leben werden. Dieser Anblick wird gewiss keine wollüstige Begierde, vielmehr Weh- muth und Mitleiden erregen, und die Kin- der geneigt machen, einen sehr wichtigen Vortrag anzuhören, den man folgenderma- ssen einkleiden könnte.
Seht, lieben Kinder, wie weislich der gute Gott alles in der Natur eingerichtet hat. Ihr seht hier die Jungen eines Saeugethiers, die eben so, wie die jungen Vögel, erzeugt werden, naemlich so, dass das Maennchen eine Feuchtigkeit in das Weibchen ergiesst, und es hierdurch befruchtet. Nur ist noch dieser Untersehied, die Vögel legen Eyer, aus denen hernach die Jungen hervorkom- men; bey den Saeugethieren hingegen krie- chen die Jungen in dem Leibe der Mutter aus, und kommen hernach lebendig zur Welt. Bemerkt hier diesen Faden, durch welchen das Junge mit der Mutter verbun- den ist, den man die Nabelschnur nennt, und der das Mittel ist, durch welches dem
Jungen
leben werden. Dieſer Anblick wird gewiſs keine wollüſtige Begierde, vielmehr Weh- muth und Mitleiden erregen, und die Kin- der geneigt machen, einen ſehr wichtigen Vortrag anzuhören, den man folgenderma- ſsen einkleiden könnte.
Seht, lieben Kinder, wie weislich der gute Gott alles in der Natur eingerichtet hat. Ihr ſeht hier die Jungen eines Sæugethiers, die eben ſo, wie die jungen Vögel, erzeugt werden, næmlich ſo, daſs das Mænnchen eine Feuchtigkeit in das Weibchen ergieſst, und es hierdurch befruchtet. Nur iſt noch dieſer Unterſehied, die Vögel legen Eyer, aus denen hernach die Jungen hervorkom- men; bey den Sæugethieren hingegen krie- chen die Jungen in dem Leibe der Mutter aus, und kommen hernach lebendig zur Welt. Bemerkt hier dieſen Faden, durch welchen das Junge mit der Mutter verbun- den iſt, den man die Nabelſchnur nennt, und der das Mittel iſt, durch welches dem
Jungen
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leben werden. Dieſer Anblick wird gewiſs
keine wollüſtige Begierde, vielmehr Weh-
muth und Mitleiden erregen, und die Kin-
der geneigt machen, einen ſehr wichtigen
Vortrag anzuhören, den man folgenderma-
ſsen einkleiden könnte.
Seht, lieben Kinder, wie weislich der
gute Gott alles in der Natur eingerichtet hat.
Ihr ſeht hier die Jungen eines Sæugethiers,
die eben ſo, wie die jungen Vögel, erzeugt
werden, næmlich ſo, daſs das Mænnchen
eine Feuchtigkeit in das Weibchen ergieſst,
und es hierdurch befruchtet. Nur iſt noch
dieſer Unterſehied, die Vögel legen Eyer,
aus denen hernach die Jungen hervorkom-
men; bey den Sæugethieren hingegen krie-
chen die Jungen in dem Leibe der Mutter
aus, und kommen hernach lebendig zur
Welt. Bemerkt hier dieſen Faden, durch
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und der das Mittel iſt, durch welches dem
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/279>, abgerufen am 24.11.2024.
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