Hauptgährung. Ein in Wasser mündendes Steigrohr e ermöglicht das Entweichen der sich während der Gährung bildenden Kohlen- säure und verhindert gleichzeitig das Ein- dringen der atmosphärischen Luft. Bei Her- stellung von Rotwein läßt man den Most mit den Trestern vergähren, um so den Schalen den Farbstoff und den Kernen die Gerbsäure zu entziehen. Zu diesem Zwecke bleiben die Trester auch noch nach der Hauptgährung längere Zeit mit dem Weine in Berührung, und derselbe wird erst abgelassen, wenn der Wein durch Lösen einer genügenden Menge Farbstoff die gewünschte dunkelrote Farbe erhalten hat.
Die offenen Gährgefäße sind nicht so zweckdienlich, wie die luftdichtverschlossenen, weil bei Anwendung der ersteren sich stets kleine Mengen Essigsäure bilden. Das in Fig. 300 gezeichnete Steigrohr e ist neuer- dings sehr vorteilhaft durch einen sogen. Gährspund (Fig. 301) ersetzt. Derselbe besteht aus einem trichterartigen Gefäß b b, dessen Aus- flußrohr c nach oben verlängert ist und so verhindert, daß das in
[Abbildung]
Fig. 301.
Gährspund.
b gegossene Wasser in den Bottich fließen kann. Ein Gefäß d, dessen umgebogener Rand eingekerbt ist, wird umgekehrt über c gestülpt und auf diese Weise ein Wasserverschluß hergestellt, durch welchen die sich bei der Gährung bildende Kohlensäure in der Richtung der Pfeile ent- weicht, ohne daß die Luft zu dem gährenden Moste treten kann, wenn der Gährspund in das Spundloch a a luftdicht eingesetzt wird. Das
Nahrungs- und Genußmittel.
[Abbildung]
Fig. 300.
Geſchloſſenes Gährgefäß mit doppeltem Boden.
Hauptgährung. Ein in Waſſer mündendes Steigrohr e ermöglicht das Entweichen der ſich während der Gährung bildenden Kohlen- ſäure und verhindert gleichzeitig das Ein- dringen der atmoſphäriſchen Luft. Bei Her- ſtellung von Rotwein läßt man den Moſt mit den Treſtern vergähren, um ſo den Schalen den Farbſtoff und den Kernen die Gerbſäure zu entziehen. Zu dieſem Zwecke bleiben die Treſter auch noch nach der Hauptgährung längere Zeit mit dem Weine in Berührung, und derſelbe wird erſt abgelaſſen, wenn der Wein durch Löſen einer genügenden Menge Farbſtoff die gewünſchte dunkelrote Farbe erhalten hat.
Die offenen Gährgefäße ſind nicht ſo zweckdienlich, wie die luftdichtverſchloſſenen, weil bei Anwendung der erſteren ſich ſtets kleine Mengen Eſſigſäure bilden. Das in Fig. 300 gezeichnete Steigrohr e iſt neuer- dings ſehr vorteilhaft durch einen ſogen. Gährſpund (Fig. 301) erſetzt. Derſelbe beſteht aus einem trichterartigen Gefäß b b, deſſen Aus- flußrohr c nach oben verlängert iſt und ſo verhindert, daß das in
[Abbildung]
Fig. 301.
Gährſpund.
b gegoſſene Waſſer in den Bottich fließen kann. Ein Gefäß d, deſſen umgebogener Rand eingekerbt iſt, wird umgekehrt über c geſtülpt und auf dieſe Weiſe ein Waſſerverſchluß hergeſtellt, durch welchen die ſich bei der Gährung bildende Kohlenſäure in der Richtung der Pfeile ent- weicht, ohne daß die Luft zu dem gährenden Moſte treten kann, wenn der Gährſpund in das Spundloch a a luftdicht eingeſetzt wird. Das
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Nahrungs- und Genußmittel.
[Abbildung Fig. 300.
Geſchloſſenes Gährgefäß mit
doppeltem Boden.]
Hauptgährung. Ein in Waſſer mündendes
Steigrohr e ermöglicht das Entweichen der
ſich während der Gährung bildenden Kohlen-
ſäure und verhindert gleichzeitig das Ein-
dringen der atmoſphäriſchen Luft. Bei Her-
ſtellung von Rotwein läßt man den Moſt
mit den Treſtern vergähren, um ſo den Schalen
den Farbſtoff und den Kernen die Gerbſäure
zu entziehen. Zu dieſem Zwecke bleiben die
Treſter auch noch nach der Hauptgährung
längere Zeit mit dem Weine in Berührung,
und derſelbe wird erſt abgelaſſen, wenn der
Wein durch Löſen einer genügenden Menge
Farbſtoff die gewünſchte dunkelrote Farbe
erhalten hat.
Die offenen Gährgefäße ſind nicht ſo
zweckdienlich, wie die luftdichtverſchloſſenen,
weil bei Anwendung der erſteren ſich ſtets
kleine Mengen Eſſigſäure bilden. Das in
Fig. 300 gezeichnete Steigrohr e iſt neuer-
dings ſehr vorteilhaft durch einen ſogen. Gährſpund (Fig. 301) erſetzt.
Derſelbe beſteht aus einem trichterartigen Gefäß b b, deſſen Aus-
flußrohr c nach oben verlängert iſt und ſo verhindert, daß das in
[Abbildung Fig. 301. Gährſpund.]
b gegoſſene Waſſer in den Bottich fließen kann. Ein Gefäß d, deſſen
umgebogener Rand eingekerbt iſt, wird umgekehrt über c geſtülpt und
auf dieſe Weiſe ein Waſſerverſchluß hergeſtellt, durch welchen die ſich
bei der Gährung bildende Kohlenſäure in der Richtung der Pfeile ent-
weicht, ohne daß die Luft zu dem gährenden Moſte treten kann, wenn
der Gährſpund in das Spundloch a a luftdicht eingeſetzt wird. Das
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/534>, abgerufen am 22.11.2024.
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