wendung verschiedener Apparate voraus und sind daher für den Laien nicht durchführbar. So lange aber der Laie sich nicht selbst auf sehr einfache Weise von der Verfälschung der Nahrungsmittel überzeugen und somit den Wert derselben kontrolieren kann, ist für die Einschränkung des Handels damit nur wenig gethan. Sehr dankenswert sind daher für die Kaffeeuntersuchungen in hier interessierender Richtung die Arbeiten der französischen Chemiker Pade und Dupre. Diese haben gefunden, daß das spezifische Gewicht des Kaffees für gewisse Untersuchungen große Dienste leisten kann. Sie haben dasselbe von verschiedenen guten, rohen Kaffeesorten bestimmt und gefunden, daß diese je nach ihrer Art ein spezifisches Gewicht von 1,04 bis 1,37 hatten, somit alle schwerer waren als Wasser und infolgedessen in diesem untersinken mußten. Sie fanden ferner, das das spezifische Gewicht, des, wie vorher be- schrieben, behandelten havarierten Kaffees wesentlich geringer war und nur 0,9 betrug und stellten infolge ihrer zahlreichen Untersuchungen den Satz auf, daß alle rohen Kaffeesorten, deren spezifisches Gewicht unter 1,0 liegt, verdächtig sind. Da nun die zulässige Grenze gerade bei 1,0 liegt, so ist die Prüfung sehr einfach, denn man hat nur nötig, den zu prüfenden Kaffee in ein Glas kalten Wassers zu schütten und zu beobachten, ob er auf demselben schwimmt oder untergeht. Ist es ein guter, gesunder Kaffee, so liegt sein spezifisches Gewicht über 1,0, d. h. er ist schwerer als das Wasser und sinkt daher in demselben zu Boden, im anderen Falle aber schwimmt er auf dem Wasser. Der geröstete Kaffee schwimmt stets auf dem Wasser, denn sein spezifisches Gewicht beträgt nur 0,5 bis 0,65.
Viel häufiger nun als die beschriebene Behandlung des havarierten Kaffees sind die sehr verwerflichen Manipulationen beim Rösten des Rohkaffees, welche direkt darauf hinausgehen, den Konsumenten zu übervorteilen. Vorher war betont, wie wichtig das richtige Rösten des Kaffees für die Güte desselben ist, und daß es erforderlich sei, dieses Rösten bis zu einer bestimmten Grenze fortzusetzen. Während des Röstens verliert nun der Kaffee sehr stark an Gewicht und zwar je nach Alter und Sorte 17 bis 19 %, welcher Verlust ja auch zum größten Teile den höheren Preis des gerösteten Kaffees dem ungerösteten gegen- über bedingt. Nun werden verschiedene Methoden angewendet, um das verringerte Gewicht des gerösteten Kaffees durch Beschwerungs- mittel auszugleichen und auf diese Weise 10 bis 20 % anderer Sub- stanzen -- natürlich viel billigere, vollständig wertlose und im günstigsten Falle unschädliche -- zum Preise des Kaffees mitzuverkaufen. Zum Beispiel wird als ein solches Beschwerungsmittel Wasser angewendet, zwar nicht tropfbar flüssiges Wasser, denn dieses würde den Zweck bei der heißen Bohne, welche doch nach dem Erkalten nicht feucht sein darf, nicht erfüllen, sondern die Fälschung wird durch Verdichtung von Wasserdampf in den heißen Bohnen ausgeführt, und so eine Gewichts- vermehrung von mehr als 20 % erzielt, ohne daß der Kaffee feucht
Nahrungs- und Genußmittel.
