oder auf sehr breiten Rädern montiert, auch direkt auf den Acker, an der Grenze desselben vorwärts gerückt werden. Auf der anderen Seite, der Lokomotive gerade gegenüber, ruht ein schwerer Karren, sog. Ankerwagen (Fig. 243), welcher eine horizontal montierte Seilscheibe trägt. Zwischen dieser Seilscheibe, der anderen Ecke des Ackers und der Lokomotive läuft ein Drahtseil, an welches der Balancierpflug angebracht und so quer über den Acker gezogen wird. Auf dem Wege von der Lokomobile zum Karren durchfurcht die eine Hälfte der ange- brachten Pflugschare den Acker, während die andere in die Luft ragt, um auf dem Rückwege zur Lokomotive, diese ablösend, die Furche zu ziehen. Bei einmaligem Hin- und Rückwege des Pfluges werden somit eine der Gesamtzahl der Pflugschare entsprechende Anzahl Furchen gezogen und Lokomotive wie Ankerwagen hierauf um die Breite der hergestellten Furchen vorgerückt. Das ist das sog. Ein- maschinensystem des Dampfpfluges (Fig. 244), und unterscheidet sich hiervon das Zweimaschinensystem (Fig. 245) dadurch, daß bei diesem auch der Ankerwagen durch eine Lokomotive ersetzt ist und der Balancier- pflug zwischen diesen beiden Maschinen an einem Drahtseile angekoppelt hin- und hergezogen wird. Der Dampfpflug findet immer größere Verbreitung, nicht nur in den größeren, sondern auch durch Einführung der Lohnpflüge für die mittleren und kleineren Wirtschaften.
Die Bearbeitung des Ackers mit dem Pfluge ist noch keine voll- kommene und wird erst mit Eggen und Walzen vollendet. Die Egge hat hierbei die Harke zu ersetzen, wie der Pflug den Spaten, und soll den Boden nicht nur ebnen, sondern auch lockern, pulvern und von Unkraut befreien. Zu diesem Zweck sitzen Zinken der verschiedensten Art an lose stehenden Balken, wobei ein zu hohes Gewicht gern ver- mieden wird, da die Zinken nur bis höchstens 10 cm tief in den Boden eingreifen sollen. Je nach der Art des Bodens haben -- wie beim Pfluge -- auch die Eggen sehr verschiedene Gestalt. Da ist die in ihrer Anordnung den Krümmern ähnliche Grubber-Egge (Fig. 246) welche sich insbesondere für eine oberflächliche Lockerung des Bodens empfiehlt. Sie ist infolge der Anbringung des Zuges an der einen Ecke des lose verschraubten Rahmens sehr beweglich und vermeidet deshalb nach Möglichkeit jede Verstopfung der Zinken durch mit-
[Abbildung]
Fig. 246.
Grubber-Egge.
Die landwirtſchaftlichen Maſchinen und Geräte.
oder auf ſehr breiten Rädern montiert, auch direkt auf den Acker, an der Grenze desſelben vorwärts gerückt werden. Auf der anderen Seite, der Lokomotive gerade gegenüber, ruht ein ſchwerer Karren, ſog. Ankerwagen (Fig. 243), welcher eine horizontal montierte Seilſcheibe trägt. Zwiſchen dieſer Seilſcheibe, der anderen Ecke des Ackers und der Lokomotive läuft ein Drahtſeil, an welches der Balancierpflug angebracht und ſo quer über den Acker gezogen wird. Auf dem Wege von der Lokomobile zum Karren durchfurcht die eine Hälfte der ange- brachten Pflugſchare den Acker, während die andere in die Luft ragt, um auf dem Rückwege zur Lokomotive, dieſe ablöſend, die Furche zu ziehen. Bei einmaligem Hin- und Rückwege des Pfluges werden ſomit eine der Geſamtzahl der Pflugſchare entſprechende Anzahl Furchen gezogen und Lokomotive wie Ankerwagen hierauf um die Breite der hergeſtellten Furchen vorgerückt. Das iſt das ſog. Ein- maſchinenſyſtem des Dampfpfluges (Fig. 244), und unterſcheidet ſich hiervon das Zweimaſchinenſyſtem (Fig. 245) dadurch, daß bei dieſem auch der Ankerwagen durch eine Lokomotive erſetzt iſt und der Balancier- pflug zwiſchen dieſen beiden Maſchinen an einem Drahtſeile angekoppelt hin- und hergezogen wird. Der Dampfpflug findet immer größere Verbreitung, nicht nur in den größeren, ſondern auch durch Einführung der Lohnpflüge für die mittleren und kleineren Wirtſchaften.
