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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Lebenskraft. -- Athmung und Eigenwärme; Endosmose.
zu entwerfen: "Die Saugschwämmchen (spongiolae, eine trüb-
selige Erfindung De Candolle's, die seitdem nicht mehr aus
der französischen Literatur verschwunden ist und selbst in Liebig's
neuestem Werk noch eine Rolle spielt) der Wurzeln saugen, ver-
möge ihrer lebensthätigen Contractilität und mit Hilfe der
ihrem Gewebe inwohnenden Haarröhrchenthätigkeit und hygros-
kopischen Kraft, das sie umgebende Wasser nebst den salzartigen
organischen oder gasförmigen Theilen ein, mit denen es etwa
beladen ist. Durch die Wirkung einer sich vorzüglich durch die
Contractilität der Zellen und vielleicht auch der Gefäße äußern-
den, durch die Hygroskopicität und Haarröhrchenthätigkeit des
Gewebes, sowie den durch die Aushauchung hervorgebrachten
leeren Raum und noch andere Ursachen unterstützten Thätigkeit
wird das von den Wurzeln eingesogene Wasser durch den Holz-
körper hindurch und insbesondere in den Interzellulargängen bis
zu den blattartigen Theilen geführt. Zu den blattartigen Theilen
gelangt dieses Wasser indem es in senkrechter Richtung von den
Blättern und in seitlicher Richtung, zu jeder Jahreszeit, vorzüg-
lich aber im Frühling von der zelligen Hülle (Rindenparenchym)
angezogen wird; ein beträchtlicher Theil wird den Tag über
durch die Spaltöffnungen als reines Wasser in die Außenwelt
ausgehaucht, und läßt in den Organen, in welchen diese Aus-
hauchung stattfindet, alle salzartigen Theile und namentlich alle
mineralischen Bestandtheile, welche es enthielt, zurück. -- Der
rohe Nahrungssaft, welcher in den blattartigen Theilen anlangt,
wird daselbst von dem Sonnenlichte getroffen, und vermittelst
dieser Kraft wird das im Nahrungssafte aufgelöste kohlensaure
Gas (mag dieses nun von dem durch die Wurzeln eingesogenem
Wasser oder aus der atmosphärischen Luft herrühren, oder auch
demjenigen angehören, welches der Sauerstoff der Luft mit dem
überschüssigen Kohlenstoff der Pflanze erzeugte) während des
Tages zersetzt; der Kohlenstoff setzt sich an die Pflanze ab, und
der Sauerstoff wird als Gas in die Außenwelt entleert. Die
unmittelbare Folge dieser Operation scheint die Bildung von
Gummi zu sein, welches aus einem Atom Wasser und einem

Lebenskraft. — Athmung und Eigenwärme; Endosmoſe.
zu entwerfen: „Die Saugſchwämmchen (spongiolae, eine trüb-
ſelige Erfindung De Candolle's, die ſeitdem nicht mehr aus
der franzöſiſchen Literatur verſchwunden iſt und ſelbſt in Liebig's
neueſtem Werk noch eine Rolle ſpielt) der Wurzeln ſaugen, ver-
möge ihrer lebensthätigen Contractilität und mit Hilfe der
ihrem Gewebe inwohnenden Haarröhrchenthätigkeit und hygros-
kopiſchen Kraft, das ſie umgebende Waſſer nebſt den ſalzartigen
organiſchen oder gasförmigen Theilen ein, mit denen es etwa
beladen iſt. Durch die Wirkung einer ſich vorzüglich durch die
Contractilität der Zellen und vielleicht auch der Gefäße äußern-
den, durch die Hygroskopicität und Haarröhrchenthätigkeit des
Gewebes, ſowie den durch die Aushauchung hervorgebrachten
leeren Raum und noch andere Urſachen unterſtützten Thätigkeit
wird das von den Wurzeln eingeſogene Waſſer durch den Holz-
körper hindurch und insbeſondere in den Interzellulargängen bis
zu den blattartigen Theilen geführt. Zu den blattartigen Theilen
gelangt dieſes Waſſer indem es in ſenkrechter Richtung von den
Blättern und in ſeitlicher Richtung, zu jeder Jahreszeit, vorzüg-
lich aber im Frühling von der zelligen Hülle (Rindenparenchym)
angezogen wird; ein beträchtlicher Theil wird den Tag über
durch die Spaltöffnungen als reines Waſſer in die Außenwelt
ausgehaucht, und läßt in den Organen, in welchen dieſe Aus-
hauchung ſtattfindet, alle ſalzartigen Theile und namentlich alle
mineraliſchen Beſtandtheile, welche es enthielt, zurück. — Der
rohe Nahrungsſaft, welcher in den blattartigen Theilen anlangt,
wird daſelbſt von dem Sonnenlichte getroffen, und vermittelſt
dieſer Kraft wird das im Nahrungsſafte aufgelöſte kohlenſaure
Gas (mag dieſes nun von dem durch die Wurzeln eingeſogenem
Waſſer oder aus der atmosphäriſchen Luft herrühren, oder auch
demjenigen angehören, welches der Sauerſtoff der Luft mit dem
überſchüſſigen Kohlenſtoff der Pflanze erzeugte) während des
Tages zerſetzt; der Kohlenſtoff ſetzt ſich an die Pflanze ab, und
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unmittelbare Folge dieſer Operation ſcheint die Bildung von
Gummi zu ſein, welches aus einem Atom Waſſer und einem

