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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Weberei und ihre Vorbereitungsarbeiten.
in der jeder durch Farbe markierte Punkt ein Loch in der Karte be-
deutet, also Hochgang des zugehörigen Kettfadens.

Bereits im 15. Jahrhundert bemühte sich Leonardo da Vinci, einen
mechanischen Webstuhl zu erfinden, doch ohne Erfolg. 1687 erfand
de Gennes eine Webemaschine, welche er durch Wasserkraft bewegen
wollte; sie gelangte jedoch ebenso, wie die 1747 von Vaucanson erfundene
Maschine nicht zur Ausführung. Durch die Erfindung der Spinn-
maschine trat die Notwendigkeit ein, Stühle zu bauen, welche schneller
als der Handwebstuhl das mittelst der Spinnmaschinen in größeren
Massen fabrizierte Garn aufzuarbeiten fähig waren. Ein Geistlicher,
Namens Dr. Cartwright ließ sich 1784 einen Maschinenwebstuhl patentieren
und wurden seine Stühle 1786 in Doncaster mit Dampfkraft betrieben.
Grimshaw verbesserte Cartwrights Stühle 1791, kam jedoch nicht zur
Ingangsetzung der Stühle, indem die neuerrichtete Fabrik durch Arbeiter
vernichtet wurde. Zu gleicher Zeit nahm ein Arzt Dr. Sheffray die Ver-
besserung der Stühle auf und gründete Bell in Glasgow 1794 mit diesen
sog. Federschlagstühlen eine mechanische Weberei. Wesentliche Vervoll-
kommnung gab den Stühlen 1796 Rob. Miller in Glasgow durch An-
bringung einer Sicherung für den Fall des Steckenbleibens des Schützens
im geöffneten Fach. Auch wandelte er die Federschlagstühle in Excenter-
schlagstühle um, ließ den Webschützen nicht mehr durch Einwirkung von
Federn durch das Fach schnellen, sondern durch unrunde Scheiben, Excenter.
1813 beseitigte Harwood Horrocks in Stockport auch die Federn, welche
den Ladenanschlag vollzogen, verband die Lade mit Kurbeln der Antriebs-
welle, welche den Stuhl in Bewegung setzt, und der Kurbelstuhl war
fertig. Derartige Stühle waren in Fabriken Schottlands in Thätigkeit.
Man schlichtete die Kettenfäden im Stuhl, so wie man es heute wohl noch
als Notbehelf macht. Erst als die Schlichtmaschine erfunden worden
und infolge dessen die baumwollenen Garne, für deren Verarbeitung die
mechanischen Stühle naturgemäßer Weise durch die Erfindung der Baum-
wollspinnmaschine zuvörderst bestimmt waren, mit weniger Zeitverlust und
gleichmäßiger vorbereitet werden konnten, führte sich der Kurbel- oder
englische Stuhl mehr und mehr ein, und wurden zahlreiche Verbesserungen
an ihm angebracht. 1821 wurde derselbe, anfänglich nur einfache, glatte
Stoffe, Taffet, herstellend, auch für Köperstoffe eingerichtet, 1823 gab
man ihm Regulierungs-Vorrichtungen für die Kettspannungen, 1824 ver-
sah man ihn mit Breithaltern, d. h. Vorrichtungen, welche die durch
das Eintragen von Schuß mehr oder weniger einsaugende Ware der
Breite nach straff halten, und 1825 erfand man die erste Schaft-
maschine, in ähnlicher Weise wirkend, wie das bei den Handstühlen be-
schrieben wurde. Bis zum Jahre 1830 benutzte man mechanische Stühle,
in welchen die Lade wie beim Handstuhl oben aufgehängt war. Von
da ab wandelte man den Maschinenstuhl so um, wie wir ihn heute
meist finden, nämlich mit der Ladenachse unten, statt oben, machte die
Breithalter selbstthätig wirkend, verbesserte die Warenaufwindevor-

Die Weberei und ihre Vorbereitungsarbeiten.
in der jeder durch Farbe markierte Punkt ein Loch in der Karte be-
deutet, alſo Hochgang des zugehörigen Kettfadens.