wendung verſchiedener Apparate voraus und ſind daher für den Laien nicht durchführbar. So lange aber der Laie ſich nicht ſelbſt auf ſehr einfache Weiſe von der Verfälſchung der Nahrungsmittel überzeugen und ſomit den Wert derſelben kontrolieren kann, iſt für die Einſchränkung des Handels damit nur wenig gethan. Sehr dankenswert ſind daher für die Kaffeeunterſuchungen in hier intereſſierender Richtung die Arbeiten der franzöſiſchen Chemiker Padé und Dupré. Dieſe haben gefunden, daß das ſpezifiſche Gewicht des Kaffees für gewiſſe Unterſuchungen große Dienſte leiſten kann. Sie haben dasſelbe von verſchiedenen guten, rohen Kaffeeſorten beſtimmt und gefunden, daß dieſe je nach ihrer Art ein ſpezifiſches Gewicht von 1,04 bis 1,37 hatten, ſomit alle ſchwerer waren als Waſſer und infolgedeſſen in dieſem unterſinken mußten. Sie fanden ferner, das das ſpezifiſche Gewicht, des, wie vorher be- ſchrieben, behandelten havarierten Kaffees weſentlich geringer war und nur 0,9 betrug und ſtellten infolge ihrer zahlreichen Unterſuchungen den Satz auf, daß alle rohen Kaffeeſorten, deren ſpezifiſches Gewicht unter 1,0 liegt, verdächtig ſind. Da nun die zuläſſige Grenze gerade bei 1,0 liegt, ſo iſt die Prüfung ſehr einfach, denn man hat nur nötig, den zu prüfenden Kaffee in ein Glas kalten Waſſers zu ſchütten und zu beobachten, ob er auf demſelben ſchwimmt oder untergeht. Iſt es ein guter, geſunder Kaffee, ſo liegt ſein ſpezifiſches Gewicht über 1,0, d. h. er iſt ſchwerer als das Waſſer und ſinkt daher in demſelben zu Boden, im anderen Falle aber ſchwimmt er auf dem Waſſer. Der geröſtete Kaffee ſchwimmt ſtets auf dem Waſſer, denn ſein ſpezifiſches Gewicht beträgt nur 0,5 bis 0,65.
Viel häufiger nun als die beſchriebene Behandlung des havarierten Kaffees ſind die ſehr verwerflichen Manipulationen beim Röſten des Rohkaffees, welche direkt darauf hinausgehen, den Konſumenten zu übervorteilen. Vorher war betont, wie wichtig das richtige Röſten des Kaffees für die Güte desſelben iſt, und daß es erforderlich ſei, dieſes Röſten bis zu einer beſtimmten Grenze fortzuſetzen. Während des Röſtens verliert nun der Kaffee ſehr ſtark an Gewicht und zwar je nach Alter und Sorte 17 bis 19 %, welcher Verluſt ja auch zum größten Teile den höheren Preis des geröſteten Kaffees dem ungeröſteten gegen- über bedingt. Nun werden verſchiedene Methoden angewendet, um das verringerte Gewicht des geröſteten Kaffees durch Beſchwerungs- mittel auszugleichen und auf dieſe Weiſe 10 bis 20 % anderer Sub- ſtanzen — natürlich viel billigere, vollſtändig wertloſe und im günſtigſten Falle unſchädliche — zum Preiſe des Kaffees mitzuverkaufen. Zum Beiſpiel wird als ein ſolches Beſchwerungsmittel Waſſer angewendet, zwar nicht tropfbar flüſſiges Waſſer, denn dieſes würde den Zweck bei der heißen Bohne, welche doch nach dem Erkalten nicht feucht ſein darf, nicht erfüllen, ſondern die Fälſchung wird durch Verdichtung von Waſſerdampf in den heißen Bohnen ausgeführt, und ſo eine Gewichts- vermehrung von mehr als 20 % erzielt, ohne daß der Kaffee feucht
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Nahrungs- und Genußmittel.
