Doch haette ich darauber mich noch beru- higen können, wenn nicht ein Uebel daraus erfolgt waere, das ich nie genug beseufzen kann; denn ich wurde in diesen beyden un- glücklichen Jahren untüchtig zum ehelichen Stand gemacht. Ich fieng bald an, die dunk- le Ahndung davon mit herum zu tragen, wurde als Gymnast durch ein Buch, das ich in einer gewissen Bibliothek, bey Verferti- gung des Katalogus über dieselbe, fand, und durchblaetterte, bald zu deutlicherer Vermu- thung, und zuletzt auf der Universitaet * * durch die Versicherung eines Medikus zur völligen Gewissheit gebracht. Nun kann man sich einigermassen meine Lage vorstellen, ich allein kann sie nur nach ihrem wahren Zu- stand fühlen.
Es kostet mich wirklich viel Ueber- windung, Schilderungen dieser Art abdru- cken zu lassen, und meinen Lesern zuzumu- then, sie zu betrachten. Ich kann aber nicht anders. Eben das Gewissen, das mich ehe-
mals
das hernach erweckte, læſst ſich leicht denken.
Doch hætte ich darûber mich noch beru- higen können, wenn nicht ein Uebel daraus erfolgt wære, das ich nie genug beſeufzen kann; denn ich wurde in dieſen beyden un- glücklichen Jahren untüchtig zum ehelichen Stand gemacht. Ich fieng bald an, die dunk- le Ahndung davon mit herum zu tragen, wurde als Gymnaſt durch ein Buch, das ich in einer gewiſſen Bibliothek, bey Verferti- gung des Katalogus über dieſelbe, fand, und durchblætterte, bald zu deutlicherer Vermu- thung, und zuletzt auf der Univerſitæt * * durch die Verſicherung eines Medikus zur völligen Gewiſsheit gebracht. Nun kann man ſich einigermaſsen meine Lage vorſtellen, ich allein kann ſie nur nach ihrem wahren Zu- ſtand fühlen.
Es koſtet mich wirklich viel Ueber- windung, Schilderungen dieſer Art abdru- cken zu laſſen, und meinen Leſern zuzumu- then, ſie zu betrachten. Ich kann aber nicht anders. Eben das Gewiſſen, das mich ehe-
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das hernach erweckte, læſst ſich leicht
denken.
Doch hætte ich darûber mich noch beru-
higen können, wenn nicht ein Uebel daraus
erfolgt wære, das ich nie genug beſeufzen
kann; denn ich wurde in dieſen beyden un-
glücklichen Jahren untüchtig zum ehelichen
Stand gemacht. Ich fieng bald an, die dunk-
le Ahndung davon mit herum zu tragen,
wurde als Gymnaſt durch ein Buch, das ich
in einer gewiſſen Bibliothek, bey Verferti-
gung des Katalogus über dieſelbe, fand, und
durchblætterte, bald zu deutlicherer Vermu-
thung, und zuletzt auf der Univerſitæt * *
durch die Verſicherung eines Medikus zur
völligen Gewiſsheit gebracht. Nun kann
man ſich einigermaſsen meine Lage vorſtellen,
ich allein kann ſie nur nach ihrem wahren Zu-
ſtand fühlen.
Es koſtet mich wirklich viel Ueber-
windung, Schilderungen dieſer Art abdru-
cken zu laſſen, und meinen Leſern zuzumu-
then, ſie zu betrachten. Ich kann aber nicht
anders. Eben das Gewiſſen, das mich ehe-
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/213>, abgerufen am 24.11.2024.
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