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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Dampfmaschinen.
und d ausgestatteten Kammer C. Auf das Oberteil dieser Kammer C
sind die beiden, mit dem Steuerungscylinder B ein einziges Gußstück
bildenden Arbeitscylinder A direkt aufgeschraubt. O ist ein zur Schmierung
der Lager d dienender Ölbehälter; von d aus tritt das überflüssige
Schmieröl durch den Kanal e (Fig. 70) in die Kammer C über, infolge
dessen letztere mit dem Gemisch von Wasser und Öl gefüllt wird, in
welchem die Kurbeln der beiden Dampfkolben rotieren; die Höhe des
in C befindlichen Flüssigkeitsspiegels wird durch ein Überfallrohr konstant
erhalten. Gegenwärtig wird diese Maschine auch nach dem Compound-
system gebaut.

In Fig. 72 bringen wir eine Dampfmaschine, welche von Alt-
mann & Comp. in Berlin gebaut wird und besonders in den mannig-
fachen Zweigen des Kleinbetriebes in zahlreichen Exemplaren verbreitet
ist. Wie aus der Fig. 72 zu ersehen ist, kennzeichnet sich dieser Motor
dadurch, daß die eigentliche Maschine auf den den Betriebsdampf er-
zeugenden Kessel aufgesetzt ist. Es liegt also hier das denkbar geringste
Raumbedürfnis vor. Die kleine Maschine besitzt einen Kondensator,
in welchem der aus dem Dampfcylinder abgehende Dampf völlig nieder-
geschlagen wird, um alsdann nach Passierung eines Filters durch eine
Speisepumpe wieder in den Dampfkessel zurückgeführt zu werden.

Diese Anordnung der Dampfmaschine auf dem Dampfkessel führt
uns auf eine wichtige große Klasse der Dampfmotoren, auf die Loko-
mobilen
.

Die ältesten Dampfmaschinen mit ihren Dampfkesseln waren fest-
stehende
oder stationäre. Es stellte sich alsbald das Bedürfnis
heraus, die Dampfkraft hier und da vorübergehend anwenden und als-
dann an einen anderen Ort transportieren zu können. So entstanden
mehrere Arten von Dampfmotoren, welche man als halbstabile oder
halblokomobile und lokomobile bezeichnet. Die vorstehend be-
schriebenen Motoren von Altmann & Comp. gehören z. B. zu den halb-
lokomobilen Dampfmaschinen, da dieselben ohne erhebliche Schwierig-
keiten sammt ihren Kesseln von einem Orte fortgebracht und an einer
anderen Stelle wieder aufgestellt werden können.

Bei den lokomobilen Dampfmaschinen, oder, wie man sie kurz zu
bezeichnen pflegt, bei den Lokomobilen ging man nun noch einen
Schritt weiter, indem man Maschine und Kessel nebst allem Zubehör
auf ein Wagengestell stellte und so zum Transport über Land geeignet
machte.

In Fig. 73 und 74 geben wir zwei Abbildungen von Lokomobilen
der bekannten Maschinenfabrik von R. Wolf in Magdeburg--Buckau,
und zwar stellt Fig. 73 den Schnitt einer Hochdruck- und Fig. 74 eine
Receiver-Lokomobile dar. Bei ersterer tritt der Dampf aus dem auf
den Rädern liegenden Dampfkessel in den Dampfcylinder C und wirkt hier
durch einfache Expansion. Bei letzterer dagegen, welche mit zwei Cy-
lindern versehen ist, tritt der Dampf, nachdem er seine Arbeit in dem

Die Dampfmaſchinen.
und d ausgeſtatteten Kammer C. Auf das Oberteil dieſer Kammer C
ſind die beiden, mit dem Steuerungscylinder B ein einziges Gußſtück
bildenden Arbeitscylinder A direkt aufgeſchraubt. O iſt ein zur Schmierung
der Lager d dienender Ölbehälter; von d aus tritt das überflüſſige
Schmieröl durch den Kanal e (Fig. 70) in die Kammer C über, infolge
deſſen letztere mit dem Gemiſch von Waſſer und Öl gefüllt wird, in
welchem die Kurbeln der beiden Dampfkolben rotieren; die Höhe des
in C befindlichen Flüſſigkeitsſpiegels wird durch ein Überfallrohr konſtant
erhalten. Gegenwärtig wird dieſe Maſchine auch nach dem Compound-
ſyſtem gebaut.

In Fig. 72 bringen wir eine Dampfmaſchine, welche von Alt-
mann & Comp. in Berlin gebaut wird und beſonders in den mannig-
fachen Zweigen des Kleinbetriebes in zahlreichen Exemplaren verbreitet
iſt. Wie aus der Fig. 72 zu erſehen iſt, kennzeichnet ſich dieſer Motor
dadurch, daß die eigentliche Maſchine auf den den Betriebsdampf er-
zeugenden Keſſel aufgeſetzt iſt. Es liegt alſo hier das denkbar geringſte
Raumbedürfnis vor. Die kleine Maſchine beſitzt einen Kondenſator,
in welchem der aus dem Dampfcylinder abgehende Dampf völlig nieder-
geſchlagen wird, um alsdann nach Paſſierung eines Filters durch eine
Speiſepumpe wieder in den Dampfkeſſel zurückgeführt zu werden.

Dieſe Anordnung der Dampfmaſchine auf dem Dampfkeſſel führt
uns auf eine wichtige große Klaſſe der Dampfmotoren, auf die Loko-
mobilen
.