wendung verſchiedener Apparate voraus und ſind daher für den Laien
nicht durchführbar. So lange aber der Laie ſich nicht ſelbſt auf ſehr
einfache Weiſe von der Verfälſchung der Nahrungsmittel überzeugen
und ſomit den Wert derſelben kontrolieren kann, iſt für die Einſchränkung
des Handels damit nur wenig gethan. Sehr dankenswert ſind daher
für die Kaffeeunterſuchungen in hier intereſſierender Richtung die Arbeiten
der franzöſiſchen Chemiker Padé und Dupré. Dieſe haben gefunden,
daß das ſpezifiſche Gewicht des Kaffees für gewiſſe Unterſuchungen
große Dienſte leiſten kann. Sie haben dasſelbe von verſchiedenen
guten, rohen Kaffeeſorten beſtimmt und gefunden, daß dieſe je nach
ihrer Art ein ſpezifiſches Gewicht von 1,04 bis 1,37 hatten, ſomit alle
ſchwerer waren als Waſſer und infolgedeſſen in dieſem unterſinken mußten.
Sie fanden ferner, das das ſpezifiſche Gewicht, des, wie vorher be-
ſchrieben, behandelten havarierten Kaffees weſentlich geringer war und
nur 0,9 betrug und ſtellten infolge ihrer zahlreichen Unterſuchungen
den Satz auf, daß alle rohen Kaffeeſorten, deren ſpezifiſches Gewicht
unter 1,0 liegt, verdächtig ſind. Da nun die zuläſſige Grenze gerade
bei 1,0 liegt, ſo iſt die Prüfung ſehr einfach, denn man hat nur nötig,
den zu prüfenden Kaffee in ein Glas kalten Waſſers zu ſchütten und zu
beobachten, ob er auf demſelben ſchwimmt oder untergeht. Iſt es ein
guter, geſunder Kaffee, ſo liegt ſein ſpezifiſches Gewicht über 1,0, d. h.
er iſt ſchwerer als das Waſſer und ſinkt daher in demſelben zu Boden,
im anderen Falle aber ſchwimmt er auf dem Waſſer. Der geröſtete
Kaffee ſchwimmt ſtets auf dem Waſſer, denn ſein ſpezifiſches Gewicht
beträgt nur 0,5 bis 0,65.
Viel häufiger nun als die beſchriebene Behandlung des havarierten
Kaffees ſind die ſehr verwerflichen Manipulationen beim Röſten des
Rohkaffees, welche direkt darauf hinausgehen, den Konſumenten zu
übervorteilen. Vorher war betont, wie wichtig das richtige Röſten des
Kaffees für die Güte desſelben iſt, und daß es erforderlich ſei, dieſes
Röſten bis zu einer beſtimmten Grenze fortzuſetzen. Während des
Röſtens verliert nun der Kaffee ſehr ſtark an Gewicht und zwar je nach
Alter und Sorte 17 bis 19 %, welcher Verluſt ja auch zum größten
Teile den höheren Preis des geröſteten Kaffees dem ungeröſteten gegen-
über bedingt. Nun werden verſchiedene Methoden angewendet, um
das verringerte Gewicht des geröſteten Kaffees durch Beſchwerungs-
mittel auszugleichen und auf dieſe Weiſe 10 bis 20 % anderer Sub-
ſtanzen — natürlich viel billigere, vollſtändig wertloſe und im günſtigſten
Falle unſchädliche — zum Preiſe des Kaffees mitzuverkaufen. Zum
Beiſpiel wird als ein ſolches Beſchwerungsmittel Waſſer angewendet,
zwar nicht tropfbar flüſſiges Waſſer, denn dieſes würde den Zweck bei
der heißen Bohne, welche doch nach dem Erkalten nicht feucht ſein darf,
nicht erfüllen, ſondern die Fälſchung wird durch Verdichtung von
Waſſerdampf in den heißen Bohnen ausgeführt, und ſo eine Gewichts-
vermehrung von mehr als 20 % erzielt, ohne daß der Kaffee feucht
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/546>, abgerufen am 22.11.2024.
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