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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die elektrischen Erfindungen.
zu beschränken, die dann natürlich kräftig gebaut sein müssen. Eine
solche ist die von der Firma Siemens & Halske hergestellte Riesen-
maschine, die wir hier abbilden. Sie ist eine sogenannte Innenpol-
maschine, d. h. die Feldmagnete liegen im Innern des Ankers. Man
kann sie durch die Speichen des großen Rades, als welches die ganze
Maschine erscheint, unschwer erkennen. Es sind im ganzen zehn mit
Spulen umwickelte Eisenkerne zu einem Sterne geordnet. Der Anker
ist ein Grammescher Ring von 3 m Durchmesser und 28 cm Dicke.
Bei dieser Anordnung wird die Kraft der Feldmagnete weit besser
ausgenutzt, als bei der vorher besprochenen. Aber freilich ist ein Ring
von so riesigen Dimensionen nicht eben leicht zu bewegen, und dieser
hier soll 65 Umdrehungen in der Minute machen, um seine normale
Leistung zu vollbringen. Da sind Dampfmaschinen von 500 Pferde-
stärken erforderlich, um ihn in Bewegung zu erhalten. Dem entspricht
aber auch die Leistung der Maschine. Der Strom hat eine Spannung
von 150 Volt und, bei der normalen Drehungsgeschwindigkeit der
Maschine, eine Stärke von 2200 Ampere, die bei 100 Umdrehungen in
der Minute auf über 4000 Amperes steigen kann, was im ersten Falle
450, im zweiten aber 820 Pferdestärken entspricht, welche die Arbeits-
fähigkeit des Stroms messen. Wir machen noch darauf aufmerksam, daß
die Bürsten, die den Strom abnehmen, hier an keinem besonderen
Kollektor arbeiten, sondern einfach auf dem Ringe selbst schleifen, dessen
Windungen aus Kupferstangen von 14 qcm Querschnitt bestehen, die
zwar gegen einander isoliert, aber nach außen jeder Hülle beraubt,
sich den Schleifbürsten darbieten müssen.

Für manche Zwecke erscheint es durchaus nötig, statt eines fort-
während in gleicher Richtung den Schließungsbogen durcheilenden
Stromes, jenen mit Strömen zu beschicken, die immerzu ihre Richtung
wechseln, so z. B. für gewisse Beleuchtungsapparate, die dauernd ein
gleichmäßiges Licht spenden sollen. Da die bisher beschriebenen
Dynamomaschinen einen stets gleichgerichteten Strom liefern, -- sie
heißen deshalb auch Gleichstrommaschinen -- so sind für jenen Zweck
besondere, die sogenannten Wechselstrommaschinen zu bauen. Sie
haben vor den Gleichstrommaschinen, um dies gleich hervorzuheben,
u. a. den Vorzug, daß sie eine größere Spannung zulassen, und das ist
-- wie wir später sehen werden -- für die Übertragung des Stromes auf
weite Entfernungen hin von großer Wichtigkeit. Auch diese Maschinen
sind aus den magnet-elektrischen hervorgegangen. Zu ihnen gehört
u. a. jene große Alliance-Maschine, die den Leuchttürmen Frankreichs
und Englands Licht spendete. Der Belgier de Meritens verwendete
auch noch Stahlmagnete, vor denen er einen Ringanker in Drehung
versetzte. Alle folgenden Wechselstrommaschinen aber besitzen Elektro-
magnete. Wie sollte man nun diese anregen? Da doch die induzierten
Ströme fortwährend ihre Richtung wechseln sollen, so konnte man
diese für die Magnetisierung der Feldmagnete absolut nicht brauchen, sie

Die elektriſchen Erfindungen.
zu beſchränken, die dann natürlich kräftig gebaut ſein müſſen. Eine
ſolche iſt die von der Firma Siemens & Halske hergeſtellte Rieſen-
maſchine, die wir hier abbilden. Sie iſt eine ſogenannte Innenpol-
maſchine, d. h. die Feldmagnete liegen im Innern des Ankers. Man
kann ſie durch die Speichen des großen Rades, als welches die ganze
Maſchine erſcheint, unſchwer erkennen. Es ſind im ganzen zehn mit
Spulen umwickelte Eiſenkerne zu einem Sterne geordnet. Der Anker
iſt ein Grammeſcher Ring von 3 m Durchmeſſer und 28 cm Dicke.
Bei dieſer Anordnung wird die Kraft der Feldmagnete weit beſſer
ausgenutzt, als bei der vorher beſprochenen. Aber freilich iſt ein Ring
von ſo rieſigen Dimenſionen nicht eben leicht zu bewegen, und dieſer
hier ſoll 65 Umdrehungen in der Minute machen, um ſeine normale
Leiſtung zu vollbringen. Da ſind Dampfmaſchinen von 500 Pferde-
ſtärken erforderlich, um ihn in Bewegung zu erhalten. Dem entſpricht
aber auch die Leiſtung der Maſchine. Der Strom hat eine Spannung
von 150 Volt und, bei der normalen Drehungsgeſchwindigkeit der
Maſchine, eine Stärke von 2200 Ampère, die bei 100 Umdrehungen in
der Minute auf über 4000 Ampères ſteigen kann, was im erſten Falle
450, im zweiten aber 820 Pferdeſtärken entſpricht, welche die Arbeits-
fähigkeit des Stroms meſſen. Wir machen noch darauf aufmerkſam, daß
die Bürſten, die den Strom abnehmen, hier an keinem beſonderen
Kollektor arbeiten, ſondern einfach auf dem Ringe ſelbſt ſchleifen, deſſen
Windungen aus Kupferſtangen von 14 qcm Querſchnitt beſtehen, die
zwar gegen einander iſoliert, aber nach außen jeder Hülle beraubt,
ſich den Schleifbürſten darbieten müſſen.

