Anlagen neuerdings stets bedient. Diese Glocken bestehen aus zwei oder drei Teilen; der oberste Teil ist wie eine gewöhnliche Glocke kon- struiert, sein unterer Rand ist aber nach außen um 20 -- 30 cm umgebogen. Hierdurch entsteht eine äußere kreisförmige Rinne am unteren Rande. Der nächstfolgende Glockenteil ist ein beiderseits offner Cylinder, dessen oberer Rand nach innen, dessen unterer -- falls noch ein dritter Glockenteil sich anschließen soll -- wieder nach außen umge- bogen ist. Bei leerem Gasometer liegen die Glockenteile in einander geschachtelt in der Bassinrinne. Beim Füllen hebt sich zunächst nur der oberste (innerste) Teil. Ist er fast ganz aus dem Bassin gestiegen, so greift nun die innere Randrinne des zweiten Teils in die äußere des oberen, welche mit Wasser gefüllt ist. Hierdurch wird ein hermetischer Wasserverschluß erzielt und die weiteren Teile folgen dem obersten beim Aufsteigen nach. Es versteht sich von selbst, daß die Führungsrollen entsprechend der nach unten zu steigenden Weite der Glockenteile ange- bracht werden müssen, um ein sicheres Spiel des Ganzen zu garantieren.
Das aus dem Gasometer austretende Gas hat häufig einen etwas zu hohen Druck. Man läßt es daher gewöhnlich noch durch einen Druckregulator gehen. Derselbe besteht im wesentlichen aus einer leichten Eisentrommel von der Form der Gasometerglocke, welche in einem cylindrischen, mit Wasser gefüllten Gefäß auf und ab steigt und desto tiefer heruntergedrückt wird, mit je schwereren Gewichten man sie belegt. Durch einen im Innern der Trommel befestigten Metallconus wird die Ausströmungsöffnung des unter die Trommel geleiteten Gases desto mehr verkleinert, je mehr sich die Trommel hebt. Das aufge- legte Gewicht ist sorgfältig derartig reguliert, daß das ausströmende Gas den vorgeschriebenen Druck von 2,5--5 cm Wassersäule hat. Wird nun der Druck vom Gasometer her stärker, so wird die Trommel ge- hoben, also die Ausströmungsöffnung verkleinert, so daß das Gas im wesentlichen denselben Druck behält. Ein richtig funktionierender Druck- regulator muß daher eine fortwährende ganz geringe Schwankung seiner Glocke erkennen lassen.
Nicht nur die Steinkohle dient, wenn auch überwiegend, zur Leucht- gasfabrikation; von anderen Substanzen, die in Betracht kommen, sind zu nennen: Holz, Harz, Petroleumrückstände, Fett aller Art.
Holz liefert bei einer Temperatur von 800--900°C. ein Gas, welches im wesentlichen aus Kohlenoxyd, Kohlensäure und Grubengas besteht. Es giebt daher, nach Entfernung der Kohlensäure durch den Kalkreiniger, nur schwach leuchtende Flammen. Zur Erzielung hin- reichender Leuchtkraft muß das entwickelte Gas hinreichend lange mit den glühenden Wänden der Retorten, die aus diesem Grunde viel größer als die gewöhnlichen gewählt werden, in Berührung sein. Da- durch zersetzen sich die reichlich entweichenden Teerdämpfe; ihre gas- förmigen, kohlenreichen Zersetzungsprodukte mengen sich dem Gase bei und machen es leuchtkräftiger. Ammoniak und Schwefelwasserstoff ent-
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Gasförmige Leuchtſtoffe, Gasbeleuchtung.
Anlagen neuerdings ſtets bedient. Dieſe Glocken beſtehen aus zwei oder drei Teilen; der oberſte Teil iſt wie eine gewöhnliche Glocke kon- ſtruiert, ſein unterer Rand iſt aber nach außen um 20 — 30 cm umgebogen. Hierdurch entſteht eine äußere kreisförmige Rinne am unteren Rande. Der nächſtfolgende Glockenteil iſt ein beiderſeits offner Cylinder, deſſen oberer Rand nach innen, deſſen unterer — falls noch ein dritter Glockenteil ſich anſchließen ſoll — wieder nach außen umge- bogen iſt. Bei leerem Gaſometer liegen die Glockenteile in einander geſchachtelt in der Baſſinrinne. Beim Füllen hebt ſich zunächſt nur der oberſte (innerſte) Teil. Iſt er faſt ganz aus dem Baſſin geſtiegen, ſo greift nun die innere Randrinne des zweiten Teils in die äußere des oberen, welche mit Waſſer gefüllt iſt. Hierdurch wird ein hermetiſcher Waſſerverſchluß erzielt und die weiteren Teile folgen dem oberſten beim Aufſteigen nach. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß die Führungsrollen entſprechend der nach unten zu ſteigenden Weite der Glockenteile ange- bracht werden müſſen, um ein ſicheres Spiel des Ganzen zu garantieren.
Das aus dem Gaſometer austretende Gas hat häufig einen etwas zu hohen Druck. Man läßt es daher gewöhnlich noch durch einen Druckregulator gehen. Derſelbe beſteht im weſentlichen aus einer leichten Eiſentrommel von der Form der Gaſometerglocke, welche in einem cylindriſchen, mit Waſſer gefüllten Gefäß auf und ab ſteigt und deſto tiefer heruntergedrückt wird, mit je ſchwereren Gewichten man ſie belegt. Durch einen im Innern der Trommel befeſtigten Metallconus wird die Ausſtrömungsöffnung des unter die Trommel geleiteten Gaſes deſto mehr verkleinert, je mehr ſich die Trommel hebt. Das aufge- legte Gewicht iſt ſorgfältig derartig reguliert, daß das ausſtrömende Gas den vorgeſchriebenen Druck von 2,5—5 cm Waſſerſäule hat. Wird nun der Druck vom Gaſometer her ſtärker, ſo wird die Trommel ge- hoben, alſo die Ausſtrömungsöffnung verkleinert, ſo daß das Gas im weſentlichen denſelben Druck behält. Ein richtig funktionierender Druck- regulator muß daher eine fortwährende ganz geringe Schwankung ſeiner Glocke erkennen laſſen.
