Hans Sachs: Die kunigin peschlieff ein merwunder. In: ‚MG 13‘ (13. Meistergesangbuch). [s. l.], 1552, Bl. 35r–35v. Hrsg. und übersetzt von Anja Braun et al. Stuttgart, 2017.Vers 30Ser grewlich. als er alt war auf zwolff jare, 3 Vers 41Der sie paid wunt, dergleich hawtens im wunden gros.Vers 42Die kungin selb vil scharpfer pfeille in in schos, Vers 43Pys doch das wild kunter von in nam schaden. Vers 44Der kunig sprach: "dis ist gewesen nicht mein sunn." Vers 45Pat die kungin, die warheit im zu sagen thun; Vers 46Sulches epruechs wolt er sie frey pegnaden. Vers 47All ding sagt her die kunigin, Vers 48Wie sie wer notzwungen von dem merwunder. Vers 49Der kung mit seim sunn raiset hin Vers 50Ans mers gestat, verpargen sich pesunder. Vers 51Schickt die kungin im gstrews aufwerz. Vers 52Das merwunder sprang wider aus dem mere, Vers 53Mit der kungin zu haben scherz. Vers 54Die fraw war aber mortliche schreyen sere. Vers 55Vom vater und sunn wart zuhant Vers 56Das merwunder erschlagen. Vers 57Gerochen wart der kungin schant, Vers 58Das es nimant Vers 59Erfure in Lamparter lant - Vers 60Thuet die Cronica sagen. Vers 30Ser grewlich. als er alt war auf zwolff jare, 3 Vers 41Der sie paid wunt, dergleich hawtens im wunden gros.Vers 42Die kungin selb vil scharpfer pfeille in in schos, Vers 43Pÿs doch das wild kunter von in nam schaden. Vers 44Der kunig sprach: „dis ist gewesen nicht mein sunn.“ Vers 45Pat die kungin, die warheit im zu sagen thun; Vers 46Sulches epruechs wolt er sie frey pegnaden. Vers 47All ding sagt her die kunigin, Vers 48Wie sie wer notzwungen von dem merwunder. Vers 49Der kung mit seim sunn raiset hin Vers 50Ans mers gestat, verpargen sich pesunder. Vers 51Schickt die kungin im gstrews aufwerz. Vers 52Das merwunder sprang wider aus dem mere, Vers 53Mit der kungin zu haben scherz. Vers 54Die fraw war aber mortliche schreyen sere. Vers 55Vom vater und sunn wart zuhant Vers 56Das merwunder erschlagen. Vers 57Gerochen wart der kungin schant, Vers 58Das es nimant Vers 59Erfure in Lamparter lant - Vers 60Thuet die Cronica sagen. <TEI> <text> <body> <div> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0002" corresp="https://www.ilw.uni-stuttgart.de/abteilungen/germanistische-mediaevistik/forschung/digitale-editionen/meerwunder/Sachs_Meerwunder_S2.jpg" n="35v"/> <l n="30">Ser grewlich. als er alt war auf zwolff jare,<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „Als er zwölf Jahre alt war,“</note></l><lb/> <l n="31">Wart er ganz<note resp="#NK" type="editorial"><bibl><ref target="http://d-nb.info/1000844587">Goedeke [1870]</ref></bibl>: gar</note> wilt und ungestuom<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „wurde er sehr wild und hemmungslos“</note></l><lb/> <l n="32">Und schwechtt mit gewalt ser vil junckfrauen<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „und vergewaltigte sehr viele Jungfrauen“</note></l><lb/> <l n="33">Und pracht auch vil des adels umm.<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „und tötete auch viele Adelige.“</note></l><lb/> <l n="34">Vor im het iderman ein forcht und grawen.<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „Vor ihm hatte jeder Furcht und Grauen.“</note></l><lb/> <l n="35">Den kung er uberlawffen thet<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „Den König griff er“</note></l><lb/> <l n="36">Im sal, in zu erstechen.<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „im Saal an, um ihn zu erstechen.“</note></l><lb/> <l n="37">Der kunig noch ein sunne het,<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „Der König hatte noch einen Sohn,“</note></l><lb/> <l n="38">Der an der stet<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „der sofort“</note></l><lb/> <l n="39">Dem vater sein leben erret.<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „dem Vater sein Leben rettete.“</note></l><lb/> <l n="40">Werten sich paid des frechen.<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „Beide erwehrten sich des Aufrührers.“</note></l><lb/> </lg> <lg n="3"> <head>3</head><lb/> <l n="41">Der sie paid wunt, dergleich hawtens im wunden gros.<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „Dieser verwundete sie beide, ebenso schlugen sie ihm große Wunden.“</note></l><lb/> <l n="42">Die kungin selb vil scharpfer pfeille in in schos,<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „Die Königin schoss mit eigener Hand viele scharfe Pfeile in ihn,“</note></l><lb/> <l n="43">Pÿs doch das wild kunter von in nam schaden.