noch nach seinem Tod zu dienen etc. Und ich -- musste noch auf denselben Verzicht thun! Wie ergriff mich dieser Gedanke oft mitten unter meinen ernsthaftesten Arbeiten, und faullte mein Herz mit der bittersten Weh- muth und unauberwindlichen Gram, der mir oft die unseligsten Stunden machte; denn ein Gut, das man missen muss, schaetzt man oft am allergrössten.
Und wie kann man erwarten, dass ein so zerrütteter Körper, dessen Lebensgeister verrauchten, ehe sie noch wirken konnten, dessen edelste Saefte verschüttet, und dessen Nerven schlaff gemacht wurden, Kraft ge- nug behalten werde, die Zufaelle auszuhal- ten, denen wir ausgesetzt sind, die Krank- heiten zu überwinden, die uns die Vorse- hung, oft als wohlthaetige Reinigungsmittel, zuschickt? Werden sie bey epidemischen Krankheiten nicht fallen, wie bey einem Sturme, die Aepfel, in deren Innern der Wurm nagt? wird der unnatürliche, uner- setzliche, Verlust der edelsten Saefte nicht nach und nach Verdorrung und Hinschwindung nach sich ziehen?
Ach
(E 2)
noch nach ſeinem Tod zu dienen etc. Und ich — muſste noch auf denſelben Verzicht thun! Wie ergriff mich dieſer Gedanke oft mitten unter meinen ernſthafteſten Arbeiten, und fûllte mein Herz mit der bitterſten Weh- muth und unûberwindlichen Gram, der mir oft die unſeligſten Stunden machte; denn ein Gut, das man miſſen muſs, ſchætzt man oft am allergröſsten.
Und wie kann man erwarten, daſs ein ſo zerrütteter Körper, deſſen Lebensgeiſter verrauchten, ehe ſie noch wirken konnten, deſſen edelſte Sæfte verſchüttet, und deſſen Nerven ſchlaff gemacht wurden, Kraft ge- nug behalten werde, die Zufælle auszuhal- ten, denen wir ausgeſetzt ſind, die Krank- heiten zu überwinden, die uns die Vorſe- hung, oft als wohlthætige Reinigungsmittel, zuſchickt? Werden ſie bey epidemiſchen Krankheiten nicht fallen, wie bey einem Sturme, die Aepfel, in deren Innern der Wurm nagt? wird der unnatürliche, uner- ſetzliche, Verluſt der edelſten Sæfte nicht nach und nach Verdorrung und Hinſchwindung nach ſich ziehen?
Ach
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noch nach ſeinem Tod zu dienen etc. Und
ich — muſste noch auf denſelben Verzicht
thun! Wie ergriff mich dieſer Gedanke oft
mitten unter meinen ernſthafteſten Arbeiten,
und fûllte mein Herz mit der bitterſten Weh-
muth und unûberwindlichen Gram, der mir
oft die unſeligſten Stunden machte; denn ein
Gut, das man miſſen muſs, ſchætzt man oft
am allergröſsten.
Und wie kann man erwarten, daſs ein
ſo zerrütteter Körper, deſſen Lebensgeiſter
verrauchten, ehe ſie noch wirken konnten,
deſſen edelſte Sæfte verſchüttet, und deſſen
Nerven ſchlaff gemacht wurden, Kraft ge-
nug behalten werde, die Zufælle auszuhal-
ten, denen wir ausgeſetzt ſind, die Krank-
heiten zu überwinden, die uns die Vorſe-
hung, oft als wohlthætige Reinigungsmittel,
zuſchickt? Werden ſie bey epidemiſchen
Krankheiten nicht fallen, wie bey einem
Sturme, die Aepfel, in deren Innern der
Wurm nagt? wird der unnatürliche, uner-
ſetzliche, Verluſt der edelſten Sæfte nicht nach
und nach Verdorrung und Hinſchwindung
nach ſich ziehen?
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/77>, abgerufen am 24.11.2024.
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