Könnte man ihnen bey dieser Gelegen- heit gut gewoehlte, anatomische Kupfer vor- zeigen, so würde ihnen diess auch sehr nütz- lich seyn.
Ich glaube es gern, dass eine solche Unterredung viele Ueberwindung koste. Aber was muss man überwinden? Vorur- theil und weiter nichts. Den Nutzen, der daraus entspringt, traue ich mir nicht zu be- rechnen. Die Vertraulichkeit zwischen Kind und Vater, Schüler und Lehrer, Zögling und Erzieher, hat nun den höchsten Grad erreicht, und jenes ist nun willfaehrig ge- macht, diesen zu seinen geheimsten Rathge- ber zu waehlen -- Welcher Gewinn! wenn nun neue Empfindungen sich regen, die es sich nicht zu erklaeren weiss, wo wird es an- ders Erklaerung suchen, als bey seinem Ver- trauten? Ein ander Kind wird unterdessen zu seiner Einbildungskraft, den Dienstmaed- chen, den Bedienten und Jugendgenossen Zuflucht nehmen. Die erste Empfindung,
die
Könnte man ihnen bey dieſer Gelegen- heit gut gewœhlte, anatomiſche Kupfer vor- zeigen, ſo würde ihnen dieſs auch ſehr nütz- lich ſeyn.
Ich glaube es gern, daſs eine ſolche Unterredung viele Ueberwindung koſte. Aber was muſs man überwinden? Vorur- theil und weiter nichts. Den Nutzen, der daraus entſpringt, traue ich mir nicht zu be- rechnen. Die Vertraulichkeit zwiſchen Kind und Vater, Schüler und Lehrer, Zögling und Erzieher, hat nun den höchſten Grad erreicht, und jenes iſt nun willfæhrig ge- macht, dieſen zu ſeinen geheimſten Rathge- ber zu wæhlen — Welcher Gewinn! wenn nun neue Empfindungen ſich regen, die es ſich nicht zu erklæren weiſs, wo wird es an- ders Erklærung ſuchen, als bey ſeinem Ver- trauten? Ein ander Kind wird unterdeſſen zu ſeiner Einbildungskraft, den Dienſtmæd- chen, den Bedienten und Jugendgenoſſen Zuflucht nehmen. Die erſte Empfindung,
die
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Könnte man ihnen bey dieſer Gelegen-
heit gut gewœhlte, anatomiſche Kupfer vor-
zeigen, ſo würde ihnen dieſs auch ſehr nütz-
lich ſeyn.
Ich glaube es gern, daſs eine ſolche
Unterredung viele Ueberwindung koſte.
Aber was muſs man überwinden? Vorur-
theil und weiter nichts. Den Nutzen, der
daraus entſpringt, traue ich mir nicht zu be-
rechnen. Die Vertraulichkeit zwiſchen Kind
und Vater, Schüler und Lehrer, Zögling
und Erzieher, hat nun den höchſten Grad
erreicht, und jenes iſt nun willfæhrig ge-
macht, dieſen zu ſeinen geheimſten Rathge-
ber zu wæhlen — Welcher Gewinn! wenn
nun neue Empfindungen ſich regen, die es
ſich nicht zu erklæren weiſs, wo wird es an-
ders Erklærung ſuchen, als bey ſeinem Ver-
trauten? Ein ander Kind wird unterdeſſen
zu ſeiner Einbildungskraft, den Dienſtmæd-
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Zuflucht nehmen. Die erſte Empfindung,
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/282>, abgerufen am 24.11.2024.
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