anders weitergeführt, so daß eine Berührung derselben ganz unschädlich ist. Der Strom wird von dem Radreifen aufgenommen, der von der Achse hinreichend isoliert sein muß und ihn dem Elektromotor zuführt, aus welchem er an der anderen Seite heraustritt. Die Achsen der Räder sind zugleich diejenigen der Motoren oder es findet eine Zahnradübertragung statt, welche die Geschwindigkeit der Räder mildert. Wenn man die Schienen genügend vom Erdboden isolieren soll, so wird dies wenigstens für lange Strecken sehr teuer zu stehen kommen, und immer wird bei schlechtem Wetter ein so großer Kraftverlust un- umgänglich sein, daß die Schienenleitung nicht recht vorteilhaft erscheint. Nimmt man eine dritte gut isolierte Schiene zu Hilfe, wie das 1879 bei dem ersten Versuche geschah, so findet eine weitere Steigerung der Anlagekosten statt, welche dieses System gar nicht hat in Aufnahme kommen lassen.
Die oberirdische Zuführung des Stromes ist auf die verschiedensten Weisen versucht worden. Bei dem älteren System von Siemens & Halske wird er in zwei geschlitzten Röhren längs des Geleises zu- und weg- geführt. Auf diesen Leitern, die an Säulen hingen und genügend isoliert sein mußten, schleifte ein Wägelchen, welches von dem Wagen mitgenommen wurde und dem Motor desselben den Strom durch einen Leiter zuschickte. In einer neueren Ausführung bedarf es nur eines Drahtes, der über der Mitte des Geleises an seitlich stehenden Säulen aufgehängt ist; eine an dem Motorwagen angebrachte Vorrichtung schleift an diesem Draht und führt ihm den Strom zu. Die Drahtleitung ist nur dünn und wäre für die eigentliche Zuleitung ungenügend. Diese Hauptzuleitung geschieht vielmehr durch stärkere Leiter, welche an den seitlich stehenden Säulen befestigt sind. Als Rückleitung dienen bei dieser Anordnung die Schienen. So ist die Verlängerung der Lichter- felder Bahn 1890 ausgeführt worden. Am vollkommensten entwickelt ist jetzt diese Art der Stromführung in den von Sprague und Thomson- Houston ausgebildeten Systemen. Nach dem ersteren ist die Hallesche Straßenbahn gebaut. Unser Bild (Fig. 155) zeigt die Haltestelle derselben auf dem Marktplatze. Die Arbeitsleitung, von der Feinheit der Telephondrähte, ist durch Querdrähte mit der eigentlichen Stromführung verknüpft. Die Pfähle, an welchen diese angebracht sind, bestehen aus Schmiedeeisen, beleidigen durch ihr Aussehen das Auge nicht und können auch als Masten für elektrische Lampen dienen. Der Strom wird zum Wagen durch ein auf dem Dache angebrachtes Stahlrohr übergeführt, welches eine metallene Nutrolle von unten gegen den Leitungsdraht drückt und dadurch die Berührung recht innig macht.
Nun wird es an vielen Orten schwierig sein, die Erlaubnis zu einer oberirdischen Stromführung zu erlangen. In größeren Städten vor allem wird wegen der Verkehrsstörungen, die sie im Gefolge haben können, eine Belastung der Straßen mit eisernen Masten nicht auf Entgegenkommen zu rechnen haben. Auf Chausseen, in Vororten und
Die elektriſchen Erfindungen.
anders weitergeführt, ſo daß eine Berührung derſelben ganz unſchädlich iſt. Der Strom wird von dem Radreifen aufgenommen, der von der Achſe hinreichend iſoliert ſein muß und ihn dem Elektromotor zuführt, aus welchem er an der anderen Seite heraustritt. Die Achſen der Räder ſind zugleich diejenigen der Motoren oder es findet eine Zahnradübertragung ſtatt, welche die Geſchwindigkeit der Räder mildert. Wenn man die Schienen genügend vom Erdboden iſolieren ſoll, ſo wird dies wenigſtens für lange Strecken ſehr teuer zu ſtehen kommen, und immer wird bei ſchlechtem Wetter ein ſo großer Kraftverluſt un- umgänglich ſein, daß die Schienenleitung nicht recht vorteilhaft erſcheint. Nimmt man eine dritte gut iſolierte Schiene zu Hilfe, wie das 1879 bei dem erſten Verſuche geſchah, ſo findet eine weitere Steigerung der Anlagekoſten ſtatt, welche dieſes Syſtem gar nicht hat in Aufnahme kommen laſſen.
