wäre. Aber es genügen nach den Versuchen, welche der berühmte Chemiker Davy am Anfange des Jahrhunderts anstellte, 11 Stückchen Zink, so groß wie die Köpfe kleiner Nägel, um ein Quadratmeter des Belags zu schützen. Leider ist diese geistreiche Erfindung praktisch wenig angewendet worden, weil sich herausgestellt hat, daß die Seegräser und Schaltiere sich mit Vorliebe an die nicht angefressenen Kupfer- platten ansetzen.
Das Versieden von Salzsoolen geschieht gewöhnlich in eisernen Pfannen, welche auch den Angriffen gewisser chemischer Beimengungen der Soole nicht standhalten. Althaus kam auf die Idee, den Eisen- trog ganz ähnlich zu schützen, wie Davy die Kupferplatte sicherte. Auch hier sollte Zink der Retter aus der Not sein, indem es in der Flüssigkeit eine elektromotorische Kraft erzeugt, die der chemischen An- ziehung zwischen dem Eisen und derselben gerade entgegenwirkt. Aber freilich stieß die Sache auf eine Schwierigkeit: das Zink wurde desto mehr angegriffen und die entstehende Chlorzinklösung hätte der Soole giftige Eigenschaften gegeben. Die Ecken der Tröge wurden daher mit Holzbrettern abgeschnitten und nur die so entstehenden Kammern mit Zink ausgefüllt. Dann stellte die durch das Holz sickernde Soole die leitende Flüssigkeit dar und es entstand ein Strom zwischen Eisen und Zink, während das sich bildende Chlorzink die Soole nicht verunreinigte.
Man hat die Beobachtung gemacht, daß die Eisenbahnschienen nicht leicht rosten, wie man doch von ihnen erwarten sollte, da sie immerfort den Einflüssen des Regens, des Sauerstoffs und der Kohlen- säure der Luft ausgesetzt sind. Wenn sie sich noch im Lager befinden, so müssen sie sehr trocken gehalten werden, um nicht bald vom Rost an- gefressen zu werden. Als man nun die im Gebrauche befindlichen Schienen genauer untersuchte, fand man, daß sie in der ersten Zeit allerdings sich mit Rost bedecken, daß aber der fortwährende Druck darüber hinfahrender Eisenbahnzüge diesen Rost in das sogenannte Eisenoxyduloxyd verwandelt, eine Verbindung, die in der Natur als Magneteisenstein vorkommt und durch dunkle Farbe charakterisiert ist. Diese schützt nun die Schienen ganz ähnlich vor dem Rosten, wie der Zinknagel die Kupferplatte; sie ent- wickelt mit den Wassern der Niederschläge eine elektromotorische Kraft, welche gerade wieder jenen rosterzeugenden chemischen Kräften entgegen- wirkt. Um auch das erste Rosten der Schiene zu verhindern, kann man sie daher mit einem solchen Überzuge von Magneteisenstein oder einem ähnlich wirkenden Material versehen. Ein solches ist z. B. das Mangansuperoxyd, das in der Natur als Braunstein vorkommt. Haswell in Wien schlägt es auf galvanischem Wege auf den Eisen- schienen und anderen Eisengeräten nieder und ganz neuerdings behandelt er die Gewehrläufe in ähnlicher Weise, indem er ihnen einen galvano- plastischen Überzug von Bleisuperoxyd verleiht, ein Mittel, welches das Rosten von Eisen und Stahl ebenso wenig zuläßt, wie die schon er- wähnten Stoffe.
Die elektriſchen Erfindungen.
wäre. Aber es genügen nach den Verſuchen, welche der berühmte Chemiker Davy am Anfange des Jahrhunderts anſtellte, 11 Stückchen Zink, ſo groß wie die Köpfe kleiner Nägel, um ein Quadratmeter des Belags zu ſchützen. Leider iſt dieſe geiſtreiche Erfindung praktiſch wenig angewendet worden, weil ſich herausgeſtellt hat, daß die Seegräſer und Schaltiere ſich mit Vorliebe an die nicht angefreſſenen Kupfer- platten anſetzen.
Das Verſieden von Salzſoolen geſchieht gewöhnlich in eiſernen Pfannen, welche auch den Angriffen gewiſſer chemiſcher Beimengungen der Soole nicht ſtandhalten. Althaus kam auf die Idee, den Eiſen- trog ganz ähnlich zu ſchützen, wie Davy die Kupferplatte ſicherte. Auch hier ſollte Zink der Retter aus der Not ſein, indem es in der Flüſſigkeit eine elektromotoriſche Kraft erzeugt, die der chemiſchen An- ziehung zwiſchen dem Eiſen und derſelben gerade entgegenwirkt. Aber freilich ſtieß die Sache auf eine Schwierigkeit: das Zink wurde deſto mehr angegriffen und die entſtehende Chlorzinklöſung hätte der Soole giftige Eigenſchaften gegeben. Die Ecken der Tröge wurden daher mit Holzbrettern abgeſchnitten und nur die ſo entſtehenden Kammern mit Zink ausgefüllt. Dann ſtellte die durch das Holz ſickernde Soole die leitende Flüſſigkeit dar und es entſtand ein Strom zwiſchen Eiſen und Zink, während das ſich bildende Chlorzink die Soole nicht verunreinigte.
