für identisch untereinander zu halten, als ein Laie z. B. eine Rose und ein Veilchen nur darum mit einander verwechseln könnte, weil beides Blumen sind und angenehm riechen.
Für den Chemismus der Gährung selbst aber ist die Art des Gährungserregers bis zu einer gewissen Grenze gleichgiltig, denn beim Weine, wie beim Biere und bei allen anderen Zuckerlösungen, welche in den Maischen der verschiedenen Getreidearten, der Kartoffeln, in dem Safte der Früchte etc. enthalten sind, gehen der Hauptsache nach die- selben chemischen Umsetzungen vor sich. Mit dem Fortschreiten der Gährung verschwindet der Zuckergehalt dieser Flüssigkeiten immer mehr, und sie werden immer alkoholreicher, während große Mengen Kohlen- säure frei werden und entweichen. Näheres über die Entstehung des Alkohols und der Kohlensäure aus der Zuckerlösung findet sich gleich- falls in dem vorstehenden Aufsatz über Bierbrauerei. In Wirklichkeit geht aber die Spaltung des Alkohols nicht so rein und glatt vor sich, denn neben dem Alkohol bilden sich gleichzeitig -- je nach der Art der Gährung und des zu vergährenden Rohmaterials -- noch ver- schiedene andere Körper, wie z. B. das sog. Fuselöl, einige Äther- arten etc. Das hat sein Angenehmes und Unangenehmes. So verdankt z. B. der Wein sein so beliebtes Aroma -- auch die "Blume" genannt -- jenen Ätherarten, welche als Nebenprodukt der Gährung entstehen, aber auch das Fuselöl, diese unserm Organismus so schädliche Ver- unreinigung des Branntweins, bildet sich auf diese Weise und muß bei der Destillation von diesem getrennt werden.
Alle durch die Gährung entstehenden Flüssigkeiten enthalten den Alkohol nur in sehr verdünnter Form, und Aufgabe der Brennerei ist es, denselben aus den weingaren Maischen durch Destillation mehr oder weniger konzentriert und rein zu gewinnen. Bevor wir uns aber mit der Destillation selbst beschäftigen, müssen wir die für die Branntweinbrennerei verwendeten Rohmaterialien und die Dar- stellung der weingaren Maischen aus denselben, näher betrachten. Es sind bei der Spiritusfabrikation drei Hauptoperationen zu unterscheiden und zwar:
1. die Darstellung der zuckerhaltigen Flüssigkeit,
2. die Gährung derselben und
3. die Abscheidung des Alkohols durch Destillation.
Als Rohmaterial für die Spiritusfabrikation sind alle festen oder flüssigen Körper zu verwenden, welche zuckerbildende Substanzen enthalten, oder schon fertigen Zucker oder auch schließlich fertigen Alkohol, nach- dem sie bereits eine Gährung durchgemacht haben. Im Großbetriebe kommen hauptsächlich die Wurzeln und Knollen der Kartoffeln -- für den Kartoffel-Spiritus -- und von den Cerealien Roggen, Weizen und Gerste, seltener Hafer, Mais und Reis -- für den Getreide- oder Kornbranntwein -- in Betracht.
Die Branntweinbrennerei.
für identiſch untereinander zu halten, als ein Laie z. B. eine Roſe und ein Veilchen nur darum mit einander verwechſeln könnte, weil beides Blumen ſind und angenehm riechen.
Für den Chemismus der Gährung ſelbſt aber iſt die Art des Gährungserregers bis zu einer gewiſſen Grenze gleichgiltig, denn beim Weine, wie beim Biere und bei allen anderen Zuckerlöſungen, welche in den Maiſchen der verſchiedenen Getreidearten, der Kartoffeln, in dem Safte der Früchte ꝛc. enthalten ſind, gehen der Hauptſache nach die- ſelben chemiſchen Umſetzungen vor ſich. Mit dem Fortſchreiten der Gährung verſchwindet der Zuckergehalt dieſer Flüſſigkeiten immer mehr, und ſie werden immer alkoholreicher, während große Mengen Kohlen- ſäure frei werden und entweichen. Näheres über die Entſtehung des Alkohols und der Kohlenſäure aus der Zuckerlöſung findet ſich gleich- falls in dem vorſtehenden Aufſatz über Bierbrauerei. In Wirklichkeit geht aber die Spaltung des Alkohols nicht ſo rein und glatt vor ſich, denn neben dem Alkohol bilden ſich gleichzeitig — je nach der Art der Gährung und des zu vergährenden Rohmaterials — noch ver- ſchiedene andere Körper, wie z. B. das ſog. Fuſelöl, einige Äther- arten ꝛc. Das hat ſein Angenehmes und Unangenehmes. So verdankt z. B. der Wein ſein ſo beliebtes Aroma — auch die „Blume“ genannt — jenen Ätherarten, welche als Nebenprodukt der Gährung entſtehen, aber auch das Fuſelöl, dieſe unſerm Organismus ſo ſchädliche Ver- unreinigung des Branntweins, bildet ſich auf dieſe Weiſe und muß bei der Deſtillation von dieſem getrennt werden.
