brachte sein. Wir zeigen in unserem Bilde (Fig. 156.) das Schienensystem der 1889 von Siemens & Halske in Budapest ausgeführten Eisenbahn. Links sieht man unter dem Schienenstrange des Geleises einen Kanal, in welchem links und rechts je eine Stromleitung, die Hin- und die
[Abbildung]
Fig. 156.
Schienensystem der Budapester Straßenbahn von Siemens & Halske.
Rückleitung, geschützt gegen äußere Einflüsse und von einander isoliert, an- gebracht sind. Der Kanal schließt an der Straße mit den Fahrschienen ab, welche auf gußeisernen Böcken gelagert und festgeschraubt sind. In diesen sind die beiden Stromleitungen mittels geeigneter Isolatoren befestigt. Im Übrigen ist der Kanal aus Beton hergestellt. An dem Wagen ist unten eine Vorrichtung befestigt, welche durch den zwei- teiligen Schienenbau in den Kanal hinabreicht und ein Schiffchen mitnimmt. Dieses schleift im Kanal zwischen den Stromleitungen und vermittelt auf diese Weise eine beständige Stromzuführung nach dem Wagen. Äußerlich gleicht die Bahn völlig einer gewöhnlichen Straßenbahn, da von den Kanälen und den Leitungen auf der Straße nichts zu sehen ist. Das System, welches sich ausgezeichnet bewährt, ist freilich auch das teuerste. Trotzdem rentiert sich eine solche Anlage immer noch besser als die Pferdebahn.
Das Aussehen der elektrischen Wagen gleicht äußerlich völlig dem- jenigen der Pferdebahnwagen, nur daß diese im allgemeinen einen größeren Raum einnehmen. Die Arbeitsmaschine sitzt, den Blicken des Beschauers vollig verborgen, im Untergestell des Wagens. In der Mitte ist der Motor angebracht, durch welchen der aufgenommene Strom in eine drehende Bewegung verwandelt wird; diese überträgt er durch ein Vorgelege auf die eine Wagenachse und bewegt so den Wagen vorwärts. Statt
Die elektriſchen Erfindungen.
brachte ſein. Wir zeigen in unſerem Bilde (Fig. 156.) das Schienenſyſtem der 1889 von Siemens & Halske in Budapeſt ausgeführten Eiſenbahn. Links ſieht man unter dem Schienenſtrange des Geleiſes einen Kanal, in welchem links und rechts je eine Stromleitung, die Hin- und die
[Abbildung]
Fig. 156.
Schienenſyſtem der Budapeſter Straßenbahn von Siemens & Halske.
Rückleitung, geſchützt gegen äußere Einflüſſe und von einander iſoliert, an- gebracht ſind. Der Kanal ſchließt an der Straße mit den Fahrſchienen ab, welche auf gußeiſernen Böcken gelagert und feſtgeſchraubt ſind. In dieſen ſind die beiden Stromleitungen mittels geeigneter Iſolatoren befeſtigt. Im Übrigen iſt der Kanal aus Beton hergeſtellt. An dem Wagen iſt unten eine Vorrichtung befeſtigt, welche durch den zwei- teiligen Schienenbau in den Kanal hinabreicht und ein Schiffchen mitnimmt. Dieſes ſchleift im Kanal zwiſchen den Stromleitungen und vermittelt auf dieſe Weiſe eine beſtändige Stromzuführung nach dem Wagen. Äußerlich gleicht die Bahn völlig einer gewöhnlichen Straßenbahn, da von den Kanälen und den Leitungen auf der Straße nichts zu ſehen iſt. Das Syſtem, welches ſich ausgezeichnet bewährt, iſt freilich auch das teuerſte. Trotzdem rentiert ſich eine ſolche Anlage immer noch beſſer als die Pferdebahn.
