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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Weinbereitung.
derben zu schützen, so glaubt man, daß eine so geringe Menge der
Salicylsäure durchaus keinen schädlichen Einfluß auf die Gesundheit
ausüben kann. Die Ansichten hierüber sind indes geteilt, und in
Frankreich z. B. ist die Verwendung der Salicylsäure für diesen Zweck
gesetzlich verboten.

Das Klarwerden der Weine geschieht bei den sog. trockenen Weinen,
welche keinen Zucker mehr enthalten, von selbst, indem sich die hefigen
Teile zu Boden setzen; bei den süßen und dickflüssigeren Weinen hin-
gegen wird durch Klären oder Schönen nachgeholfen und zwar durch
Zusatz von leim- oder eiweißähnlichen Körpern, wie Hausenblase, Leim,
Eiweiß, Blut, Milch oder Mischungen aus diesen Substanzen. Das
Gipsen des Weines hat den Zweck, die Farbe der Rotweine zu erhöhen
und die Weine klarer und haltbarer zu machen. Der gebrannte Gips
-- bekanntlich schwefelsaurer Kalk -- setzt sich mit dem weinsauren
Kali in weinsauren Kalk um, welcher unlöslich ist und sich abscheidet,
während schwefelsaures Kali gelöst bleibt. Auch über die Nützlichkeit
oder Schädlichkeit des Gipsens ist ein heftiger Streit entbrannt, und
in Frankreich ist ein höherer Gehalt als 2 gr schwefelsaures Kali im
Liter Wein unzulässig.

Die wichtigsten Methoden der künstlichen Verbesserung des Mostes
und des Weines sind folgende:

1. Zusatz von Zucker zu zuckerarmem Moste und Entziehung der
zu großen Säuremengen des Mostes durch Zusatz von Marmor-
staub, nach seinem Erfinder Chaptal "Chaptalisieren" genannt;
2. Zusatz von Zucker und Wasser zu zuckerarmem und säurereichem
Moste, nach Gall "Gallisieren" genannt;
3. die Trester nochmals mit Zuckerwasser gähren zu lassen, nach
Petiot "Petiotisieren" genannt;
4. Entziehung von Wasser durch Frost und Gips;
5. Entziehung von Säuren durch chemisch wirkende Mittel;
6. Zusatz von Alkohol zu schwachen Weinen;
7. Versetzen des fertigen Weines mit Glycerin, ein Verfahren,
das "Scheelisieren" (nach Scheele, dem Entdecker des Glycerins)
genannt wird, und endlich
8. das Elektrisieren des Weines, wodurch sowohl die Haltbarkeit
des Weines erhöht, als auch die Qualität durch Vermehrung
des Bouquets verbessert werden soll. Zu diesem Zweck leitet
man einen konstanten elektrischen Strom durch den Wein; die
Leitungsdrähte sind mit einem Gummiüberzug versehen und
tragen an den Enden Elektroden aus Platin.

Die Rückstände der Weinbereitung sind die Trester, bestehend aus
den Kämmen, Stielen und Ranken der Trauben, wie aus den Häuten
und Kernen der Beeren, und das Weingeläger, bestehend aus Hefe
und Weinstein. Die mit Wasser noch nicht ausgelaugten Trester ent-
halten noch nicht unbedeutende Mengen Most und dienen zur Bereitung

Die Weinbereitung.
derben zu ſchützen, ſo glaubt man, daß eine ſo geringe Menge der
Salicylſäure durchaus keinen ſchädlichen Einfluß auf die Geſundheit
ausüben kann. Die Anſichten hierüber ſind indes geteilt, und in
Frankreich z. B. iſt die Verwendung der Salicylſäure für dieſen Zweck
geſetzlich verboten.

Das Klarwerden der Weine geſchieht bei den ſog. trockenen Weinen,
welche keinen Zucker mehr enthalten, von ſelbſt, indem ſich die hefigen
Teile zu Boden ſetzen; bei den ſüßen und dickflüſſigeren Weinen hin-
gegen wird durch Klären oder Schönen nachgeholfen und zwar durch
Zuſatz von leim- oder eiweißähnlichen Körpern, wie Hauſenblaſe, Leim,
Eiweiß, Blut, Milch oder Miſchungen aus dieſen Subſtanzen. Das
Gipſen des Weines hat den Zweck, die Farbe der Rotweine zu erhöhen
und die Weine klarer und haltbarer zu machen. Der gebrannte Gips
— bekanntlich ſchwefelſaurer Kalk — ſetzt ſich mit dem weinſauren
Kali in weinſauren Kalk um, welcher unlöslich iſt und ſich abſcheidet,
während ſchwefelſaures Kali gelöſt bleibt. Auch über die Nützlichkeit
oder Schädlichkeit des Gipſens iſt ein heftiger Streit entbrannt, und
in Frankreich iſt ein höherer Gehalt als 2 gr ſchwefelſaures Kali im
Liter Wein unzuläſſig.

