den, und wie schwer ist es, Leidenschaften zu bestreiten und uber sie zu siegen? -- Es giengen nun einige Jahre dahin, und mit dem Wuchse meines Körpers fanden sich denn auch nach und nach die Geschlechtstriebe. Durch diese neuen Empfindungen und geheimen Re- gungen der Natur, liess ich mich denn verlei- ten zu untersuchen, was jener Wüstling, bey seiner Ausschweifung, für ein Vergnügen ge- habt? -- Ich fand -- daher ichs denn bald wiederholte, und mich auf diese Art jenem Unglücklichen gleich machte. Je mehr ich mich nun diesem Laster überliess, je heftiger wurden meine Begierden der Geilheit und Ausschweifung.
III.
Als ich einstens einen meiner aeltern Cameraden besuchte; so fand ich bey ihm eine kleine Gesellschaft seiner Freunde ver- sammlet, die sehr bald die Unterredung auf diese Abscheulichkeit, als den gewöhnlichen Gegenstand ihrer Unterhaltung, lenkten. Doch dabey blieb es nicht, sondern nachdem sie vorher ihre Einbildungskraft mit den un-
flaetig-
(M 2)
den, und wie ſchwer iſt es, Leidenſchaften zu beſtreiten und uber ſie zu ſiegen? — Es giengen nun einige Jahre dahin, und mit dem Wuchſe meines Körpers fanden ſich denn auch nach und nach die Geſchlechtstriebe. Durch dieſe neuen Empfindungen und geheimen Re- gungen der Natur, lieſs ich mich denn verlei- ten zu unterſuchen, was jener Wüſtling, bey ſeiner Ausſchweifung, für ein Vergnügen ge- habt? — Ich fand — daher ichs denn bald wiederholte, und mich auf dieſe Art jenem Unglücklichen gleich machte. Je mehr ich mich nun dieſem Laſter überlieſs, je heftiger wurden meine Begierden der Geilheit und Ausſchweifung.
III.
Als ich einſtens einen meiner æltern Cameraden beſuchte; ſo fand ich bey ihm eine kleine Geſellſchaft ſeiner Freunde ver- ſammlet, die ſehr bald die Unterredung auf dieſe Abſcheulichkeit, als den gewöhnlichen Gegenſtand ihrer Unterhaltung, lenkten. Doch dabey blieb es nicht, ſondern nachdem ſie vorher ihre Einbildungskraft mit den un-
flætig-
(M 2)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0189"n="179"/>
den, und wie ſchwer iſt es, Leidenſchaften<lb/>
zu beſtreiten und uber ſie zu ſiegen? — Es<lb/>
giengen nun einige Jahre dahin, und mit dem<lb/>
Wuchſe meines Körpers fanden ſich denn auch<lb/>
nach und nach die Geſchlechtstriebe. Durch<lb/>
dieſe neuen Empfindungen und geheimen Re-<lb/>
gungen der Natur, lieſs ich mich denn verlei-<lb/>
ten zu unterſuchen, was jener Wüſtling, bey<lb/>ſeiner Ausſchweifung, für ein Vergnügen ge-<lb/>
habt? — Ich fand — daher ichs denn bald<lb/>
wiederholte, und mich auf dieſe Art jenem<lb/>
Unglücklichen gleich machte. Je mehr ich<lb/>
mich nun dieſem Laſter überlieſs, je heftiger<lb/>
wurden meine Begierden der Geilheit und<lb/>
Ausſchweifung.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">III.</hi></hi></head><lb/><p>Als ich einſtens einen meiner æltern<lb/>
Cameraden beſuchte; ſo fand ich bey ihm<lb/>
eine kleine Geſellſchaft ſeiner Freunde ver-<lb/>ſammlet, die ſehr bald die Unterredung auf<lb/>
dieſe Abſcheulichkeit, als den gewöhnlichen<lb/>
Gegenſtand ihrer Unterhaltung, lenkten.<lb/>
Doch dabey blieb es nicht, ſondern nachdem<lb/>ſie vorher ihre Einbildungskraft mit den un-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">(M 2)</fw><fwplace="bottom"type="catch">flætig-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[179/0189]
den, und wie ſchwer iſt es, Leidenſchaften
zu beſtreiten und uber ſie zu ſiegen? — Es
giengen nun einige Jahre dahin, und mit dem
Wuchſe meines Körpers fanden ſich denn auch
nach und nach die Geſchlechtstriebe. Durch
dieſe neuen Empfindungen und geheimen Re-
gungen der Natur, lieſs ich mich denn verlei-
ten zu unterſuchen, was jener Wüſtling, bey
ſeiner Ausſchweifung, für ein Vergnügen ge-
habt? — Ich fand — daher ichs denn bald
wiederholte, und mich auf dieſe Art jenem
Unglücklichen gleich machte. Je mehr ich
mich nun dieſem Laſter überlieſs, je heftiger
wurden meine Begierden der Geilheit und
Ausſchweifung.
III.
Als ich einſtens einen meiner æltern
Cameraden beſuchte; ſo fand ich bey ihm
eine kleine Geſellſchaft ſeiner Freunde ver-
ſammlet, die ſehr bald die Unterredung auf
dieſe Abſcheulichkeit, als den gewöhnlichen
Gegenſtand ihrer Unterhaltung, lenkten.
Doch dabey blieb es nicht, ſondern nachdem
ſie vorher ihre Einbildungskraft mit den un-
flætig-
(M 2)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/189>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.