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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Flüssige Beleuchtungsstoffe; Beleuchtung mit Lampen.

Die erwähnten Konstruktionen von Lampen, in denen Rüböl
gebrannt wird, setzen einen ziemlich starken Zufluß zum Dochte voraus,
da der Kapillarität des Dochtes gegenüber dem schwerflüssigen Öl nur
wenig zugemutet werden darf. Man teilt daher diese Lampen in
Saug- und in Drucklampen ein. Bei den ersteren muß der Ölbehälter
etwa auf dem Niveau der Flamme liegen; bei den letzteren befindet er
sich tiefer als diese, gewöhnlich im Fuße der Lampe, so daß das Öl
durch besondere Vorrichtungen bis zum höchsten Punkte des Dochtes
gehoben werden muß.

Zu den gebräuchlichsten und bekanntesten Konstruktionen nach dem
ersten Prinzip gehört die Schiebelampe (Fig. 186), welche sich, zur
Petroleumlampe umgearbeitet, aber in
ihrer charakteristischen Form erhalten,
wohl noch hin und wieder in alten
Haushaltungen vorfindet. Der Ölbe-
hälter ist hier eine Sturzflasche b, die
mit Öl gefüllt, durch ein Ventil d ver-
schlossen, verkehrt in das Reservoir a
der Lampe eingesetzt wird, und welcher
immer nur dann Öl entströmt, wenn
das Niveau im Reservoir tiefer sinkt,
als der höchste Punkt des Dochtes,
mit welchem das Reservoir durch ein
kommunizierendes Rohr f verbunden ist.

Zur Hebung des Öls in den Druck-
lampen kann man den hydrosta-
tischen Druck einer Flüssigkeit benutzen,
welche schwerer ist als das Öl, z. B.
Zinkvitriollösung, Wasser, Quecksilber.
Diese Lampen haben sich nur wenig
bewährt. Viel besser eignen sich mecha-
nische Werke. Bei der Uhrlampe von
Carcel wird durch Federkraft ein kleines,
im Fuße der Lampe eingeschlossenes
Pumpwerk bewegt, welches das Öl
dem Dochte im Überschuß zuführt. Das

[Abbildung] Fig. 186.

Schiebelampe.

Niveau im Brennerrohre bleibt hierdurch stets dasselbe, während das
überschüssige Öl in den Behälter zurückfließt. Hierdurch wird das Öl
an dem Brenner, der Wärme abgiebt, etwas vorgewärmt. Alle diese
Umstände erzielen eine Flamme von sehr großer Gleichmäßigkeit der Licht-
stärke. Noch einfacher erreicht denselben Zweck die Moderateurlampe.
Beim Beginn des Brennens wird durch Aufziehen des Werkes eine
Spiralfeder gespannt, welche das Öl im Steigrohre emportreibt. Die
Regulierung geschieht durch einen langen und dünnen Moderateurstift,
welcher in das Steigrohr hineinragt und dasselbe desto mehr verengert,

Flüſſige Beleuchtungsſtoffe; Beleuchtung mit Lampen.

Die erwähnten Konſtruktionen von Lampen, in denen Rüböl
gebrannt wird, ſetzen einen ziemlich ſtarken Zufluß zum Dochte voraus,
da der Kapillarität des Dochtes gegenüber dem ſchwerflüſſigen Öl nur
wenig zugemutet werden darf. Man teilt daher dieſe Lampen in
Saug- und in Drucklampen ein. Bei den erſteren muß der Ölbehälter
etwa auf dem Niveau der Flamme liegen; bei den letzteren befindet er
ſich tiefer als dieſe, gewöhnlich im Fuße der Lampe, ſo daß das Öl
durch beſondere Vorrichtungen bis zum höchſten Punkte des Dochtes
gehoben werden muß.

Zu den gebräuchlichſten und bekannteſten Konſtruktionen nach dem
erſten Prinzip gehört die Schiebelampe (Fig. 186), welche ſich, zur
Petroleumlampe umgearbeitet, aber in
ihrer charakteriſtiſchen Form erhalten,
wohl noch hin und wieder in alten
Haushaltungen vorfindet. Der Ölbe-
hälter iſt hier eine Sturzflaſche b, die
mit Öl gefüllt, durch ein Ventil d ver-
ſchloſſen, verkehrt in das Reſervoir a
der Lampe eingeſetzt wird, und welcher
immer nur dann Öl entſtrömt, wenn
das Niveau im Reſervoir tiefer ſinkt,
als der höchſte Punkt des Dochtes,
mit welchem das Reſervoir durch ein
kommunizierendes Rohr f verbunden iſt.