Das Ausſehen der elektriſchen Wagen gleicht äußerlich völlig dem- jenigen der Pferdebahnwagen, nur daß dieſe im allgemeinen einen größeren Raum einnehmen. Die Arbeitsmaſchine ſitzt, den Blicken des Beſchauers vollig verborgen, im Untergeſtell des Wagens. In der Mitte iſt der Motor angebracht, durch welchen der aufgenommene Strom in eine drehende Bewegung verwandelt wird; dieſe überträgt er durch ein Vorgelege auf die eine Wagenachſe und bewegt ſo den Wagen vorwärts. Statt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0238"n="220"/><fwplace="top"type="header">Die elektriſchen Erfindungen.</fw><lb/>
brachte ſein. Wir zeigen in unſerem Bilde (Fig. 156.) das Schienenſyſtem<lb/>
der 1889 von Siemens & Halske in Budapeſt ausgeführten Eiſenbahn.<lb/>
Links ſieht man unter dem Schienenſtrange des Geleiſes einen Kanal,<lb/>
in welchem links und rechts je eine Stromleitung, die Hin- und die<lb/><figure><head>Fig. 156. </head><p>Schienenſyſtem der Budapeſter Straßenbahn von Siemens & Halske.</p></figure><lb/>
Rückleitung, geſchützt gegen äußere Einflüſſe und von einander iſoliert, an-<lb/>
gebracht ſind. Der Kanal ſchließt an der Straße mit den Fahrſchienen<lb/>
ab, welche auf gußeiſernen Böcken gelagert und feſtgeſchraubt ſind.<lb/>
In dieſen ſind die beiden Stromleitungen mittels geeigneter Iſolatoren<lb/>
befeſtigt. Im Übrigen iſt der Kanal aus Beton hergeſtellt. An dem<lb/>
Wagen iſt unten eine Vorrichtung befeſtigt, welche durch den zwei-<lb/>
teiligen Schienenbau in den Kanal hinabreicht und ein Schiffchen<lb/>
mitnimmt. Dieſes ſchleift im Kanal zwiſchen den Stromleitungen und<lb/>
vermittelt auf dieſe Weiſe eine beſtändige Stromzuführung nach<lb/>
dem Wagen. Äußerlich gleicht die Bahn völlig einer gewöhnlichen<lb/>
Straßenbahn, da von den Kanälen und den Leitungen auf der<lb/>
Straße nichts zu ſehen iſt. Das Syſtem, welches ſich ausgezeichnet<lb/>
bewährt, iſt freilich auch das teuerſte. Trotzdem rentiert ſich eine<lb/>ſolche Anlage immer noch beſſer als die Pferdebahn.</p><lb/><p>Das Ausſehen der elektriſchen Wagen gleicht äußerlich völlig dem-<lb/>
jenigen der Pferdebahnwagen, nur daß dieſe im allgemeinen einen größeren<lb/>
Raum einnehmen. Die Arbeitsmaſchine ſitzt, den Blicken des Beſchauers<lb/>
vollig verborgen, im Untergeſtell des Wagens. In der Mitte iſt der Motor<lb/>
angebracht, durch welchen der aufgenommene Strom in eine drehende<lb/>
Bewegung verwandelt wird; dieſe überträgt er durch ein Vorgelege<lb/>
auf die eine Wagenachſe und bewegt ſo den Wagen vorwärts. Statt<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[220/0238]
Die elektriſchen Erfindungen.
brachte ſein. Wir zeigen in unſerem Bilde (Fig. 156.) das Schienenſyſtem
der 1889 von Siemens & Halske in Budapeſt ausgeführten Eiſenbahn.
Links ſieht man unter dem Schienenſtrange des Geleiſes einen Kanal,
in welchem links und rechts je eine Stromleitung, die Hin- und die
[Abbildung Fig. 156. Schienenſyſtem der Budapeſter Straßenbahn von Siemens & Halske.]
Rückleitung, geſchützt gegen äußere Einflüſſe und von einander iſoliert, an-
gebracht ſind. Der Kanal ſchließt an der Straße mit den Fahrſchienen
ab, welche auf gußeiſernen Böcken gelagert und feſtgeſchraubt ſind.
In dieſen ſind die beiden Stromleitungen mittels geeigneter Iſolatoren
befeſtigt. Im Übrigen iſt der Kanal aus Beton hergeſtellt. An dem
Wagen iſt unten eine Vorrichtung befeſtigt, welche durch den zwei-
teiligen Schienenbau in den Kanal hinabreicht und ein Schiffchen
mitnimmt. Dieſes ſchleift im Kanal zwiſchen den Stromleitungen und
vermittelt auf dieſe Weiſe eine beſtändige Stromzuführung nach
dem Wagen. Äußerlich gleicht die Bahn völlig einer gewöhnlichen
Straßenbahn, da von den Kanälen und den Leitungen auf der
Straße nichts zu ſehen iſt. Das Syſtem, welches ſich ausgezeichnet
bewährt, iſt freilich auch das teuerſte. Trotzdem rentiert ſich eine
ſolche Anlage immer noch beſſer als die Pferdebahn.
Das Ausſehen der elektriſchen Wagen gleicht äußerlich völlig dem-
jenigen der Pferdebahnwagen, nur daß dieſe im allgemeinen einen größeren
Raum einnehmen. Die Arbeitsmaſchine ſitzt, den Blicken des Beſchauers
vollig verborgen, im Untergeſtell des Wagens. In der Mitte iſt der Motor
angebracht, durch welchen der aufgenommene Strom in eine drehende
Bewegung verwandelt wird; dieſe überträgt er durch ein Vorgelege
auf die eine Wagenachſe und bewegt ſo den Wagen vorwärts. Statt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/238>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.