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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Das Versilbern, Vergolden und Vernickeln.
mutter oder Metallen, aber so, daß sie mit ihrer rechten Seite dem
Hintergrunde zugekehrt sind, der noch übrige Raum wird galvanisch mit
Metall gefüllt; wenn dieses die hinreichende Stärke erlangt hat, kann
das Ganze vom Hintergrunde losgelöst werden. Die aufgeklebten
Stücke erscheinen dann in der saubersten Weise in das Metall eingelegt.
Natürlich kann man durch Eingravieren, Vergolden oder Versilbern
das Stück noch wesentlich verschönern. So lassen sich Tischplatten,
Buchdeckel, Möbeleinlagen und Platten für allerlei Dinge zu besonders
billigen Preisen herstellen.

Im Jahre 1846 machte Böttger den Vorschlag, Gegenstände, die
den schädlichen Einflüssen der Luft ausgesetzt sind, durch einen Überzug
mit Nickel zu schützen, aber erst 1869 kam das von Böttger angegebene
Verfahren in größerem Maßstabe zur Anwendung, und zwar zuerst in
Nordamerika. Feuerwaffen, die vor dem Rosten bewahrt werden sollten,
wurden damals der Vernickelung unterzogen, heut aber werden Schlösser,
Schlüssel und Zimmeröfen so gut wie wissenschaftliche Instrumente, ja
sogar vielerlei Zink- und Messinggeräte mit einem Nickelüberzuge ver-
sehen. Es giebt kaum einen Industriezweig, der so schnell sich überall
Eingang verschafft hätte, wie die Vernickelung. Die Gegenstände werden
an der Austrittsstelle des positiven Stroms in eine konzentrierte Lösung
von schwefelsaurem Nickel und schwefelsaurem Ammonium eingebracht
und bei hinreichend starkem Strome in kurzer Zeit mit einer dünnen,
aber sehr fest haftenden Schicht von Nickel überzogen. Durch Einhängen
eines Nickelblechs an der Eintrittsstelle des Stroms sorgt man dafür,
daß die Lösung fortwährend ihre Stärke beibehält. Abgesehen davon,
daß die meisten Gegenstände dadurch ein viel schöneres Aussehen er-
langen, sind sie durch den Nickelüberzug gegen den Schaden, den die
Luft und das ihr in geringem Maße beigemengte Schwefelwasserstoffgas
ihnen zufügen, gegen welches selbst das Silber nicht sicher ist, gut
geschützt.

Indem man die chemischen Wirkungen des elektrischen Stromes
genauer studierte, ist man auch zu anderen ebenso wirksamen, dabei
äußerst interessanten Methoden gelangt, um Metalle gegen die Angriffe
der Luft und anderer mit ihnen in Berührung kommender Stoffe zu
schützen. So wird eine Kupferplatte, die man in Seewasser eintaucht,
leicht und schnell von diesem angefressen, weil ihm Spuren von ver-
dünnten Säuren beigemischt sind. Die Platten, welche den Belag von
Schiffskörpern bilden, nutzen sich also leicht ab. Verbindet man aber
mit dem Kupfer ein Stückchen Zink, so wird nach dem, was wir am
Anfange dieses Kapitels gesagt haben, ein Strom von positiver Elektrizität
innerhalb der Flüssigkeit vom Zink zum Kupfer gehen. Die so erzeugte
elektromotorische Kraft wirkt aber gerade der chemischen Verwandtschaft
zwischen dem Kupfer und jenen dünnen Säuren entgegen und verhindert
somit die Abnutzung des Kupfers. Dagegen wird allerdings jetzt das
Zink schneller angegriffen, als es sonst im Seewasser mit ihm der Fall

