Aluminiums), Eisenoxyd und Chromoxyd in Betracht. Purpurin giebt mit allen dreien ein mehr oder weniger braunes Purpurrot, Alizarin dagegen giebt mit Thonerde ein leuchtendes Rot (Türkischrot), mit Eisenoxyd Violett und mit Chromoxyd ein schönes Rotbraun. Bevor man die künstliche Darstellung der beiden Farbstoffe kannte, war ihre Absonderung und Trennung aus dem Krapp mit großen Schwierigkeiten verbunden, aber notwendig, wenn man reine Töne erzielen wollte. Jetzt natürlich mischt man einfach die beiden künstlich dargestellten Bestand- teile in dem gewünschten Mengenverhältnisse.
Neben Indigo, Cochenille und Krapp spielten früher die Farb- hölzer eine bedeutende Rolle, die ihnen größtenteils von den Teer- farben abgenommen worden ist. Am meisten davon wird heute noch das Blauholz (zum Schwarzfärben) benutzt. Das Blauholz oder Campecheholz stammt von einem in Centralamerika und auf den An- tillen heimischen Baume, Haematoxylon (Blutholz), ab. Das Rotholz (Fernambuk- oder Brasilienholz) wird von Caesalpinia-Arten, besonders in Brasilien gewonnen, während das Gelbholz (Cubaholz) von Morus tinctoria herrührt. Gleich der Indigopflanze und dem Krapp enthalten auch diese Hölzer nicht den fertigen Farbstoff, sondern Verbindungen desselben mit Zucker und anderen Körpern, aus denen erst durch den Einfluß von Wasser und Luft die eigentlichen Farbstoffe frei gemacht werden. Die Lösung des Blauholzes für sich liefert auf dem Zeug nur eine trübe, unbrauchbare Farbe; behandelt man aber das gefärbte Zeug nachträglich mit Eisen- oder Chromverbindungen, so erhält man ein recht gutes und billiges Schwarz, dem nur neuerdings vom Anilin- schwarz Konkurrenz gemacht wird. An diese Hölzer schließt sich noch das Quercitron an, die gepulverte Rinde verschiedener nordamerikanischer Eichen. Von einigem Interesse als früher vielfach verwandte Farbe ist auch noch die Orseille (getrocknet Persio genannt), die Seide schön rot färbt. Man gewinnt sie aus verschiedenen Flechtenarten (Roccella, Lecanora), die an den Küsten des mittelländischen Meeres und in den Tropen gesammelt werden. Man behandelt diese Flechten mit alka- lischen Flüssigkeiten (Ammoniak und Kalk) und unterwirft sie einer Gährung, bei der sich der Farbstoff entwickelt. Auf die gleiche Weise gewinnt man den bekannten Lakmus, der durch Säuren rot, durch Alkalien aber blau gefärbt wird.
3. Die Teerfarbstoffe.
Die gewaltigste Umwälzung in der Industrie der Farben und in der Färberei wurde hervorgerufen durch die Entdeckung und technische Verwertung der aus den Produkten des Steinkohlenteers sich ableitenden "organischen" Farbstoffe. Die Erschließung dieser sozusagen unerschöpf- lichen Quelle lehrte nicht nur ganz neue Farbentöne kennen, von einem Glanz und einer Reinheit, wie sie bis dahin völlig unbekannt, ja un-
Die Farben und das Färben.
Aluminiums), Eiſenoxyd und Chromoxyd in Betracht. Purpurin giebt mit allen dreien ein mehr oder weniger braunes Purpurrot, Alizarin dagegen giebt mit Thonerde ein leuchtendes Rot (Türkiſchrot), mit Eiſenoxyd Violett und mit Chromoxyd ein ſchönes Rotbraun. Bevor man die künſtliche Darſtellung der beiden Farbſtoffe kannte, war ihre Abſonderung und Trennung aus dem Krapp mit großen Schwierigkeiten verbunden, aber notwendig, wenn man reine Töne erzielen wollte. Jetzt natürlich miſcht man einfach die beiden künſtlich dargeſtellten Beſtand- teile in dem gewünſchten Mengenverhältniſſe.
Neben Indigo, Cochenille und Krapp ſpielten früher die Farb- hölzer eine bedeutende Rolle, die ihnen größtenteils von den Teer- farben abgenommen worden iſt. Am meiſten davon wird heute noch das Blauholz (zum Schwarzfärben) benutzt. Das Blauholz oder Campecheholz ſtammt von einem in Centralamerika und auf den An- tillen heimiſchen Baume, Haematoxylon (Blutholz), ab. Das Rotholz (Fernambuk- oder Braſilienholz) wird von Caeſalpinia-Arten, beſonders in Braſilien gewonnen, während das Gelbholz (Cubaholz) von Morus tinctoria herrührt. Gleich der Indigopflanze und dem Krapp enthalten auch dieſe Hölzer nicht den fertigen Farbſtoff, ſondern Verbindungen desſelben mit Zucker und anderen Körpern, aus denen erſt durch den Einfluß von Waſſer und Luft die eigentlichen Farbſtoffe frei gemacht werden. Die Löſung des Blauholzes für ſich liefert auf dem Zeug nur eine trübe, unbrauchbare Farbe; behandelt man aber das gefärbte Zeug nachträglich mit Eiſen- oder Chromverbindungen, ſo erhält man ein recht gutes und billiges Schwarz, dem nur neuerdings vom Anilin- ſchwarz Konkurrenz gemacht wird. An dieſe Hölzer ſchließt ſich noch das Quercitron an, die gepulverte Rinde verſchiedener nordamerikaniſcher Eichen. Von einigem Intereſſe als früher vielfach verwandte Farbe iſt auch noch die Orſeille (getrocknet Perſio genannt), die Seide ſchön rot färbt. Man gewinnt ſie aus verſchiedenen Flechtenarten (Roccella, Lecanora), die an den Küſten des mittelländiſchen Meeres und in den Tropen geſammelt werden. Man behandelt dieſe Flechten mit alka- liſchen Flüſſigkeiten (Ammoniak und Kalk) und unterwirft ſie einer Gährung, bei der ſich der Farbſtoff entwickelt. Auf die gleiche Weiſe gewinnt man den bekannten Lakmus, der durch Säuren rot, durch Alkalien aber blau gefärbt wird.
