadt in genügender Weiſe durchführbar iſt. In den großen Städten ſind dieſe öffentlichen Schlachthäuſer ſchon vielfach ein- geführt, und werden bei dem großen Wert, der heute mit Recht von den Behörden auf Beachtung aller ſanitären Vorſchriften gelegt wird, bald allgemein verbreitet ſein. Dr. Max Weitz.
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Das Fleiſch.
Das Räuchern, deſſen Wirkung bereits vorhin erwähnt wurde,
hat nur inſofern Verbeſſerungen erfahren, als der Bau der Raucher-
kammern verändert wurde. Dieſe Verbeſſerungen gehen alle darauf
hinaus, ſowohl das Feuermaterial rationeller auszunutzen, als auch den
Zweck des Räucherns ſelbſt durch die Art des erzeugten Rauches in
höherem Maße zu erreichen.
Das Konſervieren des Fleiſches mittels Froſtes hingegen hat in den
letzten Jahren, der Vervollkommnung der Eismaſchinen entſprechend, ganz
weſentliche Erweiterungen erfahren. Was im nördlichen Rußland von
jeher auf natürlichem Wege möglich und üblich war, das Fleiſch in
gefrorenem Zuſtande auf ungeheuer weite Entfernungen unverdorben
und ſchmackhaft zu Markte zu bringen, iſt jetzt durch künſtliche Er-
zeugung der Kälte auch für andere Länder eingeführt, und heute paſſiert
das Fleiſch im gefrorenen Zuſtande ſogar die Tropen, denn es wird
gefrorenes Fleiſch aus Auſtralien und Südamerika auf dem Londoner
Markte verkauft. Die in dieſen Ländern geſchlachteten Tiere läßt man
in Schiffen, welche mit großen Kältemaſchinen verſehen ſind, einfrieren,
und erhält das Fleiſch durch dieſe Maſchinen während der ganzen Zeit
der Reiſe im gefrorenen Zuſtande, in welchem ein Verderben desſelben
bekanntlich ganz ausgeſchloſſen iſt.
Die den anderen Nahrungsmitteln entſprechenden Verfälſchungen
giebt es bei dem unzubereiteten Fleiſche nicht, wohl aber eine Minder-
wertigkeit bezw. direkte Schädlichkeit desſelben durch Behaftung mit
Krankheitsſtoffen oder Paraſiten, wie Finnen und Trichinen, endlich
kann die Minderwertigkeit auch dadurch bedingt ſein, daß das be-
treffende Fleiſch von zu jungen Tieren ſtammt. Als Schutz hiergegen
giebt es nur ein wirklich ausreichendes Mittel, und das iſt die obli-
gatoriſche Fleiſchbeſchau, welche wiederum nur nach Aufhebung aller
Privatſchlachthäuſer und Einrichtung von öffentlichen Schlachthäuſern
für eine jede Stadt in genügender Weiſe durchführbar iſt. In den
großen Städten ſind dieſe öffentlichen Schlachthäuſer ſchon vielfach ein-
geführt, und werden bei dem großen Wert, der heute mit Recht von
den Behörden auf Beachtung aller ſanitären Vorſchriften gelegt wird,
bald allgemein verbreitet ſein. Dr. Max Weitz.
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/587>, abgerufen am 22.11.2024.
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