Das Buch der Erfindungen. 10

Das Verſilbern, Vergolden und Vernickeln.
mutter oder Metallen, aber ſo, daß ſie mit ihrer rechten Seite dem
Hintergrunde zugekehrt ſind, der noch übrige Raum wird galvaniſch mit
Metall gefüllt; wenn dieſes die hinreichende Stärke erlangt hat, kann
das Ganze vom Hintergrunde losgelöſt werden. Die aufgeklebten
Stücke erſcheinen dann in der ſauberſten Weiſe in das Metall eingelegt.
Natürlich kann man durch Eingravieren, Vergolden oder Verſilbern
das Stück noch weſentlich verſchönern. So laſſen ſich Tiſchplatten,
Buchdeckel, Möbeleinlagen und Platten für allerlei Dinge zu beſonders
billigen Preiſen herſtellen.

Im Jahre 1846 machte Böttger den Vorſchlag, Gegenſtände, die
den ſchädlichen Einflüſſen der Luft ausgeſetzt ſind, durch einen Überzug
mit Nickel zu ſchützen, aber erſt 1869 kam das von Böttger angegebene
Verfahren in größerem Maßſtabe zur Anwendung, und zwar zuerſt in
Nordamerika. Feuerwaffen, die vor dem Roſten bewahrt werden ſollten,
wurden damals der Vernickelung unterzogen, heut aber werden Schlöſſer,
Schlüſſel und Zimmeröfen ſo gut wie wiſſenſchaftliche Inſtrumente, ja
ſogar vielerlei Zink- und Meſſinggeräte mit einem Nickelüberzuge ver-
ſehen. Es giebt kaum einen Induſtriezweig, der ſo ſchnell ſich überall
Eingang verſchafft hätte, wie die Vernickelung. Die Gegenſtände werden
an der Austrittsſtelle des poſitiven Stroms in eine konzentrierte Löſung
von ſchwefelſaurem Nickel und ſchwefelſaurem Ammonium eingebracht
und bei hinreichend ſtarkem Strome in kurzer Zeit mit einer dünnen,
aber ſehr feſt haftenden Schicht von Nickel überzogen. Durch Einhängen
eines Nickelblechs an der Eintrittsſtelle des Stroms ſorgt man dafür,
daß die Löſung fortwährend ihre Stärke beibehält. Abgeſehen davon,
daß die meiſten Gegenſtände dadurch ein viel ſchöneres Ausſehen er-
langen, ſind ſie durch den Nickelüberzug gegen den Schaden, den die
Luft und das ihr in geringem Maße beigemengte Schwefelwaſſerſtoffgas
ihnen zufügen, gegen welches ſelbſt das Silber nicht ſicher iſt, gut
geſchützt.

Indem man die chemiſchen Wirkungen des elektriſchen Stromes
genauer ſtudierte, iſt man auch zu anderen ebenſo wirkſamen, dabei
äußerſt intereſſanten Methoden gelangt, um Metalle gegen die Angriffe
der Luft und anderer mit ihnen in Berührung kommender Stoffe zu
ſchützen. So wird eine Kupferplatte, die man in Seewaſſer eintaucht,
leicht und ſchnell von dieſem angefreſſen, weil ihm Spuren von ver-
dünnten Säuren beigemiſcht ſind. Die Platten, welche den Belag von
Schiffskörpern bilden, nutzen ſich alſo leicht ab. Verbindet man aber
mit dem Kupfer ein Stückchen Zink, ſo wird nach dem, was wir am
Anfange dieſes Kapitels geſagt haben, ein Strom von poſitiver Elektrizität
innerhalb der Flüſſigkeit vom Zink zum Kupfer gehen. Die ſo erzeugte
elektromotoriſche Kraft wirkt aber gerade der chemiſchen Verwandtſchaft
zwiſchen dem Kupfer und jenen dünnen Säuren entgegen und verhindert
ſomit die Abnutzung des Kupfers. Dagegen wird allerdings jetzt das
Zink ſchneller angegriffen, als es ſonſt im Seewaſſer mit ihm der Fall