Für manche Zwecke erſcheint es durchaus nötig, ſtatt eines fort-
während in gleicher Richtung den Schließungsbogen durcheilenden
Stromes, jenen mit Strömen zu beſchicken, die immerzu ihre Richtung
wechſeln, ſo z. B. für gewiſſe Beleuchtungsapparate, die dauernd ein
gleichmäßiges Licht ſpenden ſollen. Da die bisher beſchriebenen
Dynamomaſchinen einen ſtets gleichgerichteten Strom liefern, — ſie
heißen deshalb auch Gleichſtrommaſchinen — ſo ſind für jenen Zweck
beſondere, die ſogenannten Wechſelſtrommaſchinen zu bauen. Sie
haben vor den Gleichſtrommaſchinen, um dies gleich hervorzuheben,
u. a. den Vorzug, daß ſie eine größere Spannung zulaſſen, und das iſt
— wie wir ſpäter ſehen werden — für die Übertragung des Stromes auf
weite Entfernungen hin von großer Wichtigkeit. Auch dieſe Maſchinen
ſind aus den magnet-elektriſchen hervorgegangen. Zu ihnen gehört
u. a. jene große Alliance-Maſchine, die den Leuchttürmen Frankreichs
und Englands Licht ſpendete. Der Belgier de Meritens verwendete
auch noch Stahlmagnete, vor denen er einen Ringanker in Drehung
verſetzte. Alle folgenden Wechſelſtrommaſchinen aber beſitzen Elektro-
magnete. Wie ſollte man nun dieſe anregen? Da doch die induzierten
Ströme fortwährend ihre Richtung wechſeln ſollen, ſo konnte man
dieſe für die Magnetiſierung der Feldmagnete abſolut nicht brauchen, ſie

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[174/0192] Die elektriſchen Erfindungen. zu beſchränken, die dann natürlich kräftig gebaut ſein müſſen. Eine ſolche iſt die von der Firma Siemens & Halske hergeſtellte Rieſen- maſchine, die wir hier abbilden. Sie iſt eine ſogenannte Innenpol- maſchine, d. h. die Feldmagnete liegen im Innern des Ankers. Man kann ſie durch die Speichen des großen Rades, als welches die ganze Maſchine erſcheint, unſchwer erkennen. Es ſind im ganzen zehn mit Spulen umwickelte Eiſenkerne zu einem Sterne geordnet. Der Anker iſt ein Grammeſcher Ring von 3 m Durchmeſſer und 28 cm Dicke. Bei dieſer Anordnung wird die Kraft der Feldmagnete weit beſſer ausgenutzt, als bei der vorher beſprochenen. Aber freilich iſt ein Ring von ſo rieſigen Dimenſionen nicht eben leicht zu bewegen, und dieſer hier ſoll 65 Umdrehungen in der Minute machen, um ſeine normale Leiſtung zu vollbringen. Da ſind Dampfmaſchinen von 500 Pferde- ſtärken erforderlich, um ihn in Bewegung zu erhalten. Dem entſpricht aber auch die Leiſtung der Maſchine. Der Strom hat eine Spannung von 150 Volt und, bei der normalen Drehungsgeſchwindigkeit der Maſchine, eine Stärke von 2200 Ampère, die bei 100 Umdrehungen in der Minute auf über 4000 Ampères ſteigen kann, was im erſten Falle 450, im zweiten aber 820 Pferdeſtärken entſpricht, welche die Arbeits- fähigkeit des Stroms meſſen. Wir machen noch darauf aufmerkſam, daß die Bürſten, die den Strom abnehmen, hier an keinem beſonderen Kollektor arbeiten, ſondern einfach auf dem Ringe ſelbſt ſchleifen, deſſen Windungen aus Kupferſtangen von 14 qcm Querſchnitt beſtehen, die zwar gegen einander iſoliert, aber nach außen jeder Hülle beraubt, ſich den Schleifbürſten darbieten müſſen. Für manche Zwecke erſcheint es durchaus nötig, ſtatt eines fort- während in gleicher Richtung den Schließungsbogen durcheilenden Stromes, jenen mit Strömen zu beſchicken, die immerzu ihre Richtung wechſeln, ſo z. B. für gewiſſe Beleuchtungsapparate, die dauernd ein gleichmäßiges Licht ſpenden ſollen. Da die bisher beſchriebenen Dynamomaſchinen einen ſtets gleichgerichteten Strom liefern, — ſie heißen deshalb auch Gleichſtrommaſchinen — ſo ſind für jenen Zweck beſondere, die ſogenannten Wechſelſtrommaſchinen zu bauen. Sie haben vor den Gleichſtrommaſchinen, um dies gleich hervorzuheben, u. a. den Vorzug, daß ſie eine größere Spannung zulaſſen, und das iſt — wie wir ſpäter ſehen werden — für die Übertragung des Stromes auf weite Entfernungen hin von großer Wichtigkeit. Auch dieſe Maſchinen ſind aus den magnet-elektriſchen hervorgegangen. Zu ihnen gehört u. a. jene große Alliance-Maſchine, die den Leuchttürmen Frankreichs und Englands Licht ſpendete. Der Belgier de Meritens verwendete auch noch Stahlmagnete, vor denen er einen Ringanker in Drehung verſetzte. Alle folgenden Wechſelſtrommaſchinen aber beſitzen Elektro- magnete. Wie ſollte man nun dieſe anregen? Da doch die induzierten Ströme fortwährend ihre Richtung wechſeln ſollen, ſo konnte man dieſe für die Magnetiſierung der Feldmagnete abſolut nicht brauchen, ſie

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/192>, abgerufen am 24.11.2024.