Bereits im 15. Jahrhundert bemühte ſich Leonardo da Vinci, einen
mechaniſchen Webſtuhl zu erfinden, doch ohne Erfolg. 1687 erfand
de Gennes eine Webemaſchine, welche er durch Waſſerkraft bewegen
wollte; ſie gelangte jedoch ebenſo, wie die 1747 von Vaucanſon erfundene
Maſchine nicht zur Ausführung. Durch die Erfindung der Spinn-
maſchine trat die Notwendigkeit ein, Stühle zu bauen, welche ſchneller
als der Handwebſtuhl das mittelſt der Spinnmaſchinen in größeren
Maſſen fabrizierte Garn aufzuarbeiten fähig waren. Ein Geiſtlicher,
Namens Dr. Cartwright ließ ſich 1784 einen Maſchinenwebſtuhl patentieren
und wurden ſeine Stühle 1786 in Doncaſter mit Dampfkraft betrieben.
Grimſhaw verbeſſerte Cartwrights Stühle 1791, kam jedoch nicht zur
Ingangſetzung der Stühle, indem die neuerrichtete Fabrik durch Arbeiter
vernichtet wurde. Zu gleicher Zeit nahm ein Arzt Dr. Sheffray die Ver-
beſſerung der Stühle auf und gründete Bell in Glasgow 1794 mit dieſen
ſog. Federſchlagſtühlen eine mechaniſche Weberei. Weſentliche Vervoll-
kommnung gab den Stühlen 1796 Rob. Miller in Glasgow durch An-
bringung einer Sicherung für den Fall des Steckenbleibens des Schützens
im geöffneten Fach. Auch wandelte er die Federſchlagſtühle in Excenter-
ſchlagſtühle um, ließ den Webſchützen nicht mehr durch Einwirkung von
Federn durch das Fach ſchnellen, ſondern durch unrunde Scheiben, Excenter.
1813 beſeitigte Harwood Horrocks in Stockport auch die Federn, welche
den Ladenanſchlag vollzogen, verband die Lade mit Kurbeln der Antriebs-
welle, welche den Stuhl in Bewegung ſetzt, und der Kurbelſtuhl war
fertig. Derartige Stühle waren in Fabriken Schottlands in Thätigkeit.
Man ſchlichtete die Kettenfäden im Stuhl, ſo wie man es heute wohl noch
als Notbehelf macht. Erſt als die Schlichtmaſchine erfunden worden
und infolge deſſen die baumwollenen Garne, für deren Verarbeitung die
mechaniſchen Stühle naturgemäßer Weiſe durch die Erfindung der Baum-
wollſpinnmaſchine zuvörderſt beſtimmt waren, mit weniger Zeitverluſt und
gleichmäßiger vorbereitet werden konnten, führte ſich der Kurbel- oder
engliſche Stuhl mehr und mehr ein, und wurden zahlreiche Verbeſſerungen
an ihm angebracht. 1821 wurde derſelbe, anfänglich nur einfache, glatte
Stoffe, Taffet, herſtellend, auch für Köperſtoffe eingerichtet, 1823 gab
man ihm Regulierungs-Vorrichtungen für die Kettſpannungen, 1824 ver-
ſah man ihn mit Breithaltern, d. h. Vorrichtungen, welche die durch
das Eintragen von Schuß mehr oder weniger einſaugende Ware der
Breite nach ſtraff halten, und 1825 erfand man die erſte Schaft-
maſchine, in ähnlicher Weiſe wirkend, wie das bei den Handſtühlen be-
ſchrieben wurde. Bis zum Jahre 1830 benutzte man mechaniſche Stühle,
in welchen die Lade wie beim Handſtuhl oben aufgehängt war. Von
da ab wandelte man den Maſchinenſtuhl ſo um, wie wir ihn heute
meiſt finden, nämlich mit der Ladenachſe unten, ſtatt oben, machte die
Breithalter ſelbſtthätig wirkend, verbeſſerte die Warenaufwindevor-