Alle durch die Gährung entſtehenden Flüſſigkeiten enthalten den Alkohol nur in ſehr verdünnter Form, und Aufgabe der Brennerei iſt es, denſelben aus den weingaren Maiſchen durch Deſtillation mehr oder weniger konzentriert und rein zu gewinnen. Bevor wir uns aber mit der Deſtillation ſelbſt beſchäftigen, müſſen wir die für die Branntweinbrennerei verwendeten Rohmaterialien und die Dar- ſtellung der weingaren Maiſchen aus denſelben, näher betrachten. Es ſind bei der Spiritusfabrikation drei Hauptoperationen zu unterſcheiden und zwar:
1. die Darſtellung der zuckerhaltigen Flüſſigkeit,
2. die Gährung derſelben und
3. die Abſcheidung des Alkohols durch Deſtillation.
Als Rohmaterial für die Spiritusfabrikation ſind alle feſten oder flüſſigen Körper zu verwenden, welche zuckerbildende Subſtanzen enthalten, oder ſchon fertigen Zucker oder auch ſchließlich fertigen Alkohol, nach- dem ſie bereits eine Gährung durchgemacht haben. Im Großbetriebe kommen hauptſächlich die Wurzeln und Knollen der Kartoffeln — für den Kartoffel-Spiritus — und von den Cerealien Roggen, Weizen und Gerſte, ſeltener Hafer, Mais und Reis — für den Getreide- oder Kornbranntwein — in Betracht.
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Die Branntweinbrennerei.
für identiſch untereinander zu halten, als ein Laie z. B. eine Roſe
und ein Veilchen nur darum mit einander verwechſeln könnte, weil
beides Blumen ſind und angenehm riechen.
Für den Chemismus der Gährung ſelbſt aber iſt die Art des
Gährungserregers bis zu einer gewiſſen Grenze gleichgiltig, denn beim
Weine, wie beim Biere und bei allen anderen Zuckerlöſungen, welche in
den Maiſchen der verſchiedenen Getreidearten, der Kartoffeln, in dem
Safte der Früchte ꝛc. enthalten ſind, gehen der Hauptſache nach die-
ſelben chemiſchen Umſetzungen vor ſich. Mit dem Fortſchreiten der
Gährung verſchwindet der Zuckergehalt dieſer Flüſſigkeiten immer mehr,
und ſie werden immer alkoholreicher, während große Mengen Kohlen-
ſäure frei werden und entweichen. Näheres über die Entſtehung des
Alkohols und der Kohlenſäure aus der Zuckerlöſung findet ſich gleich-
falls in dem vorſtehenden Aufſatz über Bierbrauerei. In Wirklichkeit
geht aber die Spaltung des Alkohols nicht ſo rein und glatt vor ſich,
denn neben dem Alkohol bilden ſich gleichzeitig — je nach der Art
der Gährung und des zu vergährenden Rohmaterials — noch ver-
ſchiedene andere Körper, wie z. B. das ſog. Fuſelöl, einige Äther-
arten ꝛc. Das hat ſein Angenehmes und Unangenehmes. So verdankt
z. B. der Wein ſein ſo beliebtes Aroma — auch die „Blume“ genannt
— jenen Ätherarten, welche als Nebenprodukt der Gährung entſtehen,
aber auch das Fuſelöl, dieſe unſerm Organismus ſo ſchädliche Ver-
unreinigung des Branntweins, bildet ſich auf dieſe Weiſe und muß
bei der Deſtillation von dieſem getrennt werden.
Alle durch die Gährung entſtehenden Flüſſigkeiten enthalten den
Alkohol nur in ſehr verdünnter Form, und Aufgabe der Brennerei
iſt es, denſelben aus den weingaren Maiſchen durch Deſtillation
mehr oder weniger konzentriert und rein zu gewinnen. Bevor wir
uns aber mit der Deſtillation ſelbſt beſchäftigen, müſſen wir die für
die Branntweinbrennerei verwendeten Rohmaterialien und die Dar-
ſtellung der weingaren Maiſchen aus denſelben, näher betrachten. Es
ſind bei der Spiritusfabrikation drei Hauptoperationen zu unterſcheiden
und zwar:
1. die Darſtellung der zuckerhaltigen Flüſſigkeit,
2. die Gährung derſelben und
3. die Abſcheidung des Alkohols durch Deſtillation.
Als Rohmaterial für die Spiritusfabrikation ſind alle feſten oder
flüſſigen Körper zu verwenden, welche zuckerbildende Subſtanzen enthalten,
oder ſchon fertigen Zucker oder auch ſchließlich fertigen Alkohol, nach-
dem ſie bereits eine Gährung durchgemacht haben. Im Großbetriebe
kommen hauptſächlich die Wurzeln und Knollen der Kartoffeln
— für den Kartoffel-Spiritus — und von den Cerealien Roggen,
Weizen und Gerſte, ſeltener Hafer, Mais und Reis — für den
Getreide- oder Kornbranntwein — in Betracht.
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/523>, abgerufen am 22.11.2024.
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