Sailer, Johann Michael: Über den Selbstmord. München, 1785.Gründe wider den Selbstmord. 10. Sie lehret, daß alle Kräfte, die wir von dem Schöpfer erhalten ha- ben, hiemit wohl auch die eigentli- chen Lebenskräfte, Talente sind, verliehen zum Wucher, zum weisen Gebrauche, aber nicht zum Ver- graben, noch weniger zum Zer- stören. 11. Sie lehret, daß unser Beruf auf Erde der Beruf eines Knechtes sey, der sein Tagewerk treu vollendet, und wachend, der Ankunft seines Herrn entgegen harret, weil er weis, daß dieß Wachen, dieß Harren der Wille seines Herrn, und die Erfüllung deß, was der Herr will, die Ehre und das Glück des Knechtes sey. Das wäre nun nicht im edlen Knechts- sinne gehandelt, wenn einer des lan- gen Wartens überdrüßig, seinem Herrn aus dem Dienste liefe. 12. Sie lehret, daß der, welcher un- recht thut, (sündiget) ein Knecht der Sünde sey, und also die Sünde mit D 4
Gruͤnde wider den Selbſtmord. 10. Sie lehret, daß alle Kraͤfte, die wir von dem Schoͤpfer erhalten ha- ben, hiemit wohl auch die eigentli- chen Lebenskraͤfte, Talente ſind, verliehen zum Wucher, zum weiſen Gebrauche, aber nicht zum Ver- graben, noch weniger zum Zer- ſtoͤren. 11. Sie lehret, daß unſer Beruf auf Erde der Beruf eines Knechtes ſey, der ſein Tagewerk treu vollendet, und wachend, der Ankunft ſeines Herrn entgegen harret, weil er weis, daß dieß Wachen, dieß Harren der Wille ſeines Herrn, und die Erfuͤllung deß, was der Herr will, die Ehre und das Gluͤck des Knechtes ſey. Das waͤre nun nicht im edlen Knechts- ſinne gehandelt, wenn einer des lan- gen Wartens uͤberdruͤßig, ſeinem Herrn aus dem Dienſte liefe. 12. Sie lehret, daß der, welcher un- recht thut, (ſuͤndiget) ein Knecht der Suͤnde ſey, und alſo die Suͤnde mit D 4
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Gruͤnde wider den Selbſtmord.
10. Sie lehret, daß alle Kraͤfte, die
wir von dem Schoͤpfer erhalten ha-
ben, hiemit wohl auch die eigentli-
chen Lebenskraͤfte, Talente ſind,
verliehen zum Wucher, zum weiſen
Gebrauche, aber nicht zum Ver-
graben, noch weniger zum Zer-
ſtoͤren.
11. Sie lehret, daß unſer Beruf auf
Erde der Beruf eines Knechtes ſey,
der ſein Tagewerk treu vollendet, und
wachend, der Ankunft ſeines Herrn
entgegen harret, weil er weis, daß
dieß Wachen, dieß Harren der Wille
ſeines Herrn, und die Erfuͤllung deß,
was der Herr will, die Ehre und
das Gluͤck des Knechtes ſey. Das
waͤre nun nicht im edlen Knechts-
ſinne gehandelt, wenn einer des lan-
gen Wartens uͤberdruͤßig, ſeinem
Herrn aus dem Dienſte liefe.
12. Sie lehret, daß der, welcher un-
recht thut, (ſuͤndiget) ein Knecht
der Suͤnde ſey, und alſo die Suͤnde
mit
D 4
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