Das Buch der Erfindungen. 10
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[145/0163] Das Verſilbern, Vergolden und Vernickeln. mutter oder Metallen, aber ſo, daß ſie mit ihrer rechten Seite dem Hintergrunde zugekehrt ſind, der noch übrige Raum wird galvaniſch mit Metall gefüllt; wenn dieſes die hinreichende Stärke erlangt hat, kann das Ganze vom Hintergrunde losgelöſt werden. Die aufgeklebten Stücke erſcheinen dann in der ſauberſten Weiſe in das Metall eingelegt. Natürlich kann man durch Eingravieren, Vergolden oder Verſilbern das Stück noch weſentlich verſchönern. So laſſen ſich Tiſchplatten, Buchdeckel, Möbeleinlagen und Platten für allerlei Dinge zu beſonders billigen Preiſen herſtellen. Im Jahre 1846 machte Böttger den Vorſchlag, Gegenſtände, die den ſchädlichen Einflüſſen der Luft ausgeſetzt ſind, durch einen Überzug mit Nickel zu ſchützen, aber erſt 1869 kam das von Böttger angegebene Verfahren in größerem Maßſtabe zur Anwendung, und zwar zuerſt in Nordamerika. Feuerwaffen, die vor dem Roſten bewahrt werden ſollten, wurden damals der Vernickelung unterzogen, heut aber werden Schlöſſer, Schlüſſel und Zimmeröfen ſo gut wie wiſſenſchaftliche Inſtrumente, ja ſogar vielerlei Zink- und Meſſinggeräte mit einem Nickelüberzuge ver- ſehen. Es giebt kaum einen Induſtriezweig, der ſo ſchnell ſich überall Eingang verſchafft hätte, wie die Vernickelung. Die Gegenſtände werden an der Austrittsſtelle des poſitiven Stroms in eine konzentrierte Löſung von ſchwefelſaurem Nickel und ſchwefelſaurem Ammonium eingebracht und bei hinreichend ſtarkem Strome in kurzer Zeit mit einer dünnen, aber ſehr feſt haftenden Schicht von Nickel überzogen. Durch Einhängen eines Nickelblechs an der Eintrittsſtelle des Stroms ſorgt man dafür, daß die Löſung fortwährend ihre Stärke beibehält. Abgeſehen davon, daß die meiſten Gegenſtände dadurch ein viel ſchöneres Ausſehen er- langen, ſind ſie durch den Nickelüberzug gegen den Schaden, den die Luft und das ihr in geringem Maße beigemengte Schwefelwaſſerſtoffgas ihnen zufügen, gegen welches ſelbſt das Silber nicht ſicher iſt, gut geſchützt. Indem man die chemiſchen Wirkungen des elektriſchen Stromes genauer ſtudierte, iſt man auch zu anderen ebenſo wirkſamen, dabei äußerſt intereſſanten Methoden gelangt, um Metalle gegen die Angriffe der Luft und anderer mit ihnen in Berührung kommender Stoffe zu ſchützen. So wird eine Kupferplatte, die man in Seewaſſer eintaucht, leicht und ſchnell von dieſem angefreſſen, weil ihm Spuren von ver- dünnten Säuren beigemiſcht ſind. Die Platten, welche den Belag von Schiffskörpern bilden, nutzen ſich alſo leicht ab. Verbindet man aber mit dem Kupfer ein Stückchen Zink, ſo wird nach dem, was wir am Anfange dieſes Kapitels geſagt haben, ein Strom von poſitiver Elektrizität innerhalb der Flüſſigkeit vom Zink zum Kupfer gehen. Die ſo erzeugte elektromotoriſche Kraft wirkt aber gerade der chemiſchen Verwandtſchaft zwiſchen dem Kupfer und jenen dünnen Säuren entgegen und verhindert ſomit die Abnutzung des Kupfers. Dagegen wird allerdings jetzt das Zink ſchneller angegriffen, als es ſonſt im Seewaſſer mit ihm der Fall Das Buch der Erfindungen. 10

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/163>, abgerufen am 24.11.2024.