unmöglich; ist sie vielleicht im Stande, in einem Drahte, den ich um den Anker wickle, zu einem elektrischen Strome zu werden? Wenn ein Stück Eisen zum Magnet wird, sobald ich es einem vom Strome durch- flossenen Leiter nähere, warum soll nicht umgekehrt ein Stahlmagnet fähig sein in einer Drahtspule, die ich ihm nahe bringe oder von ihm entferne einen Strom zu erzeugen? Im Jahre 1831 sah er endlich, daß in der Drahtspule, die bis auf eine ganz geringe Unter- brechung geschlossen war, jedesmal, wenn er einen kräftigen Magneten näherte, an der Unterbrechungsstelle ein winziges Fünkchen sich zeigte, ein Beweis, daß in diesem Augenblick ein Strom die Spule passierte; und dasselbe geschah, sobald der Magnet schnell wieder von der Spule entfernt wurde. Als er der Londoner Gesellschaft der Wissenschaften diesen Funken zeigte, war er von der Tragweite seiner Idee bereits so überzeugt, daß er die Worte sprach: "Wenn dieser Funken auch sehr klein ist, so daß man ihn kaum bemerken kann, so werden andere kommen, die diese Kraft zu wichtigen Zwecken nutzbar machen werden." Man sagt, daß der Magnet in dem Leiter einen Strom induziert, und zwar hängt die Richtung des Stromes wesentlich
[Abbildung]
Fig. 108.
Induktion eines Stromes durch einen Magnet.
davon ab, ob man den Magnet nähert oder entfernt, ob man den Südpol vorschickt oder den Nord- pol. (Vgl. Fig. 108.) Der Strom dauert nur eine ganz kurze Zeit, ebenso lange wie die Bewegung des Magnets und er ist auch in dieser kurzen Zeit nur so lange stark genug, um sich wahrnehmbar zu machen, als der Magnet noch in der unmittel- baren Nähe des Leiters liegt. Aber durch fortwährendes Annähern und Fortnehmen des Magnets wird es möglich, immer neue Ströme in dem Leiter zu induzieren, und zwar solche von immer wechselnder Richtung.
Dieser Entdeckung der Magnetinduktion folgte eine andere auf dem Fuße. Da jede von einem Strome durchflossene Spule magnetische Eigenschaften hat, so lag es nahe, auch durch Annähern einer solchen an eine andere, in der noch keine Elektrizität ist, einen Strom zu induzieren. Das gelang auch vollkommen. Jedesmal, wenn sich die stromdurchflossene Spirale näherte oder entfernte, entstand in der ruhenden Spule ein Strom, wie man daran sehen konnte, daß eine Magnetnadel in ihrer Nähe abgelenkt wurde. Statt den Strom- kreis zu nähern oder zu entfernen, kann man ihn auch plötzlich in der Nähe des ruhenden Leiters entstehen lassen. In der Fig. 109 ist AA' der Schließungsbogen einer Batterie, welche durch die wagerechten Striche angedeutet ist. Durch einen Taster kann man nach Belieben Strom in den Draht schicken oder denselben unterbrechen. Jedesmal
Die elektriſchen Erfindungen.
unmöglich; iſt ſie vielleicht im Stande, in einem Drahte, den ich um den Anker wickle, zu einem elektriſchen Strome zu werden? Wenn ein Stück Eiſen zum Magnet wird, ſobald ich es einem vom Strome durch- floſſenen Leiter nähere, warum ſoll nicht umgekehrt ein Stahlmagnet fähig ſein in einer Drahtſpule, die ich ihm nahe bringe oder von ihm entferne einen Strom zu erzeugen? Im Jahre 1831 ſah er endlich, daß in der Drahtſpule, die bis auf eine ganz geringe Unter- brechung geſchloſſen war, jedesmal, wenn er einen kräftigen Magneten näherte, an der Unterbrechungsſtelle ein winziges Fünkchen ſich zeigte, ein Beweis, daß in dieſem Augenblick ein Strom die Spule paſſierte; und dasſelbe geſchah, ſobald der Magnet ſchnell wieder von der Spule entfernt wurde. Als er der Londoner Geſellſchaft der Wiſſenſchaften dieſen Funken zeigte, war er von der Tragweite ſeiner Idee bereits ſo überzeugt, daß er die Worte ſprach: „Wenn dieſer Funken auch ſehr klein iſt, ſo daß man ihn kaum bemerken kann, ſo werden andere kommen, die dieſe Kraft zu wichtigen Zwecken nutzbar machen werden.“ Man ſagt, daß der Magnet in dem Leiter einen Strom induziert, und zwar hängt die Richtung des Stromes weſentlich
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Fig. 108.