Die wichtigſten Methoden der künſtlichen Verbeſſerung des Moſtes
und des Weines ſind folgende:

1. Zuſatz von Zucker zu zuckerarmem Moſte und Entziehung der
zu großen Säuremengen des Moſtes durch Zuſatz von Marmor-
ſtaub, nach ſeinem Erfinder Chaptal „Chaptaliſieren“ genannt;
2. Zuſatz von Zucker und Waſſer zu zuckerarmem und ſäurereichem
Moſte, nach Gall „Galliſieren“ genannt;
3. die Treſter nochmals mit Zuckerwaſſer gähren zu laſſen, nach
Petiot „Petiotiſieren“ genannt;
4. Entziehung von Waſſer durch Froſt und Gips;
5. Entziehung von Säuren durch chemiſch wirkende Mittel;
6. Zuſatz von Alkohol zu ſchwachen Weinen;
7. Verſetzen des fertigen Weines mit Glycerin, ein Verfahren,
das „Scheeliſieren“ (nach Scheele, dem Entdecker des Glycerins)
genannt wird, und endlich
8. das Elektriſieren des Weines, wodurch ſowohl die Haltbarkeit
des Weines erhöht, als auch die Qualität durch Vermehrung
des Bouquets verbeſſert werden ſoll. Zu dieſem Zweck leitet
man einen konſtanten elektriſchen Strom durch den Wein; die
Leitungsdrähte ſind mit einem Gummiüberzug verſehen und
tragen an den Enden Elektroden aus Platin.

Die Rückſtände der Weinbereitung ſind die Treſter, beſtehend aus
den Kämmen, Stielen und Ranken der Trauben, wie aus den Häuten
und Kernen der Beeren, und das Weingeläger, beſtehend aus Hefe
und Weinſtein. Die mit Waſſer noch nicht ausgelaugten Treſter ent-
halten noch nicht unbedeutende Mengen Moſt und dienen zur Bereitung

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[519/0537] Die Weinbereitung. derben zu ſchützen, ſo glaubt man, daß eine ſo geringe Menge der Salicylſäure durchaus keinen ſchädlichen Einfluß auf die Geſundheit ausüben kann. Die Anſichten hierüber ſind indes geteilt, und in Frankreich z. B. iſt die Verwendung der Salicylſäure für dieſen Zweck geſetzlich verboten. Das Klarwerden der Weine geſchieht bei den ſog. trockenen Weinen, welche keinen Zucker mehr enthalten, von ſelbſt, indem ſich die hefigen Teile zu Boden ſetzen; bei den ſüßen und dickflüſſigeren Weinen hin- gegen wird durch Klären oder Schönen nachgeholfen und zwar durch Zuſatz von leim- oder eiweißähnlichen Körpern, wie Hauſenblaſe, Leim, Eiweiß, Blut, Milch oder Miſchungen aus dieſen Subſtanzen. Das Gipſen des Weines hat den Zweck, die Farbe der Rotweine zu erhöhen und die Weine klarer und haltbarer zu machen. Der gebrannte Gips — bekanntlich ſchwefelſaurer Kalk — ſetzt ſich mit dem weinſauren Kali in weinſauren Kalk um, welcher unlöslich iſt und ſich abſcheidet, während ſchwefelſaures Kali gelöſt bleibt. Auch über die Nützlichkeit oder Schädlichkeit des Gipſens iſt ein heftiger Streit entbrannt, und in Frankreich iſt ein höherer Gehalt als 2 gr ſchwefelſaures Kali im Liter Wein unzuläſſig. Die wichtigſten Methoden der künſtlichen Verbeſſerung des Moſtes und des Weines ſind folgende: 1. Zuſatz von Zucker zu zuckerarmem Moſte und Entziehung der zu großen Säuremengen des Moſtes durch Zuſatz von Marmor- ſtaub, nach ſeinem Erfinder Chaptal „Chaptaliſieren“ genannt; 2. Zuſatz von Zucker und Waſſer zu zuckerarmem und ſäurereichem Moſte, nach Gall „Galliſieren“ genannt; 3. die Treſter nochmals mit Zuckerwaſſer gähren zu laſſen, nach Petiot „Petiotiſieren“ genannt; 4. Entziehung von Waſſer durch Froſt und Gips; 5. Entziehung von Säuren durch chemiſch wirkende Mittel; 6. Zuſatz von Alkohol zu ſchwachen Weinen; 7. Verſetzen des fertigen Weines mit Glycerin, ein Verfahren, das „Scheeliſieren“ (nach Scheele, dem Entdecker des Glycerins) genannt wird, und endlich 8. das Elektriſieren des Weines, wodurch ſowohl die Haltbarkeit des Weines erhöht, als auch die Qualität durch Vermehrung des Bouquets verbeſſert werden ſoll. Zu dieſem Zweck leitet man einen konſtanten elektriſchen Strom durch den Wein; die Leitungsdrähte ſind mit einem Gummiüberzug verſehen und tragen an den Enden Elektroden aus Platin. Die Rückſtände der Weinbereitung ſind die Treſter, beſtehend aus den Kämmen, Stielen und Ranken der Trauben, wie aus den Häuten und Kernen der Beeren, und das Weingeläger, beſtehend aus Hefe und Weinſtein. Die mit Waſſer noch nicht ausgelaugten Treſter ent- halten noch nicht unbedeutende Mengen Moſt und dienen zur Bereitung

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/537>, abgerufen am 22.11.2024.