Ofenflamme bekommt dadurch wieder ihre frühere hohe Temperatur und die abziehenden Ofengase erhitzen nun wieder das erste Kammernpaar. Nach einiger Zeit, d. h. wenn die Hitze der Ofenflamme wieder nachläßt, stellt man die Register aufs neue um u. s. w. Die beiden Kammern- paare mit ihren Zuleitungen sind unterirdisch angebracht, nur der Retortenherd liegt zu ebener Erde; durch kleine Öffnungen läßt sich die Glühtemperatur der Generatorkammern, behufs nötig werdender Um- stellung der Register, jederzeit leicht kontrolieren.
Die Temperatur der Gasretorten soll die der hellen Rotglühhitze sein, welche gegen Ende des Prozesses fast bis zur schwachen Weißglut steigen darf. Jede Retorte hat am vorderen, offenen, aus dem Ofen hervorragenden Ende einen eisernen Verschluß, welcher sehr verschieden konstruiert sein kann. In der neueren Zeit wendet man, z. B. in den Berliner Gasanstalten, sogenannte Excenterverschlüsse an, welche den am Rande mit Lehmmasse bestrichenen eisernen Deckel der Retorte fest und gasdicht gegen den Rand der Retorte drücken und ein schnelles und leichtes Öffnen gestatten. Der Verschluß hat nach oben zu einen Auslaß, welcher durch ein senkrecht aufsteigendes Rohr gasdicht mit der Hydraulik oder Vorlage verbunden ist, einem weiten und langen Eisenrohr, welches über alle Retortenöfen fortläuft und zur ersten Kondensation der dampfförmigen Destillationsprodukte bestimmt ist (s. B in Fig. 194, S. 303). Die Vorlage ist daher stets bis über die Hälfte mit Teer gefüllt, in welchen jedes aufsteigende, oben kurz umgebogene Retortenrohr etwa 30 cm tief eintaucht. Hierdurch ist der Raum jeder Retorte für sich vollkommen abgeschlossen und kommuniziert nicht mit den übrigen Re- torten, sowie den weiteren Kondensationsräumen. Es ist dies von hoher Wichtigkeit in Hinsicht darauf, daß beim gleichzeitigen Aufschlagen mehrerer Retorten jede von diesen völlig isoliert sein muß, wenn einer allgemeinen Entzündung der Destillationsprodukte vorgebeugt werden soll.
Bei der angegebenen Ladung ist der Destillationsprozeß nach 4 bis 5 Stunden beendigt. Dann öffnet ein Arbeiter die Retorte und entzündet mittels einer Lunte sogleich das ausströmende Gas, um einer etwaigen Ansammlung und Vermischung desselben mit der Luft vorzubeugen. Mit langen Zieheisen wird der Rückstand, Koks genannt, aus der Retorte in untergestellte eiserne Karren entleert, diese aus dem Retortenhause herausgefahren, und die noch glühenden Koks durch Aufgießen von Wasser abgelöscht. Sie geben ein vorzügliches, wenn auch schwer entzündbares Feuerungsmaterial ab, welches vom Platze weg verkauft wird. Die völlig entleerte Retorte wird durch Einwerfen von Steinkohle neu beschickt, eine Arbeit, welche viel handliche Geschick- lichkeit der Arbeiter voraussetzt, besonders beim Laden der höher liegenden Retorten. Um das Laden und Entladen zu erleichtern, hat man in neuester Zeit beiderseits verschließbare Retorten angewendet, welche man schräg nach vorn geneigt in den Ofen legt. Das Laden erfolgt dann bequem durch das hintere, höher gelegene Ende; beim
Gasförmige Leuchtſtoffe; Gasbeleuchtung.