<note resp="#NK" type="editorial"><bibl><ref target="http://d-nb.info/1000844587">Goedeke [1870]</ref></bibl>: Bis entlich daß wilt kint von in nam schaden</note><note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „bis das wilde Untier doch von ihnen getötet wurde.“</note></l><lb/> <l n="44">Der kunig sprach: „dis ist gewesen nicht mein sunn.“<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „Der König sprach: ‚Das ist nicht mein Sohn gewesen.‘“</note></l><lb/> <l n="45">Pat die kungin, die warheit im zu sagen thun;<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „(Er) bat die Königin, ihm die Wahrheit zu sagen;“</note></l><lb/> <l n="46">Sulches epruechs wolt er sie frey pegnaden.<note resp="#NK" type="editorial"><bibl><ref target="http://d-nb.info/1000844587">Goedeke [1870]</ref></bibl>: Solchs ebruchs halb, so wolt er sie begnaden</note><note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „einen solchen Ehebruch werde er ihr verzeihen.“</note></l><lb/> <l n="47">All ding sagt her die kunigin,<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „Die Königin berichtete alles Geschehene,“</note></l><lb/> <l n="48">Wie sie wer notzwungen von dem merwunder.<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „wie sie von dem Meerwunder vergewaltigt worden sei.“</note></l><lb/> <l n="49">Der kung mit seim sunn raiset hin<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „Der König begab sich mit seinem Sohn“</note></l><lb/> <l n="50">Ans mers gestat, verpargen sich pesunder.<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „an den Meeresstrand – (sie) versteckten sich abseits –,“</note></l><lb/> <l n="51">Schickt die kungin im gstrews aufwerz.<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „(er) schickte die Königin die Böschung hinauf.“</note></l><lb/> <l n="52">Das merwunder sprang wider aus dem mere,<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „Das Meerwunder sprang abermals aus dem Meer,“</note></l><lb/> <l n="53">Mit der kungin zu haben scherz.<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „um sich mit der Königin zu vergnügen.“</note></l><lb/> <l n="54">Die fraw war aber mortliche schreyen sere.<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „Die Frau brüllte wiederum in Todesangst.“</note></l><lb/> <l n="55">Vom vater und sunn wart zuhant<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „Von dem Vater und dem Sohn wurde augenblicklich“</note></l><lb/> <l n="56">Das merwunder erschlagen.<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „das Meerwunder erschlagen.“</note></l><lb/> <l n="57">Gerochen wart der kungin schant,<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „Die Schande der Königin wurde gerächt,“</note></l><lb/> <l n="58">Das es nimant<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „so dass es niemand“</note></l><lb/> <l n="59">Erfure in Lamparter lant -<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „in der Lombardei (je) erfahren würde.“</note></l><lb/> <l n="60">Thuet die Cronica sagen.<note resp="#NK" type="editorial">Übertragung: „(Das) berichtet uns die Cronica.“</note></l><lb/> </lg> </lg> <gap reason="insignificant" unit="lines" quantity="4"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [35v/0002]
Ser grewlich. als er alt war auf zwolff jare,
Wart er ganz wilt und ungestuom
Und schwechtt mit gewalt ser vil junckfrauen
Und pracht auch vil des adels umm.
Vor im het iderman ein forcht und grawen.
Den kung er uberlawffen thet
Im sal, in zu erstechen.
Der kunig noch ein sunne het,
Der an der stet
Dem vater sein leben erret.
Werten sich paid des frechen.
3
Der sie paid wunt, dergleich hawtens im wunden gros.
Die kungin selb vil scharpfer pfeille in in schos,
Pÿs doch das wild kunter von in nam schaden.
Der kunig sprach: „dis ist gewesen nicht mein sunn.“
Pat die kungin, die warheit im zu sagen thun;
Sulches epruechs wolt er sie frey pegnaden.
All ding sagt her die kunigin,
Wie sie wer notzwungen von dem merwunder.
Der kung mit seim sunn raiset hin
Ans mers gestat, verpargen sich pesunder.
Schickt die kungin im gstrews aufwerz.
Das merwunder sprang wider aus dem mere,
Mit der kungin zu haben scherz.
Die fraw war aber mortliche schreyen sere.
Vom vater und sunn wart zuhant
Das merwunder erschlagen.
Gerochen wart der kungin schant,
Das es nimant
Erfure in Lamparter lant -
Thuet die Cronica sagen.
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des „Meerwunders“
(2018-02-22T15:10:46Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle
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Nora Ketschik, Christian Thomas: Konvertierung der Ausgangsdaten (HTML)
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