Nicht nur die Steinkohle dient, wenn auch überwiegend, zur Leucht- gasfabrikation; von anderen Subſtanzen, die in Betracht kommen, ſind zu nennen: Holz, Harz, Petroleumrückſtände, Fett aller Art.
Holz liefert bei einer Temperatur von 800—900°C. ein Gas, welches im weſentlichen aus Kohlenoxyd, Kohlenſäure und Grubengas beſteht. Es giebt daher, nach Entfernung der Kohlenſäure durch den Kalkreiniger, nur ſchwach leuchtende Flammen. Zur Erzielung hin- reichender Leuchtkraft muß das entwickelte Gas hinreichend lange mit den glühenden Wänden der Retorten, die aus dieſem Grunde viel größer als die gewöhnlichen gewählt werden, in Berührung ſein. Da- durch zerſetzen ſich die reichlich entweichenden Teerdämpfe; ihre gas- förmigen, kohlenreichen Zerſetzungsprodukte mengen ſich dem Gaſe bei und machen es leuchtkräftiger. Ammoniak und Schwefelwaſſerſtoff ent-
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Gasförmige Leuchtſtoffe, Gasbeleuchtung.
Anlagen neuerdings ſtets bedient. Dieſe Glocken beſtehen aus zwei
oder drei Teilen; der oberſte Teil iſt wie eine gewöhnliche Glocke kon-
ſtruiert, ſein unterer Rand iſt aber nach außen um 20 — 30 cm
umgebogen. Hierdurch entſteht eine äußere kreisförmige Rinne am
unteren Rande. Der nächſtfolgende Glockenteil iſt ein beiderſeits offner
Cylinder, deſſen oberer Rand nach innen, deſſen unterer — falls noch
ein dritter Glockenteil ſich anſchließen ſoll — wieder nach außen umge-
bogen iſt. Bei leerem Gaſometer liegen die Glockenteile in einander
geſchachtelt in der Baſſinrinne. Beim Füllen hebt ſich zunächſt nur der
oberſte (innerſte) Teil. Iſt er faſt ganz aus dem Baſſin geſtiegen, ſo
greift nun die innere Randrinne des zweiten Teils in die äußere des
oberen, welche mit Waſſer gefüllt iſt. Hierdurch wird ein hermetiſcher
Waſſerverſchluß erzielt und die weiteren Teile folgen dem oberſten beim
Aufſteigen nach. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß die Führungsrollen
entſprechend der nach unten zu ſteigenden Weite der Glockenteile ange-
bracht werden müſſen, um ein ſicheres Spiel des Ganzen zu garantieren.
Das aus dem Gaſometer austretende Gas hat häufig einen etwas
zu hohen Druck. Man läßt es daher gewöhnlich noch durch einen
Druckregulator gehen. Derſelbe beſteht im weſentlichen aus einer
leichten Eiſentrommel von der Form der Gaſometerglocke, welche in
einem cylindriſchen, mit Waſſer gefüllten Gefäß auf und ab ſteigt und
deſto tiefer heruntergedrückt wird, mit je ſchwereren Gewichten man ſie
belegt. Durch einen im Innern der Trommel befeſtigten Metallconus
wird die Ausſtrömungsöffnung des unter die Trommel geleiteten Gaſes
deſto mehr verkleinert, je mehr ſich die Trommel hebt. Das aufge-
legte Gewicht iſt ſorgfältig derartig reguliert, daß das ausſtrömende
Gas den vorgeſchriebenen Druck von 2,5—5 cm Waſſerſäule hat. Wird
nun der Druck vom Gaſometer her ſtärker, ſo wird die Trommel ge-
hoben, alſo die Ausſtrömungsöffnung verkleinert, ſo daß das Gas im
weſentlichen denſelben Druck behält. Ein richtig funktionierender Druck-
regulator muß daher eine fortwährende ganz geringe Schwankung ſeiner
Glocke erkennen laſſen.
Nicht nur die Steinkohle dient, wenn auch überwiegend, zur Leucht-
gasfabrikation; von anderen Subſtanzen, die in Betracht kommen, ſind
zu nennen: Holz, Harz, Petroleumrückſtände, Fett aller Art.
Holz liefert bei einer Temperatur von 800—900°C. ein Gas,
welches im weſentlichen aus Kohlenoxyd, Kohlenſäure und Grubengas
beſteht. Es giebt daher, nach Entfernung der Kohlenſäure durch den
Kalkreiniger, nur ſchwach leuchtende Flammen. Zur Erzielung hin-
reichender Leuchtkraft muß das entwickelte Gas hinreichend lange mit
den glühenden Wänden der Retorten, die aus dieſem Grunde viel
größer als die gewöhnlichen gewählt werden, in Berührung ſein. Da-
durch zerſetzen ſich die reichlich entweichenden Teerdämpfe; ihre gas-
förmigen, kohlenreichen Zerſetzungsprodukte mengen ſich dem Gaſe bei
und machen es leuchtkräftiger. Ammoniak und Schwefelwaſſerſtoff ent-
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/325>, abgerufen am 22.11.2024.
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