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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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gewiss weiss, dass das Kind auch entschla-
fen ist.

Ist das Kind einmal zum Gestaendniss
gebracht worden, so suche man durch Ge-
lindigkeit, wehmüthige Warnung, Versi-
cherung von Liebe und Freundschaft, sich
seines ganzen Vertrauens zu versichern, hat
man dieses gewonnen, so wird man durch
dieselbe leicht noch mehrere entdecken kön-
nen, die entweder Verführer des Kindes
oder wenigstens Theilnehmer an seinen Sün-
den waren. Mir sind selbst einige redliche
Schulleute bekannt, die durch einen Schüler,
den sie zum Gestaendniss und zur herzlichen
Reue brachten, alle die traurigen Geheim-
nisse der Schule erfuhren, die zuvor ihrer
Aufmerksamkeit entgangen waren.

Bey Jünglingen, bey denen man mit
Gewissheit voraussetzen kann, dass sie die
Sünde, wenigstens der Erzaehlung nach, ken-
nen, ist es auch ein gutes Mittel, ihre Schuld

oder
(S 5)

gewiſs weiſs, daſs das Kind auch entſchla-
fen iſt.

Iſt das Kind einmal zum Geſtændniſs
gebracht worden, ſo ſuche man durch Ge-
lindigkeit, wehmüthige Warnung, Verſi-
cherung von Liebe und Freundſchaft, ſich
ſeines ganzen Vertrauens zu verſichern, hat
man dieſes gewonnen, ſo wird man durch
dieſelbe leicht noch mehrere entdecken kön-
nen, die entweder Verführer des Kindes
oder wenigſtens Theilnehmer an ſeinen Sün-
den waren. Mir ſind ſelbſt einige redliche
Schulleute bekannt, die durch einen Schüler,
den ſie zum Geſtændniſs und zur herzlichen
Reue brachten, alle die traurigen Geheim-
niſſe der Schule erfuhren, die zuvor ihrer
Aufmerkſamkeit entgangen waren.

Bey Jünglingen, bey denen man mit
Gewiſsheit vorausſetzen kann, daſs ſie die
Sünde, wenigſtens der Erzæhlung nach, ken-
nen, iſt es auch ein gutes Mittel, ihre Schuld

oder
(S 5)
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[281/0291] gewiſs weiſs, daſs das Kind auch entſchla- fen iſt. Iſt das Kind einmal zum Geſtændniſs gebracht worden, ſo ſuche man durch Ge- lindigkeit, wehmüthige Warnung, Verſi- cherung von Liebe und Freundſchaft, ſich ſeines ganzen Vertrauens zu verſichern, hat man dieſes gewonnen, ſo wird man durch dieſelbe leicht noch mehrere entdecken kön- nen, die entweder Verführer des Kindes oder wenigſtens Theilnehmer an ſeinen Sün- den waren. Mir ſind ſelbſt einige redliche Schulleute bekannt, die durch einen Schüler, den ſie zum Geſtændniſs und zur herzlichen Reue brachten, alle die traurigen Geheim- niſſe der Schule erfuhren, die zuvor ihrer Aufmerkſamkeit entgangen waren. Bey Jünglingen, bey denen man mit Gewiſsheit vorausſetzen kann, daſs ſie die Sünde, wenigſtens der Erzæhlung nach, ken- nen, iſt es auch ein gutes Mittel, ihre Schuld oder (S 5)

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/291>, abgerufen am 23.11.2024.