Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Geschichte der Ernährungtheorie der Pflanzen. Fragen derselben eingehend und experimentell befaßte: seinertrefflichen Abhandlung über die Athmung der Pflanzen wurde bereits oben gedacht; sie ist außerdem noch deßhalb für ihre Zeit von großem Gewicht, weil Dutrochet hier zuerst die chemischen Vorgänge der Athmung, den Ein- und Austritt der Gase mit den Luftwegen der Pflanze, den Spaltöffnungen, Ge- fäßen und Interzellularräumen in richtigen Zusammenhang brachte und die Zusammensetzung der in den Hohlräumen der Pflanzen enthaltenen Luft einer sorgfältigen Betrachtung unter- zog; auch diese Abhandlung war zu ihrer Zeit 1837 und noch lange nachher das Beste, was man über die Athmung der Pflanzen lesen konnte und wenn er auch darin einen Mißgriff beging, daß er als das Hauptagens bei der Athmung den von der Pflanze selbst im Licht entbundenen Sauerstoff betrachtete, während die sonstige Sauerstoffaufnahme ihm nur als subsidiäre galt, so entschädigte doch dafür die entschiedene Betonung der Thatsache, daß nur chlorophyllhaltige Zellen Sauerstoff entbinden und noch mehr die richtige Unterscheidung zwischen Athmung durch Sauerstoffaufnahme und der Kohlensäurezersetzung am Licht; diese beiden Vorgänge wurden schon damals und später sehr unzweckmäßiger Weise als Tages- und Nachtathmung der Pflanzen unterschieden und diese ganz schiefe, das Verständniß durchaus hindernde Ausdrucksweise ist dann trotz des 1851 auch von Garreau erhobenen Protestes doch bis in die sechziger Jahre hinein beibehalten worden, wo es endlich einem neueren deutschen Pflanzenphysiologen gelang, die richtige Unterscheidung zwischen Athmung und Assimilation der Pflanzen allgemein zur Geltung zu bringen. -- Auch mit dem Worte Saftcirculation wurde in den dreißiger Jahren eine arge Verwirrung angerichtet: Man glaubte in der von Corti entdeckten, von Amici genauer be- schriebenen "Circulation des Saftes" (Protoplasma's) in den Schläuchen der Charen einen Beweis für die Existenz einer Saftcirculation auch in höheren Pflanzen finden zu müssen; Dutrochet (Memoires I. p. 431) wies ausdrücklich diese Be- griffsverwirrung zurück und erwarb sich zugleich das Verdienst, Geſchichte der Ernährungtheorie der Pflanzen. Fragen derſelben eingehend und experimentell befaßte: ſeinertrefflichen Abhandlung über die Athmung der Pflanzen wurde bereits oben gedacht; ſie iſt außerdem noch deßhalb für ihre Zeit von großem Gewicht, weil Dutrochet hier zuerſt die chemiſchen Vorgänge der Athmung, den Ein- und Austritt der Gaſe mit den Luftwegen der Pflanze, den Spaltöffnungen, Ge- fäßen und Interzellularräumen in richtigen Zuſammenhang brachte und die Zuſammenſetzung der in den Hohlräumen der Pflanzen enthaltenen Luft einer ſorgfältigen Betrachtung unter- zog; auch dieſe Abhandlung war zu ihrer Zeit 1837 und noch lange nachher das Beſte, was man über die Athmung der Pflanzen leſen konnte und wenn er auch darin einen Mißgriff beging, daß er als das Hauptagens bei der Athmung den von der Pflanze ſelbſt im Licht entbundenen Sauerſtoff betrachtete, während die ſonſtige Sauerſtoffaufnahme ihm nur als ſubſidiäre galt, ſo entſchädigte doch dafür die entſchiedene Betonung der Thatſache, daß nur chlorophyllhaltige Zellen Sauerſtoff entbinden und noch mehr die