Zur Hebung des Öls in den Druck-
lampen kann man den hydroſta-
tiſchen Druck einer Flüſſigkeit benutzen,
welche ſchwerer iſt als das Öl, z. B.
Zinkvitriollöſung, Waſſer, Queckſilber.
Dieſe Lampen haben ſich nur wenig
bewährt. Viel beſſer eignen ſich mecha-
niſche Werke. Bei der Uhrlampe von
Carcel wird durch Federkraft ein kleines,
im Fuße der Lampe eingeſchloſſenes
Pumpwerk bewegt, welches das Öl
dem Dochte im Überſchuß zuführt. Das

[Abbildung] Fig. 186.

Schiebelampe.

Niveau im Brennerrohre bleibt hierdurch ſtets dasſelbe, während das
überſchüſſige Öl in den Behälter zurückfließt. Hierdurch wird das Öl
an dem Brenner, der Wärme abgiebt, etwas vorgewärmt. Alle dieſe
Umſtände erzielen eine Flamme von ſehr großer Gleichmäßigkeit der Licht-
ſtärke. Noch einfacher erreicht denſelben Zweck die Moderateurlampe.
Beim Beginn des Brennens wird durch Aufziehen des Werkes eine
Spiralfeder geſpannt, welche das Öl im Steigrohre emportreibt. Die
Regulierung geſchieht durch einen langen und dünnen Moderateurſtift,
welcher in das Steigrohr hineinragt und dasſelbe deſto mehr verengert,

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[293/0311] Flüſſige Beleuchtungsſtoffe; Beleuchtung mit Lampen. Die erwähnten Konſtruktionen von Lampen, in denen Rüböl gebrannt wird, ſetzen einen ziemlich ſtarken Zufluß zum Dochte voraus, da der Kapillarität des Dochtes gegenüber dem ſchwerflüſſigen Öl nur wenig zugemutet werden darf. Man teilt daher dieſe Lampen in Saug- und in Drucklampen ein. Bei den erſteren muß der Ölbehälter etwa auf dem Niveau der Flamme liegen; bei den letzteren befindet er ſich tiefer als dieſe, gewöhnlich im Fuße der Lampe, ſo daß das Öl durch beſondere Vorrichtungen bis zum höchſten Punkte des Dochtes gehoben werden muß. Zu den gebräuchlichſten und bekannteſten Konſtruktionen nach dem erſten Prinzip gehört die Schiebelampe (Fig. 186), welche ſich, zur Petroleumlampe umgearbeitet, aber in ihrer charakteriſtiſchen Form erhalten, wohl noch hin und wieder in alten Haushaltungen vorfindet. Der Ölbe- hälter iſt hier eine Sturzflaſche b, die mit Öl gefüllt, durch ein Ventil d ver- ſchloſſen, verkehrt in das Reſervoir a der Lampe eingeſetzt wird, und welcher immer nur dann Öl entſtrömt, wenn das Niveau im Reſervoir tiefer ſinkt, als der höchſte Punkt des Dochtes, mit welchem das Reſervoir durch ein kommunizierendes Rohr f verbunden iſt. Zur Hebung des Öls in den Druck- lampen kann man den hydroſta- tiſchen Druck einer Flüſſigkeit benutzen, welche ſchwerer iſt als das Öl, z. B. Zinkvitriollöſung, Waſſer, Queckſilber. Dieſe Lampen haben ſich nur wenig bewährt. Viel beſſer eignen ſich mecha- niſche Werke. Bei der Uhrlampe von Carcel wird durch Federkraft ein kleines, im Fuße der Lampe eingeſchloſſenes Pumpwerk bewegt, welches das Öl dem Dochte im Überſchuß zuführt. Das [Abbildung Fig. 186. Schiebelampe.] Niveau im Brennerrohre bleibt hierdurch ſtets dasſelbe, während das überſchüſſige Öl in den Behälter zurückfließt. Hierdurch wird das Öl an dem Brenner, der Wärme abgiebt, etwas vorgewärmt. Alle dieſe Umſtände erzielen eine Flamme von ſehr großer Gleichmäßigkeit der Licht- ſtärke. Noch einfacher erreicht denſelben Zweck die Moderateurlampe. Beim Beginn des Brennens wird durch Aufziehen des Werkes eine Spiralfeder geſpannt, welche das Öl im Steigrohre emportreibt. Die Regulierung geſchieht durch einen langen und dünnen Moderateurſtift, welcher in das Steigrohr hineinragt und dasſelbe deſto mehr verengert,

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/311>, abgerufen am 22.11.2024.