* * wie so viele andre, in dem Laster naecht- licher Besudlung lebe, ich sollte mich ja nicht von ihm verführen lassen, und da ich ihm frey heraus eröfnete, was schon gescheben sey, stellte er mir die Wichtigkeit der Sache vor, holte mir ein kleines Bauchlein aus sei- nem Schrank, das den Titel fauhrte: von der * * und gab mirs mit den Worten: das soll- te ich lesen, er sey gleicher Gefahr ausgesetzt gewesen, und ihr durch diess Buch entgangen. Ich las es, gerieth in den aengstlichiten, jam- mervollsten Zustand des Gemüths, fiel öfters bald in einer Classe, bald in den Kammern auf meine Knie nieder, bat Gott unter Weinen und Schluchzen um Verzeihung, und liess mich durch nichts mehr dazu bewegen.
Allein nun war ich doch einmal meiner Unschuld beraubt, in meiner zartesten Jugend, ehe ich noch wuste, was es darum ist. Nun war mir doch meine Natur geschwaecht, ehe sie noch zu ihrer Staerke gelangt ist; nun gien- gen doch so die edelsten Saefte verlohren, da- von eine halbe Unze mehr werth ist, als 10 Unzen Bluts, und ich kam doch so um meine besten Kraefte, ehe sie zu ihrer Vollkommen- heit gelangten. Wie viel Kummer mir oft
das
* * wie ſo viele andre, in dem Laſter næcht- licher Beſudlung lebe, ich ſollte mich ja nicht von ihm verführen laſſen, und da ich ihm frey heraus eröfnete, was ſchon geſcheben ſey, ſtellte er mir die Wichtigkeit der Sache vor, holte mir ein kleines Bûchlein aus ſei- nem Schrank, das den Titel fûhrte: von der * * und gab mirs mit den Worten: das ſoll- te ich leſen, er ſey gleicher Gefahr ausgeſetzt geweſen, und ihr durch dieſs Buch entgangen. Ich las es, gerieth in den ængſtlichiten, jam- mervollſten Zuſtand des Gemüths, fiel öfters bald in einer Claſſe, bald in den Kammern auf meine Knie nieder, bat Gott unter Weinen und Schluchzen um Verzeihung, und lieſs mich durch nichts mehr dazu bewegen.
Allein nun war ich doch einmal meiner Unſchuld beraubt, in meiner zarteſten Jugend, ehe ich noch wuſte, was es darum iſt. Nun war mir doch meine Natur geſchwæcht, ehe ſie noch zu ihrer Stærke gelangt iſt; nun gien- gen doch ſo die edelſten Sæfte verlohren, da- von eine halbe Unze mehr werth iſt, als 10 Unzen Bluts, und ich kam doch ſo um meine beſten Kræfte, ehe ſie zu ihrer Vollkommen- heit gelangten. Wie viel Kummer mir oft
das
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* * wie ſo viele andre, in dem Laſter næcht-
licher Beſudlung lebe, ich ſollte mich ja nicht
von ihm verführen laſſen, und da ich ihm
frey heraus eröfnete, was ſchon geſcheben
ſey, ſtellte er mir die Wichtigkeit der Sache
vor, holte mir ein kleines Bûchlein aus ſei-
nem Schrank, das den Titel fûhrte: von der
* * und gab mirs mit den Worten: das ſoll-
te ich leſen, er ſey gleicher Gefahr ausgeſetzt
geweſen, und ihr durch dieſs Buch entgangen.
Ich las es, gerieth in den ængſtlichiten, jam-
mervollſten Zuſtand des Gemüths, fiel öfters
bald in einer Claſſe, bald in den Kammern auf
meine Knie nieder, bat Gott unter Weinen
und Schluchzen um Verzeihung, und lieſs
mich durch nichts mehr dazu bewegen.
Allein nun war ich doch einmal meiner
Unſchuld beraubt, in meiner zarteſten Jugend,
ehe ich noch wuſte, was es darum iſt. Nun
war mir doch meine Natur geſchwæcht, ehe
ſie noch zu ihrer Stærke gelangt iſt; nun gien-
gen doch ſo die edelſten Sæfte verlohren, da-
von eine halbe Unze mehr werth iſt, als 10
Unzen Bluts, und ich kam doch ſo um meine
beſten Kræfte, ehe ſie zu ihrer Vollkommen-
heit gelangten. Wie viel Kummer mir oft
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/212>, abgerufen am 21.11.2024.
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