fahren fand, ist durch Weichlichkeit ver- draengt worden. Vor den staerkenden Trank, den die Quelle anbietet, geht man vorüber, und gewöhnt die Kinder, warme Getraenke in sich zu schlurfen; verschmaeht die Küchen- gewaechse, die um uns wachsen, und naehrt die Kinder mit Fleisch, Backwerk und ge- würzten Speisen und Getraenken, die von auslaendischen Gewaechsen bereitet wurden. Dadurch müssen ja nothwendig in den Saef- ten Gaehrungen und Aufwallungen entstehen, die bey den Kindern Wirkungen hervorbrin- gen, die ihnen noch viele Jahre würden un- bekannt geblieben seyn, wenn man sie bey der Nahrung gelassen haette, die ihnen im Schoosse der Natur am naechsten lag.
Die frühe Cultur, die man den Kindern mitzutheilen sucht, vergrössert das Uebel noch mehr. Um ihren Geschm[a]ck zu bil- den, verfeinert man ihr Gefühl so sehr, dass sie, um mich so auszudrücken, vorempfin- den, dass Reizungen sie rühren, deren Ge-
nuss
fahren fand, iſt durch Weichlichkeit ver- drængt worden. Vor den ſtærkenden Trank, den die Quelle anbietet, geht man vorüber, und gewöhnt die Kinder, warme Getrænke in ſich zu ſchlurfen; verſchmæht die Küchen- gewæchſe, die um uns wachſen, und næhrt die Kinder mit Fleiſch, Backwerk und ge- würzten Speiſen und Getrænken, die von auslændiſchen Gewæchſen bereitet wurden. Dadurch müſſen ja nothwendig in den Sæf- ten Gæhrungen und Aufwallungen entſtehen, die bey den Kindern Wirkungen hervorbrin- gen, die ihnen noch viele Jahre würden un- bekannt geblieben ſeyn, wenn man ſie bey der Nahrung gelaſſen hætte, die ihnen im Schooſse der Natur am næchſten lag.
Die frühe Cultur, die man den Kindern mitzutheilen ſucht, vergröſſert das Uebel noch mehr. Um ihren Geſchm[a]ck zu bil- den, verfeinert man ihr Gefühl ſo ſehr, daſs ſie, um mich ſo auszudrücken, vorempfin- den, daſs Reizungen ſie rühren, deren Ge-
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fahren fand, iſt durch Weichlichkeit ver-
drængt worden. Vor den ſtærkenden Trank,
den die Quelle anbietet, geht man vorüber,
und gewöhnt die Kinder, warme Getrænke
in ſich zu ſchlurfen; verſchmæht die Küchen-
gewæchſe, die um uns wachſen, und næhrt
die Kinder mit Fleiſch, Backwerk und ge-
würzten Speiſen und Getrænken, die von
auslændiſchen Gewæchſen bereitet wurden.
Dadurch müſſen ja nothwendig in den Sæf-
ten Gæhrungen und Aufwallungen entſtehen,
die bey den Kindern Wirkungen hervorbrin-
gen, die ihnen noch viele Jahre würden un-
bekannt geblieben ſeyn, wenn man ſie bey
der Nahrung gelaſſen hætte, die ihnen im
Schooſse der Natur am næchſten lag.
Die frühe Cultur, die man den Kindern
mitzutheilen ſucht, vergröſſert das Uebel
noch mehr. Um ihren Geſchmack zu bil-
den, verfeinert man ihr Gefühl ſo ſehr, daſs
ſie, um mich ſo auszudrücken, vorempfin-
den, daſs Reizungen ſie rühren, deren Ge-
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/134>, abgerufen am 22.11.2024.
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