flaetigsten Bildern und Erzaehlungen erhitzt hatten, griffen sie zu dem abscheulichen Mit- tel, diese unzüchtige Vorstellungen, auch mit wirklich körperlichen Empfindungen zu ver- einigen. Meine ganze Natur empörte sich bey diesem graesslichen Anblick, und ich weiss nicht, ob es die erste Erschütterung der Wol- lust, oder ein unglücksvoller Schauer meiner scheidenden Unschuld war, kurz, alle merk- ten an mir eine sichtbare Verwirrung. So bald sie meine Unwissenheit in diesen Greu- eln, und meine Weigerung sahen, ihrem gott- losen Beyspiel zu folgen, fiengen sie an, mei- ne Jugend zu verspotten, mich ihrer Gesell- schaft für unwürdig zu erklaeren, und -- ich? Ach mein Herz hatte vorher schon zu tief das Gift ihrer wollüstigen Reden eingesogen, als dass ihr anhaltendes Aufmuntern und Dro- hen, besonders aber der gegenwaertige An- blick ihres schaendlichen Beyspiels, keine Wir- kung auf mich gethan haette. Halb mit Ge- walt brachten sie mich endlich zu dem ersten unglücklichen Versuch in dieser Abscheulich- keit, und ich -- doch erlauben Sie mir, ge- ehrtester Hr. Professor, hier abzubrechen: diese Zurückerinnerung ist gar zu schmerzlich, als dass ich die Thraenen der bittersten Reue
hier
flætigſten Bildern und Erzæhlungen erhitzt hatten, griffen ſie zu dem abſcheulichen Mit- tel, dieſe unzüchtige Vorſtellungen, auch mit wirklich körperlichen Empfindungen zu ver- einigen. Meine ganze Natur empörte ſich bey dieſem græſslichen Anblick, und ich weiſs nicht, ob es die erſte Erſchütterung der Wol- luſt, oder ein unglücksvoller Schauer meiner ſcheidenden Unſchuld war, kurz, alle merk- ten an mir eine ſichtbare Verwirrung. So bald ſie meine Unwiſſenheit in dieſen Greu- eln, und meine Weigerung ſahen, ihrem gott- loſen Beyſpiel zu folgen, fiengen ſie an, mei- ne Jugend zu verſpotten, mich ihrer Geſell- ſchaft für unwürdig zu erklæren, und — ich? Ach mein Herz hatte vorher ſchon zu tief das Gift ihrer wollüſtigen Reden eingeſogen, als daſs ihr anhaltendes Aufmuntern und Dro- hen, beſonders aber der gegenwærtige An- blick ihres ſchændlichen Beyſpiels, keine Wir- kung auf mich gethan hætte. Halb mit Ge- walt brachten ſie mich endlich zu dem erſten unglücklichen Verſuch in dieſer Abſcheulich- keit, und ich — doch erlauben Sie mir, ge- ehrteſter Hr. Profeſſor, hier abzubrechen: dieſe Zurückerinnerung iſt gar zu ſchmerzlich, als daſs ich die Thrænen der bitterſten Reue
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flætigſten Bildern und Erzæhlungen erhitzt
hatten, griffen ſie zu dem abſcheulichen Mit-
tel, dieſe unzüchtige Vorſtellungen, auch mit
wirklich körperlichen Empfindungen zu ver-
einigen. Meine ganze Natur empörte ſich
bey dieſem græſslichen Anblick, und ich weiſs
nicht, ob es die erſte Erſchütterung der Wol-
luſt, oder ein unglücksvoller Schauer meiner
ſcheidenden Unſchuld war, kurz, alle merk-
ten an mir eine ſichtbare Verwirrung. So
bald ſie meine Unwiſſenheit in dieſen Greu-
eln, und meine Weigerung ſahen, ihrem gott-
loſen Beyſpiel zu folgen, fiengen ſie an, mei-
ne Jugend zu verſpotten, mich ihrer Geſell-
ſchaft für unwürdig zu erklæren, und — ich?
Ach mein Herz hatte vorher ſchon zu tief
das Gift ihrer wollüſtigen Reden eingeſogen,
als daſs ihr anhaltendes Aufmuntern und Dro-
hen, beſonders aber der gegenwærtige An-
blick ihres ſchændlichen Beyſpiels, keine Wir-
kung auf mich gethan hætte. Halb mit Ge-
walt brachten ſie mich endlich zu dem erſten
unglücklichen Verſuch in dieſer Abſcheulich-
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/190>, abgerufen am 23.11.2024.
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