Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

sucht, und ihm die Kenntniss solcher Werke
Gottes, die ihm so nahe liegen, von deren
Wohl und Wehe sein und seiner Nachkom-
menschaft Wohl und Wehe abhaengt, vor-
enthaelt?

Das muss man thun, wird man ein-
wenden, damit die Kinder nicht fürwitzig
gemacht und gereitzt werden, von den Thei-
len Gebrauch zu machen, deren Natur und
Bestimmung man ihnen erklaert hat.

Darauf antworte ich aber, dass diese
Zurückhaltung schlechterdings vergeblich
ist, indem die Kinder allemal von andern
Personen das erfahren, was man ihnen sorg-
faeltig zu verheimlichen sucht.

Womit, wird man sagen, willst du
diess beweisen? Hier ist der Beweiss:

Erstlich lege doch jeder Leser die Hand
auf die Brust, und prüfe sich, ob er denn in

seiner

ſucht, und ihm die Kenntniſs ſolcher Werke
Gottes, die ihm ſo nahe liegen, von deren
Wohl und Wehe ſein und ſeiner Nachkom-
menſchaft Wohl und Wehe abhængt, vor-
enthælt?

Das muſs man thun, wird man ein-
wenden, damit die Kinder nicht fürwitzig
gemacht und gereitzt werden, von den Thei-
len Gebrauch zu machen, deren Natur und
Beſtimmung man ihnen erklært hat.

Darauf antworte ich aber, daſs dieſe
Zurückhaltung ſchlechterdings vergeblich
iſt, indem die Kinder allemal von andern
Perſonen das erfahren, was man ihnen ſorg-
fæltig zu verheimlichen ſucht.

Womit, wird man ſagen, willſt du
dieſs beweiſen? Hier iſt der Beweiſs:

Erſtlich lege doch jeder Leſer die Hand
auf die Bruſt, und prüfe ſich, ob er denn in

ſeiner
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0119" n="109"/>
&#x017F;ucht, und ihm die Kenntni&#x017F;s &#x017F;olcher Werke<lb/>
Gottes, die ihm &#x017F;o nahe liegen, von deren<lb/>
Wohl und Wehe &#x017F;ein und &#x017F;einer Nachkom-<lb/>
men&#x017F;chaft Wohl und Wehe abhængt, vor-<lb/>
enthælt?</p><lb/>
          <p>Das mu&#x017F;s man thun, wird man ein-<lb/>
wenden, damit die Kinder nicht fürwitzig<lb/>
gemacht und gereitzt werden, von den Thei-<lb/>
len Gebrauch zu machen, deren Natur und<lb/>
Be&#x017F;timmung man ihnen erklært hat.</p><lb/>
          <p>Darauf antworte ich aber, da&#x017F;s die&#x017F;e<lb/>
Zurückhaltung &#x017F;chlechterdings vergeblich<lb/>
i&#x017F;t, indem die Kinder allemal von andern<lb/>
Per&#x017F;onen das erfahren, was man ihnen &#x017F;org-<lb/>
fæltig zu verheimlichen &#x017F;ucht.</p><lb/>
          <p>Womit, wird man &#x017F;agen, will&#x017F;t du<lb/>
die&#x017F;s bewei&#x017F;en? Hier i&#x017F;t der Bewei&#x017F;s:</p><lb/>
          <p>Er&#x017F;tlich lege doch jeder Le&#x017F;er die Hand<lb/>
auf die Bru&#x017F;t, und prüfe &#x017F;ich, ob er denn in<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;einer</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0119] ſucht, und ihm die Kenntniſs ſolcher Werke Gottes, die ihm ſo nahe liegen, von deren Wohl und Wehe ſein und ſeiner Nachkom- menſchaft Wohl und Wehe abhængt, vor- enthælt? Das muſs man thun, wird man ein- wenden, damit die Kinder nicht fürwitzig gemacht und gereitzt werden, von den Thei- len Gebrauch zu machen, deren Natur und Beſtimmung man ihnen erklært hat. Darauf antworte ich aber, daſs dieſe Zurückhaltung ſchlechterdings vergeblich iſt, indem die Kinder allemal von andern Perſonen das erfahren, was man ihnen ſorg- fæltig zu verheimlichen ſucht. Womit, wird man ſagen, willſt du dieſs beweiſen? Hier iſt der Beweiſs: Erſtlich lege doch jeder Leſer die Hand auf die Bruſt, und prüfe ſich, ob er denn in ſeiner

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/119
Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/119>, abgerufen am 24.11.2024.