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[377/0395] Die Weberei und ihre Vorbereitungsarbeiten. in der jeder durch Farbe markierte Punkt ein Loch in der Karte be- deutet, alſo Hochgang des zugehörigen Kettfadens. Bereits im 15. Jahrhundert bemühte ſich Leonardo da Vinci, einen mechaniſchen Webſtuhl zu erfinden, doch ohne Erfolg. 1687 erfand de Gennes eine Webemaſchine, welche er durch Waſſerkraft bewegen wollte; ſie gelangte jedoch ebenſo, wie die 1747 von Vaucanſon erfundene Maſchine nicht zur Ausführung. Durch die Erfindung der Spinn- maſchine trat die Notwendigkeit ein, Stühle zu bauen, welche ſchneller als der Handwebſtuhl das mittelſt der Spinnmaſchinen in größeren Maſſen fabrizierte Garn aufzuarbeiten fähig waren. Ein Geiſtlicher, Namens Dr. Cartwright ließ ſich 1784 einen Maſchinenwebſtuhl patentieren und wurden ſeine Stühle 1786 in Doncaſter mit Dampfkraft betrieben. Grimſhaw verbeſſerte Cartwrights Stühle 1791, kam jedoch nicht zur Ingangſetzung der Stühle, indem die neuerrichtete Fabrik durch Arbeiter vernichtet wurde. Zu gleicher Zeit nahm ein Arzt Dr. Sheffray die Ver- beſſerung der Stühle auf und gründete Bell in Glasgow 1794 mit dieſen ſog. Federſchlagſtühlen eine mechaniſche Weberei. Weſentliche Vervoll- kommnung gab den Stühlen 1796 Rob. Miller in Glasgow durch An- bringung einer Sicherung für den Fall des Steckenbleibens des Schützens im geöffneten Fach. Auch wandelte er die Federſchlagſtühle in Excenter- ſchlagſtühle um, ließ den Webſchützen nicht mehr durch Einwirkung von Federn durch das Fach ſchnellen, ſondern durch unrunde Scheiben, Excenter. 1813 beſeitigte Harwood Horrocks in Stockport auch die Federn, welche den Ladenanſchlag vollzogen, verband die Lade mit Kurbeln der Antriebs- welle, welche den Stuhl in Bewegung ſetzt, und der Kurbelſtuhl war fertig. Derartige Stühle waren in Fabriken Schottlands in Thätigkeit. Man ſchlichtete die Kettenfäden im Stuhl, ſo wie man es heute wohl noch als Notbehelf macht. Erſt als die Schlichtmaſchine erfunden worden und infolge deſſen die baumwollenen Garne, für deren Verarbeitung die mechaniſchen Stühle naturgemäßer Weiſe durch die Erfindung der Baum- wollſpinnmaſchine zuvörderſt beſtimmt waren, mit weniger Zeitverluſt und gleichmäßiger vorbereitet werden konnten, führte ſich der Kurbel- oder engliſche Stuhl mehr und mehr ein, und wurden zahlreiche Verbeſſerungen an ihm angebracht. 1821 wurde derſelbe, anfänglich nur einfache, glatte Stoffe, Taffet, herſtellend, auch für Köperſtoffe eingerichtet, 1823 gab man ihm Regulierungs-Vorrichtungen für die Kettſpannungen, 1824 ver- ſah man ihn mit Breithaltern, d. h. Vorrichtungen, welche die durch das Eintragen von Schuß mehr oder weniger einſaugende Ware der Breite nach ſtraff halten, und 1825 erfand man die erſte Schaft- maſchine, in ähnlicher Weiſe wirkend, wie das bei den Handſtühlen be- ſchrieben wurde. Bis zum Jahre 1830 benutzte man mechaniſche Stühle, in welchen die Lade wie beim Handſtuhl oben aufgehängt war. Von da ab wandelte man den Maſchinenſtuhl ſo um, wie wir ihn heute meiſt finden, nämlich mit der Ladenachſe unten, ſtatt oben, machte die Breithalter ſelbſtthätig wirkend, verbeſſerte die Warenaufwindevor-

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/395>, abgerufen am 22.11.2024.