Die Bearbeitung des Ackers mit dem Pfluge iſt noch keine voll- kommene und wird erſt mit Eggen und Walzen vollendet. Die Egge hat hierbei die Harke zu erſetzen, wie der Pflug den Spaten, und ſoll den Boden nicht nur ebnen, ſondern auch lockern, pulvern und von Unkraut befreien. Zu dieſem Zweck ſitzen Zinken der verſchiedenſten Art an loſe ſtehenden Balken, wobei ein zu hohes Gewicht gern ver- mieden wird, da die Zinken nur bis höchſtens 10 cm tief in den Boden eingreifen ſollen. Je nach der Art des Bodens haben — wie beim Pfluge — auch die Eggen ſehr verſchiedene Geſtalt. Da iſt die in ihrer Anordnung den Krümmern ähnliche Grubber-Egge (Fig. 246) welche ſich insbeſondere für eine oberflächliche Lockerung des Bodens empfiehlt. Sie iſt infolge der Anbringung des Zuges an der einen Ecke des loſe verſchraubten Rahmens ſehr beweglich und vermeidet deshalb nach Möglichkeit jede Verſtopfung der Zinken durch mit-
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Fig. 246.
Grubber-Egge.
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Die landwirtſchaftlichen Maſchinen und Geräte.
oder auf ſehr breiten Rädern montiert, auch direkt auf den Acker,
an der Grenze desſelben vorwärts gerückt werden. Auf der anderen
Seite, der Lokomotive gerade gegenüber, ruht ein ſchwerer Karren,
ſog. Ankerwagen (Fig. 243), welcher eine horizontal montierte Seilſcheibe
trägt. Zwiſchen dieſer Seilſcheibe, der anderen Ecke des Ackers und
der Lokomotive läuft ein Drahtſeil, an welches der Balancierpflug
angebracht und ſo quer über den Acker gezogen wird. Auf dem Wege
von der Lokomobile zum Karren durchfurcht die eine Hälfte der ange-
brachten Pflugſchare den Acker, während die andere in die Luft ragt,
um auf dem Rückwege zur Lokomotive, dieſe ablöſend, die Furche zu
ziehen. Bei einmaligem Hin- und Rückwege des Pfluges werden
ſomit eine der Geſamtzahl der Pflugſchare entſprechende Anzahl
Furchen gezogen und Lokomotive wie Ankerwagen hierauf um die
Breite der hergeſtellten Furchen vorgerückt. Das iſt das ſog. Ein-
maſchinenſyſtem des Dampfpfluges (Fig. 244), und unterſcheidet ſich
hiervon das Zweimaſchinenſyſtem (Fig. 245) dadurch, daß bei dieſem
auch der Ankerwagen durch eine Lokomotive erſetzt iſt und der Balancier-
pflug zwiſchen dieſen beiden Maſchinen an einem Drahtſeile angekoppelt
hin- und hergezogen wird. Der Dampfpflug findet immer größere
Verbreitung, nicht nur in den größeren, ſondern auch durch Einführung
der Lohnpflüge für die mittleren und kleineren Wirtſchaften.
Die Bearbeitung des Ackers mit dem Pfluge iſt noch keine voll-
kommene und wird erſt mit Eggen und Walzen vollendet. Die Egge
hat hierbei die Harke zu erſetzen, wie der Pflug den Spaten, und ſoll
den Boden nicht nur ebnen, ſondern auch lockern, pulvern und von
Unkraut befreien. Zu dieſem Zweck ſitzen Zinken der verſchiedenſten
Art an loſe ſtehenden Balken, wobei ein zu hohes Gewicht gern ver-
mieden wird, da die Zinken nur bis höchſtens 10 cm tief in den
Boden eingreifen ſollen. Je nach der Art des Bodens haben — wie
beim Pfluge — auch die Eggen ſehr verſchiedene Geſtalt. Da iſt die
in ihrer Anordnung den Krümmern ähnliche Grubber-Egge (Fig. 246)
welche ſich insbeſondere für eine oberflächliche Lockerung des Bodens
empfiehlt. Sie iſt infolge der Anbringung des Zuges an der einen
Ecke des loſe verſchraubten Rahmens ſehr beweglich und vermeidet
deshalb nach Möglichkeit jede Verſtopfung der Zinken durch mit-
[Abbildung Fig. 246. Grubber-Egge.]
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/480>, abgerufen am 22.11.2024.
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