Die oberirdiſche Zuführung des Stromes iſt auf die verſchiedenſten Weiſen verſucht worden. Bei dem älteren Syſtem von Siemens & Halske wird er in zwei geſchlitzten Röhren längs des Geleiſes zu- und weg- geführt. Auf dieſen Leitern, die an Säulen hingen und genügend iſoliert ſein mußten, ſchleifte ein Wägelchen, welches von dem Wagen mitgenommen wurde und dem Motor deſſelben den Strom durch einen Leiter zuſchickte. In einer neueren Ausführung bedarf es nur eines Drahtes, der über der Mitte des Geleiſes an ſeitlich ſtehenden Säulen aufgehängt iſt; eine an dem Motorwagen angebrachte Vorrichtung ſchleift an dieſem Draht und führt ihm den Strom zu. Die Drahtleitung iſt nur dünn und wäre für die eigentliche Zuleitung ungenügend. Dieſe Hauptzuleitung geſchieht vielmehr durch ſtärkere Leiter, welche an den ſeitlich ſtehenden Säulen befeſtigt ſind. Als Rückleitung dienen bei dieſer Anordnung die Schienen. So iſt die Verlängerung der Lichter- felder Bahn 1890 ausgeführt worden. Am vollkommenſten entwickelt iſt jetzt dieſe Art der Stromführung in den von Sprague und Thomſon- Houſton ausgebildeten Syſtemen. Nach dem erſteren iſt die Halleſche Straßenbahn gebaut. Unſer Bild (Fig. 155) zeigt die Halteſtelle derſelben auf dem Marktplatze. Die Arbeitsleitung, von der Feinheit der Telephondrähte, iſt durch Querdrähte mit der eigentlichen Stromführung verknüpft. Die Pfähle, an welchen dieſe angebracht ſind, beſtehen aus Schmiedeeiſen, beleidigen durch ihr Ausſehen das Auge nicht und können auch als Maſten für elektriſche Lampen dienen. Der Strom wird zum Wagen durch ein auf dem Dache angebrachtes Stahlrohr übergeführt, welches eine metallene Nutrolle von unten gegen den Leitungsdraht drückt und dadurch die Berührung recht innig macht.
Nun wird es an vielen Orten ſchwierig ſein, die Erlaubnis zu einer oberirdiſchen Stromführung zu erlangen. In größeren Städten vor allem wird wegen der Verkehrsſtörungen, die ſie im Gefolge haben können, eine Belaſtung der Straßen mit eiſernen Maſten nicht auf Entgegenkommen zu rechnen haben. Auf Chauſſeen, in Vororten und
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Die elektriſchen Erfindungen.
anders weitergeführt, ſo daß eine Berührung derſelben ganz unſchädlich
iſt. Der Strom wird von dem Radreifen aufgenommen, der von der
Achſe hinreichend iſoliert ſein muß und ihn dem Elektromotor zuführt,
aus welchem er an der anderen Seite heraustritt. Die Achſen der
Räder ſind zugleich diejenigen der Motoren oder es findet eine
Zahnradübertragung ſtatt, welche die Geſchwindigkeit der Räder mildert.
Wenn man die Schienen genügend vom Erdboden iſolieren ſoll, ſo
wird dies wenigſtens für lange Strecken ſehr teuer zu ſtehen kommen,
und immer wird bei ſchlechtem Wetter ein ſo großer Kraftverluſt un-
umgänglich ſein, daß die Schienenleitung nicht recht vorteilhaft erſcheint.
Nimmt man eine dritte gut iſolierte Schiene zu Hilfe, wie das 1879
bei dem erſten Verſuche geſchah, ſo findet eine weitere Steigerung der
Anlagekoſten ſtatt, welche dieſes Syſtem gar nicht hat in Aufnahme
kommen laſſen.
Die oberirdiſche Zuführung des Stromes iſt auf die verſchiedenſten
Weiſen verſucht worden. Bei dem älteren Syſtem von Siemens & Halske
wird er in zwei geſchlitzten Röhren längs des Geleiſes zu- und weg-
geführt. Auf dieſen Leitern, die an Säulen hingen und genügend
iſoliert ſein mußten, ſchleifte ein Wägelchen, welches von dem Wagen
mitgenommen wurde und dem Motor deſſelben den Strom durch einen
Leiter zuſchickte. In einer neueren Ausführung bedarf es nur eines
Drahtes, der über der Mitte des Geleiſes an ſeitlich ſtehenden Säulen
aufgehängt iſt; eine an dem Motorwagen angebrachte Vorrichtung ſchleift
an dieſem Draht und führt ihm den Strom zu. Die Drahtleitung iſt
nur dünn und wäre für die eigentliche Zuleitung ungenügend. Dieſe
Hauptzuleitung geſchieht vielmehr durch ſtärkere Leiter, welche an den
ſeitlich ſtehenden Säulen befeſtigt ſind. Als Rückleitung dienen bei
dieſer Anordnung die Schienen. So iſt die Verlängerung der Lichter-
felder Bahn 1890 ausgeführt worden. Am vollkommenſten entwickelt
iſt jetzt dieſe Art der Stromführung in den von Sprague und Thomſon-
Houſton ausgebildeten Syſtemen. Nach dem erſteren iſt die Halleſche
Straßenbahn gebaut. Unſer Bild (Fig. 155) zeigt die Halteſtelle derſelben
auf dem Marktplatze. Die Arbeitsleitung, von der Feinheit der
Telephondrähte, iſt durch Querdrähte mit der eigentlichen Stromführung
verknüpft. Die Pfähle, an welchen dieſe angebracht ſind, beſtehen
aus Schmiedeeiſen, beleidigen durch ihr Ausſehen das Auge nicht und
können auch als Maſten für elektriſche Lampen dienen. Der Strom
wird zum Wagen durch ein auf dem Dache angebrachtes Stahlrohr
übergeführt, welches eine metallene Nutrolle von unten gegen den
Leitungsdraht drückt und dadurch die Berührung recht innig macht.
Nun wird es an vielen Orten ſchwierig ſein, die Erlaubnis zu einer
oberirdiſchen Stromführung zu erlangen. In größeren Städten vor
allem wird wegen der Verkehrsſtörungen, die ſie im Gefolge haben
können, eine Belaſtung der Straßen mit eiſernen Maſten nicht auf
Entgegenkommen zu rechnen haben. Auf Chauſſeen, in Vororten und
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/236>, abgerufen am 27.11.2024.
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