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Sailer, Johann Michael: Kurzgefaßte Erinnerungen an junge Prediger. München, 1791.

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eures Vaters im Himmel, denn Er lässet die Sonne auf-
gehen über die Bösen und Guten -- -- seyd vollkommen,
wie euer Vater im Himmel
. (Matth. V. 44-48.)

Sie stellt die Liebe Gottes gegen uns, wie sie
sich in der Sendung Jesu offenbaret, zur Norm der
Nächstenliebe auf: Daran ist die Liebe Gottes gegen
uns erschienen, dass Gott seinen Eingebohrnen in die
Welt gesandt, damit wir durch Ihn leben sollten. -- --
Ihr Lieben! Gott hat uns so geliebet: wir sollen uns
auch so untereinander lieben
, d. i. das Liebste für ein-
ander daran geben. (I. Joh. IV. 9. 11.)

Sie stellt uns endlich die göttliche Liebe Jesu
als Norm unserer Liebe auf: Daran haben wir erkannt
die Liebe, dass er sein Leben für uns gelassen hat:
wir sollen also auch das Leben für die Brüder lassen
.
(I. Joh. III. 16. 17.)

Und Er selbst, der für uns starb, machte seine
Liebe zur Norm der unsrigen: Das ist mein Gebot, dass
ihr einander liebet, wie Ich euch geliebet habe
. (Joh.
XV. 12. 13.) Nach dieser Richtschnur -- kann unsere
Nächstenliebe nie zu rein, nie zu thätig, nie zu viel
umfassend
werden; denn der Vater gab den Sohn aus
Liebe für alle, und der Sohn starb aus Liebe für alle.

O heiliges Evangelium! wie rein müssten die
Menschen einander lieben, wenn sie deine Richtschnur
nicht ausser Acht liessen! wie rein müssten die Men-
schen wenigstens lehren, wenn sie nach deiner Richt-
schnur
lehrten! Umsonst suchen sie ein höheres Ideal,

als

eures Vaters im Himmel, denn Er läſſet die Sonne auf-
gehen über die Böſen und Guten — — ſeyd vollkommen,
wie euer Vater im Himmel
. (Matth. V. 44-48.)

Sie ſtellt die Liebe Gottes gegen uns, wie ſie
ſich in der Sendung Jeſu offenbaret, zur Norm der
Nächſtenliebe auf: Daran iſt die Liebe Gottes gegen
uns erſchienen, daſs Gott ſeinen Eingebohrnen in die
Welt geſandt, damit wir durch Ihn leben ſollten. — —
Ihr Lieben! Gott hat uns ſo geliebet: wir ſollen uns
auch ſo untereinander lieben
, d. i. das Liebſte für ein-
ander daran geben. (I. Joh. IV. 9. 11.)

Sie ſtellt uns endlich die göttliche Liebe Jeſu
als Norm unſerer Liebe auf: Daran haben wir erkannt
die Liebe, daſs er ſein Leben für uns gelaſſen hat:
wir ſollen alſo auch das Leben für die Brüder laſſen
.
(I. Joh. III. 16. 17.)

Und Er ſelbſt, der für uns ſtarb, machte ſeine
Liebe zur Norm der unſrigen: Das iſt mein Gebot, daſs
ihr einander liebet, wie Ich euch geliebet habe
. (Joh.
XV. 12. 13.) Nach dieſer Richtſchnur — kann unſere
Nächſtenliebe nie zu rein, nie zu thätig, nie zu viel
umfaſſend
werden; denn der Vater gab den Sohn aus
Liebe für alle, und der Sohn ſtarb aus Liebe für alle.

O heiliges Evangelium! wie rein müſsten die
Menſchen einander lieben, wenn ſie deine Richtſchnur
nicht auſſer Acht lieſſen! wie rein müſsten die Men-
ſchen wenigſtens lehren, wenn ſie nach deiner Richt-
ſchnur
lehrten! Umſonſt ſuchen ſie ein höheres Ideal,

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[66/0080] eures Vaters im Himmel, denn Er läſſet die Sonne auf- gehen über die Böſen und Guten — — ſeyd vollkommen, wie euer Vater im Himmel. (Matth. V. 44-48.) Sie ſtellt die Liebe Gottes gegen uns, wie ſie ſich in der Sendung Jeſu offenbaret, zur Norm der Nächſtenliebe auf: Daran iſt die Liebe Gottes gegen uns erſchienen, daſs Gott ſeinen Eingebohrnen in die Welt geſandt, damit wir durch Ihn leben ſollten. — — Ihr Lieben! Gott hat uns ſo geliebet: wir ſollen uns auch ſo untereinander lieben, d. i. das Liebſte für ein- ander daran geben. (I. Joh. IV. 9. 11.) Sie ſtellt uns endlich die göttliche Liebe Jeſu als Norm unſerer Liebe auf: Daran haben wir erkannt die Liebe, daſs er ſein Leben für uns gelaſſen hat: wir ſollen alſo auch das Leben für die Brüder laſſen. (I. Joh. III. 16. 17.) Und Er ſelbſt, der für uns ſtarb, machte ſeine Liebe zur Norm der unſrigen: Das iſt mein Gebot, daſs ihr einander liebet, wie Ich euch geliebet habe. (Joh. XV. 12. 13.) Nach dieſer Richtſchnur — kann unſere Nächſtenliebe nie zu rein, nie zu thätig, nie zu viel umfaſſend werden; denn der Vater gab den Sohn aus Liebe für alle, und der Sohn ſtarb aus Liebe für alle. O heiliges Evangelium! wie rein müſsten die Menſchen einander lieben, wenn ſie deine Richtſchnur nicht auſſer Acht lieſſen! wie rein müſsten die Men- ſchen wenigſtens lehren, wenn ſie nach deiner Richt- ſchnur lehrten! Umſonſt ſuchen ſie ein höheres Ideal, als

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Zitationshilfe: Sailer, Johann Michael: Kurzgefaßte Erinnerungen an junge Prediger. München, 1791, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sailer_prediger_1791/80>, abgerufen am 27.04.2024.