Ofenflamme bekommt dadurch wieder ihre frühere hohe Temperatur und die abziehenden Ofengaſe erhitzen nun wieder das erſte Kammernpaar. Nach einiger Zeit, d. h. wenn die Hitze der Ofenflamme wieder nachläßt, ſtellt man die Regiſter aufs neue um u. ſ. w. Die beiden Kammern- paare mit ihren Zuleitungen ſind unterirdiſch angebracht, nur der Retortenherd liegt zu ebener Erde; durch kleine Öffnungen läßt ſich die Glühtemperatur der Generatorkammern, behufs nötig werdender Um- ſtellung der Regiſter, jederzeit leicht kontrolieren.
Die Temperatur der Gasretorten ſoll die der hellen Rotglühhitze ſein, welche gegen Ende des Prozeſſes faſt bis zur ſchwachen Weißglut ſteigen darf. Jede Retorte hat am vorderen, offenen, aus dem Ofen hervorragenden Ende einen eiſernen Verſchluß, welcher ſehr verſchieden konſtruiert ſein kann. In der neueren Zeit wendet man, z. B. in den Berliner Gasanſtalten, ſogenannte Excenterverſchlüſſe an, welche den am Rande mit Lehmmaſſe beſtrichenen eiſernen Deckel der Retorte feſt und gasdicht gegen den Rand der Retorte drücken und ein ſchnelles und leichtes Öffnen geſtatten. Der Verſchluß hat nach oben zu einen Auslaß, welcher durch ein ſenkrecht aufſteigendes Rohr gasdicht mit der Hydraulik oder Vorlage verbunden iſt, einem weiten und langen Eiſenrohr, welches über alle Retortenöfen fortläuft und zur erſten Kondenſation der dampfförmigen Deſtillationsprodukte beſtimmt iſt (ſ. B in Fig. 194, S. 303). Die Vorlage iſt daher ſtets bis über die Hälfte mit Teer gefüllt, in welchen jedes aufſteigende, oben kurz umgebogene Retortenrohr etwa 30 cm tief eintaucht. Hierdurch iſt der Raum jeder Retorte für ſich vollkommen abgeſchloſſen und kommuniziert nicht mit den übrigen Re- torten, ſowie den weiteren Kondenſationsräumen. Es iſt dies von hoher Wichtigkeit in Hinſicht darauf, daß beim gleichzeitigen Aufſchlagen mehrerer Retorten jede von dieſen völlig iſoliert ſein muß, wenn einer allgemeinen Entzündung der Deſtillationsprodukte vorgebeugt werden ſoll.
Bei der angegebenen Ladung iſt der Deſtillationsprozeß nach 4 bis 5 Stunden beendigt. Dann öffnet ein Arbeiter die Retorte und entzündet mittels einer Lunte ſogleich das ausſtrömende Gas, um einer etwaigen Anſammlung und Vermiſchung desſelben mit der Luft vorzubeugen. Mit langen Zieheiſen wird der Rückſtand, Koks genannt, aus der Retorte in untergeſtellte eiſerne Karren entleert, dieſe aus dem Retortenhauſe herausgefahren, und die noch glühenden Koks durch Aufgießen von Waſſer abgelöſcht. Sie geben ein vorzügliches, wenn auch ſchwer entzündbares Feuerungsmaterial ab, welches vom Platze weg verkauft wird. Die völlig entleerte Retorte wird durch Einwerfen von Steinkohle neu beſchickt, eine Arbeit, welche viel handliche Geſchick- lichkeit der Arbeiter vorausſetzt, beſonders beim Laden der höher liegenden Retorten. Um das Laden und Entladen zu erleichtern, hat man in neueſter Zeit beiderſeits verſchließbare Retorten angewendet, welche man ſchräg nach vorn geneigt in den Ofen legt. Das Laden erfolgt dann bequem durch das hintere, höher gelegene Ende; beim
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Gasförmige Leuchtſtoffe; Gasbeleuchtung.
Ofenflamme bekommt dadurch wieder ihre frühere hohe Temperatur und
die abziehenden Ofengaſe erhitzen nun wieder das erſte Kammernpaar.