3. Die Teerfarbſtoffe.
Die gewaltigſte Umwälzung in der Induſtrie der Farben und in der Färberei wurde hervorgerufen durch die Entdeckung und techniſche Verwertung der aus den Produkten des Steinkohlenteers ſich ableitenden „organiſchen“ Farbſtoffe. Die Erſchließung dieſer ſozuſagen unerſchöpf- lichen Quelle lehrte nicht nur ganz neue Farbentöne kennen, von einem Glanz und einer Reinheit, wie ſie bis dahin völlig unbekannt, ja un-
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Die Farben und das Färben.
Aluminiums), Eiſenoxyd und Chromoxyd in Betracht. Purpurin giebt
mit allen dreien ein mehr oder weniger braunes Purpurrot, Alizarin
dagegen giebt mit Thonerde ein leuchtendes Rot (Türkiſchrot), mit
Eiſenoxyd Violett und mit Chromoxyd ein ſchönes Rotbraun. Bevor
man die künſtliche Darſtellung der beiden Farbſtoffe kannte, war ihre
Abſonderung und Trennung aus dem Krapp mit großen Schwierigkeiten
verbunden, aber notwendig, wenn man reine Töne erzielen wollte. Jetzt
natürlich miſcht man einfach die beiden künſtlich dargeſtellten Beſtand-
teile in dem gewünſchten Mengenverhältniſſe.
Neben Indigo, Cochenille und Krapp ſpielten früher die Farb-
hölzer eine bedeutende Rolle, die ihnen größtenteils von den Teer-
farben abgenommen worden iſt. Am meiſten davon wird heute noch
das Blauholz (zum Schwarzfärben) benutzt. Das Blauholz oder
Campecheholz ſtammt von einem in Centralamerika und auf den An-
tillen heimiſchen Baume, Haematoxylon (Blutholz), ab. Das Rotholz
(Fernambuk- oder Braſilienholz) wird von Caeſalpinia-Arten, beſonders
in Braſilien gewonnen, während das Gelbholz (Cubaholz) von Morus
tinctoria herrührt. Gleich der Indigopflanze und dem Krapp enthalten
auch dieſe Hölzer nicht den fertigen Farbſtoff, ſondern Verbindungen
desſelben mit Zucker und anderen Körpern, aus denen erſt durch den
Einfluß von Waſſer und Luft die eigentlichen Farbſtoffe frei gemacht
werden. Die Löſung des Blauholzes für ſich liefert auf dem Zeug
nur eine trübe, unbrauchbare Farbe; behandelt man aber das gefärbte
Zeug nachträglich mit Eiſen- oder Chromverbindungen, ſo erhält man
ein recht gutes und billiges Schwarz, dem nur neuerdings vom Anilin-
ſchwarz Konkurrenz gemacht wird. An dieſe Hölzer ſchließt ſich noch
das Quercitron an, die gepulverte Rinde verſchiedener nordamerikaniſcher
Eichen. Von einigem Intereſſe als früher vielfach verwandte Farbe iſt
auch noch die Orſeille (getrocknet Perſio genannt), die Seide ſchön rot
färbt. Man gewinnt ſie aus verſchiedenen Flechtenarten (Roccella,
Lecanora), die an den Küſten des mittelländiſchen Meeres und in den
Tropen geſammelt werden. Man behandelt dieſe Flechten mit alka-
liſchen Flüſſigkeiten (Ammoniak und Kalk) und unterwirft ſie einer
Gährung, bei der ſich der Farbſtoff entwickelt. Auf die gleiche Weiſe
gewinnt man den bekannten Lakmus, der durch Säuren rot, durch
Alkalien aber blau gefärbt wird.
3. Die Teerfarbſtoffe.
Die gewaltigſte Umwälzung in der Induſtrie der Farben und in
der Färberei wurde hervorgerufen durch die Entdeckung und techniſche
Verwertung der aus den Produkten des Steinkohlenteers ſich ableitenden
„organiſchen“ Farbſtoffe. Die Erſchließung dieſer ſozuſagen unerſchöpf-
lichen Quelle lehrte nicht nur ganz neue Farbentöne kennen, von einem
Glanz und einer Reinheit, wie ſie bis dahin völlig unbekannt, ja un-
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/422>, abgerufen am 22.11.2024.
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