Induktion eines Stromes durch einen Magnet.
davon ab, ob man den Magnet nähert oder entfernt, ob man den Südpol vorſchickt oder den Nord- pol. (Vgl. Fig. 108.) Der Strom dauert nur eine ganz kurze Zeit, ebenſo lange wie die Bewegung des Magnets und er iſt auch in dieſer kurzen Zeit nur ſo lange ſtark genug, um ſich wahrnehmbar zu machen, als der Magnet noch in der unmittel- baren Nähe des Leiters liegt. Aber durch fortwährendes Annähern und Fortnehmen des Magnets wird es möglich, immer neue Ströme in dem Leiter zu induzieren, und zwar ſolche von immer wechſelnder Richtung.
Dieſer Entdeckung der Magnetinduktion folgte eine andere auf dem Fuße. Da jede von einem Strome durchfloſſene Spule magnetiſche Eigenſchaften hat, ſo lag es nahe, auch durch Annähern einer ſolchen an eine andere, in der noch keine Elektrizität iſt, einen Strom zu induzieren. Das gelang auch vollkommen. Jedesmal, wenn ſich die ſtromdurchfloſſene Spirale näherte oder entfernte, entſtand in der ruhenden Spule ein Strom, wie man daran ſehen konnte, daß eine Magnetnadel in ihrer Nähe abgelenkt wurde. Statt den Strom- kreis zu nähern oder zu entfernen, kann man ihn auch plötzlich in der Nähe des ruhenden Leiters entſtehen laſſen. In der Fig. 109 iſt AA' der Schließungsbogen einer Batterie, welche durch die wagerechten Striche angedeutet iſt. Durch einen Taſter kann man nach Belieben Strom in den Draht ſchicken oder denſelben unterbrechen. Jedesmal
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Die elektriſchen Erfindungen.
unmöglich; iſt ſie vielleicht im Stande, in einem Drahte, den ich um den
Anker wickle, zu einem elektriſchen Strome zu werden? Wenn ein Stück
Eiſen zum Magnet wird, ſobald ich es einem vom Strome durch-
floſſenen Leiter nähere, warum ſoll nicht umgekehrt ein Stahlmagnet
fähig ſein in einer Drahtſpule, die ich ihm nahe bringe oder von
ihm entferne einen Strom zu erzeugen? Im Jahre 1831 ſah er
endlich, daß in der Drahtſpule, die bis auf eine ganz geringe Unter-
brechung geſchloſſen war, jedesmal, wenn er einen kräftigen Magneten
näherte, an der Unterbrechungsſtelle ein winziges Fünkchen ſich
zeigte, ein Beweis, daß in dieſem Augenblick ein Strom die Spule
paſſierte; und dasſelbe geſchah, ſobald der Magnet ſchnell wieder von
der Spule entfernt wurde. Als er der Londoner Geſellſchaft der
Wiſſenſchaften dieſen Funken zeigte, war er von der Tragweite ſeiner
Idee bereits ſo überzeugt, daß er die Worte ſprach: „Wenn dieſer
Funken auch ſehr klein iſt, ſo daß man ihn kaum bemerken kann, ſo
werden andere kommen, die dieſe Kraft zu wichtigen Zwecken nutzbar
machen werden.“ Man ſagt, daß der Magnet in dem Leiter einen
Strom induziert, und zwar hängt die Richtung des Stromes weſentlich
[Abbildung Fig. 108.
Induktion eines Stromes durch einen Magnet.]
davon ab, ob man den Magnet
nähert oder entfernt, ob man den
Südpol vorſchickt oder den Nord-
pol. (Vgl. Fig. 108.) Der Strom
dauert nur eine ganz kurze Zeit,
ebenſo lange wie die Bewegung des
Magnets und er iſt auch in dieſer
kurzen Zeit nur ſo lange ſtark genug,
um ſich wahrnehmbar zu machen,
als der Magnet noch in der unmittel-
baren Nähe des Leiters liegt. Aber
durch fortwährendes Annähern und Fortnehmen des Magnets wird
es möglich, immer neue Ströme in dem Leiter zu induzieren, und zwar
ſolche von immer wechſelnder Richtung.
Dieſer Entdeckung der Magnetinduktion folgte eine andere auf
dem Fuße. Da jede von einem Strome durchfloſſene Spule magnetiſche
Eigenſchaften hat, ſo lag es nahe, auch durch Annähern einer
ſolchen an eine andere, in der noch keine Elektrizität iſt, einen
Strom zu induzieren. Das gelang auch vollkommen. Jedesmal, wenn
ſich die ſtromdurchfloſſene Spirale näherte oder entfernte, entſtand in
der ruhenden Spule ein Strom, wie man daran ſehen konnte, daß
eine Magnetnadel in ihrer Nähe abgelenkt wurde. Statt den Strom-
kreis zu nähern oder zu entfernen, kann man ihn auch plötzlich in der
Nähe des ruhenden Leiters entſtehen laſſen. In der Fig. 109 iſt AA'
der Schließungsbogen einer Batterie, welche durch die wagerechten
Striche angedeutet iſt. Durch einen Taſter kann man nach Belieben
Strom in den Draht ſchicken oder denſelben unterbrechen. Jedesmal
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/170>, abgerufen am 24.11.2024.
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