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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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weite Reise, wo möglich zu Fusse, in Ge-
sellschaft eines gesetzten moralischen Man-
nes, an dessen Seite er des Nachts schliefe,
thun müsste. Freylich würde so eine Reise
Geld kosten. Da es aber um die Gesund-
heit und Zufriedenheit eines Menschen zu
thun ist, die man sonst gern mit den grösten
Kosten vom Arzte erkauft; so dürfte dieser
Aufwand wohl nicht gescheuet werden.
Zwar kann ich die Güte dieses Genesungs-
mittels nicht aus Erfahrung beweisen; da
aber doch die Erfahrung lehrt, dass das Rei-
sen die in sich gekehrten zerstreue, neue
Ideen in die Seele bringe, ermüde, ruhigen
Schlaf schaffe, die bestaendige Gegenwart ei-
nes moralischen Menschen die Leidenschaft
im Zügel halte, und viel Böses verhindere:
so kann ich die Güte dieses Mittels als er-
wiesen voraussetzen.

Diess letztere Mittel rathe ich auch an,
bey den Patienten zu gebrauchen, die unter
allen die gefaehrlichsten sind, bey Kindern,

wo

weite Reiſe, wo möglich zu Fuſse, in Ge-
ſellſchaft eines geſetzten moraliſchen Man-
nes, an deſſen Seite er des Nachts ſchliefe,
thun müſste. Freylich würde ſo eine Reiſe
Geld koſten. Da es aber um die Geſund-
heit und Zufriedenheit eines Menſchen zu
thun iſt, die man ſonſt gern mit den gröſten
Koſten vom Arzte erkauft; ſo dürfte dieſer
Aufwand wohl nicht geſcheuet werden.
Zwar kann ich die Güte dieſes Geneſungs-
mittels nicht aus Erfahrung beweiſen; da
aber doch die Erfahrung lehrt, daſs das Rei-
ſen die in ſich gekehrten zerſtreue, neue
Ideen in die Seele bringe, ermüde, ruhigen
Schlaf ſchaffe, die beſtændige Gegenwart ei-
nes moraliſchen Menſchen die Leidenſchaft
im Zügel halte, und viel Böſes verhindere:
ſo kann ich die Güte dieſes Mittels als er-
wieſen vorausſetzen.

Dieſs letztere Mittel rathe ich auch an,
bey den Patienten zu gebrauchen, die unter
allen die gefæhrlichſten ſind, bey Kindern,

wo
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[303/0313] weite Reiſe, wo möglich zu Fuſse, in Ge- ſellſchaft eines geſetzten moraliſchen Man- nes, an deſſen Seite er des Nachts ſchliefe, thun müſste. Freylich würde ſo eine Reiſe Geld koſten. Da es aber um die Geſund- heit und Zufriedenheit eines Menſchen zu thun iſt, die man ſonſt gern mit den gröſten Koſten vom Arzte erkauft; ſo dürfte dieſer Aufwand wohl nicht geſcheuet werden. Zwar kann ich die Güte dieſes Geneſungs- mittels nicht aus Erfahrung beweiſen; da aber doch die Erfahrung lehrt, daſs das Rei- ſen die in ſich gekehrten zerſtreue, neue Ideen in die Seele bringe, ermüde, ruhigen Schlaf ſchaffe, die beſtændige Gegenwart ei- nes moraliſchen Menſchen die Leidenſchaft im Zügel halte, und viel Böſes verhindere: ſo kann ich die Güte dieſes Mittels als er- wieſen vorausſetzen. Dieſs letztere Mittel rathe ich auch an, bey den Patienten zu gebrauchen, die unter allen die gefæhrlichſten ſind, bey Kindern, wo

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/313>, abgerufen am 30.04.2024.