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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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Mantel und Wiege zu schwach sind, das
Kind aufzuhalten, welches von der Natur so
viel Kraft empfieng, die Entnervung des
Mantels und der Wiege zu überleben, und
sorgen aengstlich, seiner Thaetigkeit neue
Fesseln anzulegen. Laufzaum Gaengelstuhl-
und Laufbaenke, diese Schandsaeulen des
Menschenverstandes, die den jungen Men-
schen gebrechlich und zum Laufen unge-
schickt machen, werden insgemein hierzu
erwaehlt. Was so glücklich ist, diese Fes-
seln zu überleben, wird nun ins enge Zim-
mer gesperrt, aus dem es mit eben der Sehn-
sucht herausschauet, wie der Finke aus dem
Kefig. Fast alle Gelegenheit, seine Thaetig-
keit zu aeussern, wird ihm abgeschnitten.
So wird der junge Mensch, und der am
mehresten, der am höchsten über andere ste-
hen soll, bis zu den Jünglingsjahren fort
geleitet. Statt ihm Gelegenheit zu schaffen,
selbst thaetig zu seyn, wird er unterrichtet,
oder in die Nothwendigkeit versetzt, sich
leidend zu verhalten.

Die
(I 2)

Mantel und Wiege zu ſchwach ſind, das
Kind aufzuhalten, welches von der Natur ſo
viel Kraft empfieng, die Entnervung des
Mantels und der Wiege zu überleben, und
ſorgen ængſtlich, ſeiner Thætigkeit neue
Feſſeln anzulegen. Laufzaum Gængelſtuhl-
und Laufbænke, dieſe Schandſæulen des
Menſchenverſtandes, die den jungen Men-
ſchen gebrechlich und zum Laufen unge-
ſchickt machen, werden insgemein hierzu
erwæhlt. Was ſo glücklich iſt, dieſe Feſ-
ſeln zu überleben, wird nun ins enge Zim-
mer geſperrt, aus dem es mit eben der Sehn-
ſucht herausſchauet, wie der Finke aus dem
Kefig. Faſt alle Gelegenheit, ſeine Thætig-
keit zu æuſſern, wird ihm abgeſchnitten.
So wird der junge Menſch, und der am
mehreſten, der am höchſten über andere ſte-
hen ſoll, bis zu den Jünglingsjahren fort
geleitet. Statt ihm Gelegenheit zu ſchaffen,
ſelbſt thætig zu ſeyn, wird er unterrichtet,
oder in die Nothwendigkeit verſetzt, ſich
leidend zu verhalten.

Die
(I 2)
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[131/0141] Mantel und Wiege zu ſchwach ſind, das Kind aufzuhalten, welches von der Natur ſo viel Kraft empfieng, die Entnervung des Mantels und der Wiege zu überleben, und ſorgen ængſtlich, ſeiner Thætigkeit neue Feſſeln anzulegen. Laufzaum Gængelſtuhl- und Laufbænke, dieſe Schandſæulen des Menſchenverſtandes, die den jungen Men- ſchen gebrechlich und zum Laufen unge- ſchickt machen, werden insgemein hierzu erwæhlt. Was ſo glücklich iſt, dieſe Feſ- ſeln zu überleben, wird nun ins enge Zim- mer geſperrt, aus dem es mit eben der Sehn- ſucht herausſchauet, wie der Finke aus dem Kefig. Faſt alle Gelegenheit, ſeine Thætig- keit zu æuſſern, wird ihm abgeſchnitten. So wird der junge Menſch, und der am mehreſten, der am höchſten über andere ſte- hen ſoll, bis zu den Jünglingsjahren fort geleitet. Statt ihm Gelegenheit zu ſchaffen, ſelbſt thætig zu ſeyn, wird er unterrichtet, oder in die Nothwendigkeit verſetzt, ſich leidend zu verhalten. Die (I 2)

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/141>, abgerufen am 23.11.2024.