Nach einiger Zeit, d. h. wenn die Hitze der Ofenflamme wieder nachläßt,
ſtellt man die Regiſter aufs neue um u. ſ. w. Die beiden Kammern-
paare mit ihren Zuleitungen ſind unterirdiſch angebracht, nur der
Retortenherd liegt zu ebener Erde; durch kleine Öffnungen läßt ſich die
Glühtemperatur der Generatorkammern, behufs nötig werdender Um-
ſtellung der Regiſter, jederzeit leicht kontrolieren.
Die Temperatur der Gasretorten ſoll die der hellen Rotglühhitze
ſein, welche gegen Ende des Prozeſſes faſt bis zur ſchwachen Weißglut
ſteigen darf. Jede Retorte hat am vorderen, offenen, aus dem Ofen
hervorragenden Ende einen eiſernen Verſchluß, welcher ſehr verſchieden
konſtruiert ſein kann. In der neueren Zeit wendet man, z. B. in den
Berliner Gasanſtalten, ſogenannte Excenterverſchlüſſe an, welche den
am Rande mit Lehmmaſſe beſtrichenen eiſernen Deckel der Retorte feſt
und gasdicht gegen den Rand der Retorte drücken und ein ſchnelles
und leichtes Öffnen geſtatten. Der Verſchluß hat nach oben zu einen
Auslaß, welcher durch ein ſenkrecht aufſteigendes Rohr gasdicht mit
der Hydraulik oder Vorlage verbunden iſt, einem weiten und langen
Eiſenrohr, welches über alle Retortenöfen fortläuft und zur erſten
Kondenſation der dampfförmigen Deſtillationsprodukte beſtimmt iſt (ſ. B in
Fig. 194, S. 303). Die Vorlage iſt daher ſtets bis über die Hälfte mit Teer
gefüllt, in welchen jedes aufſteigende, oben kurz umgebogene Retortenrohr
etwa 30 cm tief eintaucht. Hierdurch iſt der Raum jeder Retorte für ſich
vollkommen abgeſchloſſen und kommuniziert nicht mit den übrigen Re-
torten, ſowie den weiteren Kondenſationsräumen. Es iſt dies von
hoher Wichtigkeit in Hinſicht darauf, daß beim gleichzeitigen Aufſchlagen
mehrerer Retorten jede von dieſen völlig iſoliert ſein muß, wenn einer
allgemeinen Entzündung der Deſtillationsprodukte vorgebeugt werden ſoll.
Bei der angegebenen Ladung iſt der Deſtillationsprozeß nach
4 bis 5 Stunden beendigt. Dann öffnet ein Arbeiter die Retorte und
entzündet mittels einer Lunte ſogleich das ausſtrömende Gas, um
einer etwaigen Anſammlung und Vermiſchung desſelben mit der Luft
vorzubeugen. Mit langen Zieheiſen wird der Rückſtand, Koks genannt,
aus der Retorte in untergeſtellte eiſerne Karren entleert, dieſe aus dem
Retortenhauſe herausgefahren, und die noch glühenden Koks durch
Aufgießen von Waſſer abgelöſcht. Sie geben ein vorzügliches, wenn
auch ſchwer entzündbares Feuerungsmaterial ab, welches vom Platze
weg verkauft wird. Die völlig entleerte Retorte wird durch Einwerfen
von Steinkohle neu beſchickt, eine Arbeit, welche viel handliche Geſchick-
lichkeit der Arbeiter vorausſetzt, beſonders beim Laden der höher
liegenden Retorten. Um das Laden und Entladen zu erleichtern, hat
man in neueſter Zeit beiderſeits verſchließbare Retorten angewendet,
welche man ſchräg nach vorn geneigt in den Ofen legt. Das Laden
erfolgt dann bequem durch das hintere, höher gelegene Ende; beim
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/319>, abgerufen am 26.11.2024.
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