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[559/0571] Lebenskraft. — Athmung und Eigenwärme; Endosmoſe. zu entwerfen: „Die Saugſchwämmchen (spongiolae, eine trüb- ſelige Erfindung De Candolle's, die ſeitdem nicht mehr aus der franzöſiſchen Literatur verſchwunden iſt und ſelbſt in Liebig's neueſtem Werk noch eine Rolle ſpielt) der Wurzeln ſaugen, ver- möge ihrer lebensthätigen Contractilität und mit Hilfe der ihrem Gewebe inwohnenden Haarröhrchenthätigkeit und hygros- kopiſchen Kraft, das ſie umgebende Waſſer nebſt den ſalzartigen organiſchen oder gasförmigen Theilen ein, mit denen es etwa beladen iſt. Durch die Wirkung einer ſich vorzüglich durch die Contractilität der Zellen und vielleicht auch der Gefäße äußern- den, durch die Hygroskopicität und Haarröhrchenthätigkeit des Gewebes, ſowie den durch die Aushauchung hervorgebrachten leeren Raum und noch andere Urſachen unterſtützten Thätigkeit wird das von den Wurzeln eingeſogene Waſſer durch den Holz- körper hindurch und insbeſondere in den Interzellulargängen bis zu den blattartigen Theilen geführt. Zu den blattartigen Theilen gelangt dieſes Waſſer indem es in ſenkrechter Richtung von den Blättern und in ſeitlicher Richtung, zu jeder Jahreszeit, vorzüg- lich aber im Frühling von der zelligen Hülle (Rindenparenchym) angezogen wird; ein beträchtlicher Theil wird den Tag über durch die Spaltöffnungen als reines Waſſer in die Außenwelt ausgehaucht, und läßt in den Organen, in welchen dieſe Aus- hauchung ſtattfindet, alle ſalzartigen Theile und namentlich alle mineraliſchen Beſtandtheile, welche es enthielt, zurück. — Der rohe Nahrungsſaft, welcher in den blattartigen Theilen anlangt, wird daſelbſt von dem Sonnenlichte getroffen, und vermittelſt dieſer Kraft wird das im Nahrungsſafte aufgelöſte kohlenſaure Gas (mag dieſes nun von dem durch die Wurzeln eingeſogenem Waſſer oder aus der atmosphäriſchen Luft herrühren, oder auch demjenigen angehören, welches der Sauerſtoff der Luft mit dem überſchüſſigen Kohlenſtoff der Pflanze erzeugte) während des Tages zerſetzt; der Kohlenſtoff ſetzt ſich an die Pflanze ab, und der Sauerſtoff wird als Gas in die Außenwelt entleert. Die unmittelbare Folge dieſer Operation ſcheint die Bildung von Gummi zu ſein, welches aus einem Atom Waſſer und einem

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/571>, abgerufen am 22.11.2024.