Die älteſten Dampfmaſchinen mit ihren Dampfkeſſeln waren feſt-
ſtehende
oder ſtationäre. Es ſtellte ſich alsbald das Bedürfnis
heraus, die Dampfkraft hier und da vorübergehend anwenden und als-
dann an einen anderen Ort transportieren zu können. So entſtanden
mehrere Arten von Dampfmotoren, welche man als halbſtabile oder
halblokomobile und lokomobile bezeichnet. Die vorſtehend be-
ſchriebenen Motoren von Altmann & Comp. gehören z. B. zu den halb-
lokomobilen Dampfmaſchinen, da dieſelben ohne erhebliche Schwierig-
keiten ſammt ihren Keſſeln von einem Orte fortgebracht und an einer
anderen Stelle wieder aufgeſtellt werden können.

Bei den lokomobilen Dampfmaſchinen, oder, wie man ſie kurz zu
bezeichnen pflegt, bei den Lokomobilen ging man nun noch einen
Schritt weiter, indem man Maſchine und Keſſel nebſt allem Zubehör
auf ein Wagengeſtell ſtellte und ſo zum Transport über Land geeignet
machte.

In Fig. 73 und 74 geben wir zwei Abbildungen von Lokomobilen
der bekannten Maſchinenfabrik von R. Wolf in Magdeburg—Buckau,
und zwar ſtellt Fig. 73 den Schnitt einer Hochdruck- und Fig. 74 eine
Receiver-Lokomobile dar. Bei erſterer tritt der Dampf aus dem auf
den Rädern liegenden Dampfkeſſel in den Dampfcylinder C und wirkt hier
durch einfache Expanſion. Bei letzterer dagegen, welche mit zwei Cy-
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[101/0119] Die Dampfmaſchinen. und d ausgeſtatteten Kammer C. Auf das Oberteil dieſer Kammer C ſind die beiden, mit dem Steuerungscylinder B ein einziges Gußſtück bildenden Arbeitscylinder A direkt aufgeſchraubt. O iſt ein zur Schmierung der Lager d dienender Ölbehälter; von d aus tritt das überflüſſige Schmieröl durch den Kanal e (Fig. 70) in die Kammer C über, infolge deſſen letztere mit dem Gemiſch von Waſſer und Öl gefüllt wird, in welchem die Kurbeln der beiden Dampfkolben rotieren; die Höhe des in C befindlichen Flüſſigkeitsſpiegels wird durch ein Überfallrohr konſtant erhalten. Gegenwärtig wird dieſe Maſchine auch nach dem Compound- ſyſtem gebaut. In Fig. 72 bringen wir eine Dampfmaſchine, welche von Alt- mann & Comp. in Berlin gebaut wird und beſonders in den mannig- fachen Zweigen des Kleinbetriebes in zahlreichen Exemplaren verbreitet iſt. Wie aus der Fig. 72 zu erſehen iſt, kennzeichnet ſich dieſer Motor dadurch, daß die eigentliche Maſchine auf den den Betriebsdampf er- zeugenden Keſſel aufgeſetzt iſt. Es liegt alſo hier das denkbar geringſte Raumbedürfnis vor. Die kleine Maſchine beſitzt einen Kondenſator, in welchem der aus dem Dampfcylinder abgehende Dampf völlig nieder- geſchlagen wird, um alsdann nach Paſſierung eines Filters durch eine Speiſepumpe wieder in den Dampfkeſſel zurückgeführt zu werden. Dieſe Anordnung der Dampfmaſchine auf dem Dampfkeſſel führt uns auf eine wichtige große Klaſſe der Dampfmotoren, auf die Loko- mobilen. Die älteſten Dampfmaſchinen mit ihren Dampfkeſſeln waren feſt- ſtehende oder ſtationäre. Es ſtellte ſich alsbald das Bedürfnis heraus, die Dampfkraft hier und da vorübergehend anwenden und als- dann an einen anderen Ort transportieren zu können. So entſtanden mehrere Arten von Dampfmotoren, welche man als halbſtabile oder halblokomobile und lokomobile bezeichnet. Die vorſtehend be- ſchriebenen Motoren von Altmann & Comp. gehören z. B. zu den halb- lokomobilen Dampfmaſchinen, da dieſelben ohne erhebliche Schwierig- keiten ſammt ihren Keſſeln von einem Orte fortgebracht und an einer anderen Stelle wieder aufgeſtellt werden können. Bei den lokomobilen Dampfmaſchinen, oder, wie man ſie kurz zu bezeichnen pflegt, bei den Lokomobilen ging man nun noch einen Schritt weiter, indem man Maſchine und Keſſel nebſt allem Zubehör auf ein Wagengeſtell ſtellte und ſo zum Transport über Land geeignet machte. In Fig. 73 und 74 geben wir zwei Abbildungen von Lokomobilen der bekannten Maſchinenfabrik von R. Wolf in Magdeburg—Buckau, und zwar ſtellt Fig. 73 den Schnitt einer Hochdruck- und Fig. 74 eine Receiver-Lokomobile dar. Bei erſterer tritt der Dampf aus dem auf den Rädern liegenden Dampfkeſſel in den Dampfcylinder C und wirkt hier durch einfache Expanſion. Bei letzterer dagegen, welche mit zwei Cy- lindern verſehen iſt, tritt der Dampf, nachdem er ſeine Arbeit in dem

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/119>, abgerufen am 26.11.2024.