Man hat die Beobachtung gemacht, daß die Eiſenbahnſchienen nicht leicht roſten, wie man doch von ihnen erwarten ſollte, da ſie immerfort den Einflüſſen des Regens, des Sauerſtoffs und der Kohlen- ſäure der Luft ausgeſetzt ſind. Wenn ſie ſich noch im Lager befinden, ſo müſſen ſie ſehr trocken gehalten werden, um nicht bald vom Roſt an- gefreſſen zu werden. Als man nun die im Gebrauche befindlichen Schienen genauer unterſuchte, fand man, daß ſie in der erſten Zeit allerdings ſich mit Roſt bedecken, daß aber der fortwährende Druck darüber hinfahrender Eiſenbahnzüge dieſen Roſt in das ſogenannte Eiſenoxyduloxyd verwandelt, eine Verbindung, die in der Natur als Magneteiſenſtein vorkommt und durch dunkle Farbe charakteriſiert iſt. Dieſe ſchützt nun die Schienen ganz ähnlich vor dem Roſten, wie der Zinknagel die Kupferplatte; ſie ent- wickelt mit den Waſſern der Niederſchläge eine elektromotoriſche Kraft, welche gerade wieder jenen roſterzeugenden chemiſchen Kräften entgegen- wirkt. Um auch das erſte Roſten der Schiene zu verhindern, kann man ſie daher mit einem ſolchen Überzuge von Magneteiſenſtein oder einem ähnlich wirkenden Material verſehen. Ein ſolches iſt z. B. das Manganſuperoxyd, das in der Natur als Braunſtein vorkommt. Haswell in Wien ſchlägt es auf galvaniſchem Wege auf den Eiſen- ſchienen und anderen Eiſengeräten nieder und ganz neuerdings behandelt er die Gewehrläufe in ähnlicher Weiſe, indem er ihnen einen galvano- plaſtiſchen Überzug von Bleiſuperoxyd verleiht, ein Mittel, welches das Roſten von Eiſen und Stahl ebenſo wenig zuläßt, wie die ſchon er- wähnten Stoffe.
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Die elektriſchen Erfindungen.
wäre. Aber es genügen nach den Verſuchen, welche der berühmte
Chemiker Davy am Anfange des Jahrhunderts anſtellte, 11 Stückchen
Zink, ſo groß wie die Köpfe kleiner Nägel, um ein Quadratmeter des
Belags zu ſchützen. Leider iſt dieſe geiſtreiche Erfindung praktiſch wenig
angewendet worden, weil ſich herausgeſtellt hat, daß die Seegräſer
und Schaltiere ſich mit Vorliebe an die nicht angefreſſenen Kupfer-
platten anſetzen.
Das Verſieden von Salzſoolen geſchieht gewöhnlich in eiſernen
Pfannen, welche auch den Angriffen gewiſſer chemiſcher Beimengungen
der Soole nicht ſtandhalten. Althaus kam auf die Idee, den Eiſen-
trog ganz ähnlich zu ſchützen, wie Davy die Kupferplatte ſicherte.
Auch hier ſollte Zink der Retter aus der Not ſein, indem es in der
Flüſſigkeit eine elektromotoriſche Kraft erzeugt, die der chemiſchen An-
ziehung zwiſchen dem Eiſen und derſelben gerade entgegenwirkt. Aber
freilich ſtieß die Sache auf eine Schwierigkeit: das Zink wurde deſto
mehr angegriffen und die entſtehende Chlorzinklöſung hätte der Soole
giftige Eigenſchaften gegeben. Die Ecken der Tröge wurden daher mit
Holzbrettern abgeſchnitten und nur die ſo entſtehenden Kammern mit
Zink ausgefüllt. Dann ſtellte die durch das Holz ſickernde Soole die
leitende Flüſſigkeit dar und es entſtand ein Strom zwiſchen Eiſen und
Zink, während das ſich bildende Chlorzink die Soole nicht verunreinigte.
Man hat die Beobachtung gemacht, daß die Eiſenbahnſchienen
nicht leicht roſten, wie man doch von ihnen erwarten ſollte, da ſie
immerfort den Einflüſſen des Regens, des Sauerſtoffs und der Kohlen-
ſäure der Luft ausgeſetzt ſind. Wenn ſie ſich noch im Lager befinden,
ſo müſſen ſie ſehr trocken gehalten werden, um nicht bald vom Roſt an-
gefreſſen zu werden. Als man nun die im Gebrauche befindlichen Schienen
genauer unterſuchte, fand man, daß ſie in der erſten Zeit allerdings ſich
mit Roſt bedecken, daß aber der fortwährende Druck darüber hinfahrender
Eiſenbahnzüge dieſen Roſt in das ſogenannte Eiſenoxyduloxyd verwandelt,
eine Verbindung, die in der Natur als Magneteiſenſtein vorkommt und
durch dunkle Farbe charakteriſiert iſt. Dieſe ſchützt nun die Schienen ganz
ähnlich vor dem Roſten, wie der Zinknagel die Kupferplatte; ſie ent-
wickelt mit den Waſſern der Niederſchläge eine elektromotoriſche Kraft,
welche gerade wieder jenen roſterzeugenden chemiſchen Kräften entgegen-
wirkt. Um auch das erſte Roſten der Schiene zu verhindern, kann
man ſie daher mit einem ſolchen Überzuge von Magneteiſenſtein oder
einem ähnlich wirkenden Material verſehen. Ein ſolches iſt z. B. das
Manganſuperoxyd, das in der Natur als Braunſtein vorkommt.
Haswell in Wien ſchlägt es auf galvaniſchem Wege auf den Eiſen-
ſchienen und anderen Eiſengeräten nieder und ganz neuerdings behandelt
er die Gewehrläufe in ähnlicher Weiſe, indem er ihnen einen galvano-
plaſtiſchen Überzug von Bleiſuperoxyd verleiht, ein Mittel, welches das
Roſten von Eiſen und Stahl ebenſo wenig zuläßt, wie die ſchon er-
wähnten Stoffe.
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/164>, abgerufen am 24.11.2024.
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