richtige Unterſcheidung zwiſchen Athmung durch Sauerſtoffaufnahme und der Kohlenſäurezerſetzung am Licht; dieſe beiden Vorgänge wurden ſchon damals und ſpäter ſehr unzweckmäßiger Weiſe als Tages- und Nachtathmung der Pflanzen unterſchieden und dieſe ganz ſchiefe, das Verſtändniß durchaus hindernde Ausdrucksweiſe iſt dann trotz des 1851 auch von Garreau erhobenen Proteſtes doch bis in die ſechziger Jahre hinein beibehalten worden, wo es endlich einem neueren deutſchen Pflanzenphyſiologen gelang, die richtige Unterſcheidung zwiſchen Athmung und Aſſimilation der Pflanzen allgemein zur Geltung zu bringen. — Auch mit dem Worte Saftcirculation wurde in den dreißiger Jahren eine arge Verwirrung angerichtet: Man glaubte in der von Corti entdeckten, von Amici genauer be- ſchriebenen „Circulation des Saftes“ (Protoplasma's) in den Schläuchen der Charen einen Beweis für die Exiſtenz einer Saftcirculation auch in höheren Pflanzen finden zu müſſen; Dutrochet (Memoires I. p. 431) wies ausdrücklich dieſe Be- griffsverwirrung zurück und erwarb ſich zugleich das Verdienſt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0566" n="554"/><fw place="top" type="header">Geſchichte der Ernährungtheorie der Pflanzen.</fw><lb/> Fragen derſelben eingehend und experimentell befaßte: ſeiner<lb/> trefflichen Abhandlung über die Athmung der Pflanzen wurde<lb/> bereits oben gedacht; ſie iſt außerdem noch deßhalb für ihre<lb/> Zeit von großem Gewicht, weil <hi rendition="#g">Dutrochet</hi> hier zuerſt die<lb/> chemiſchen Vorgänge der Athmung, den Ein- und Austritt der<lb/> Gaſe mit den Luftwegen der Pflanze, den Spaltöffnungen, Ge-<lb/> fäßen und Interzellularräumen in richtigen Zuſammenhang<lb/> brachte und die Zuſammenſetzung der in den Hohlräumen der<lb/> Pflanzen enthaltenen Luft einer ſorgfältigen Betrachtung unter-<lb/> zog; auch dieſe Abhandlung war zu ihrer Zeit 1837 und noch<lb/> lange nachher das Beſte, was man über die Athmung der<lb/> Pflanzen leſen konnte und wenn er auch darin einen Mißgriff<lb/> beging, daß er als das Hauptagens bei der Athmung den von<lb/> der Pflanze ſelbſt im Licht entbundenen Sauerſtoff betrachtete,<lb/> während die ſonſtige Sauerſtoffaufnahme ihm nur als ſubſidiäre<lb/> galt, ſo entſchädigte doch dafür die entſchiedene Betonung der<lb/> Thatſache, daß nur chlorophyllhaltige Zellen Sauerſtoff entbinden<lb/> und noch mehr die richtige Unterſcheidung zwiſchen Athmung<lb/> durch Sauerſtoffaufnahme und der Kohlenſäurezerſetzung am Licht;<lb/> dieſe beiden Vorgänge wurden ſchon damals und ſpäter ſehr<lb/> unzweckmäßiger Weiſe als Tages- und Nachtathmung der Pflanzen<lb/> unterſchieden und dieſe ganz ſchiefe, das Verſtändniß durchaus<lb/> hindernde Ausdrucksweiſe iſt dann trotz des 1851 auch von<lb/><hi rendition="#g">Garreau</hi> erhobenen Proteſtes doch bis in die ſechziger Jahre<lb/> hinein beibehalten worden, wo es endlich einem neueren deutſchen<lb/> Pflanzenphyſiologen gelang, die richtige Unterſcheidung zwiſchen<lb/> Athmung und Aſſimilation der Pflanzen allgemein zur Geltung<lb/> zu bringen. — Auch mit dem Worte Saftcirculation wurde in<lb/> den dreißiger Jahren eine arge Verwirrung angerichtet: Man<lb/> glaubte in der von <hi rendition="#g">Corti</hi> entdeckten, von <hi rendition="#g">Amici</hi> genauer be-<lb/> ſchriebenen „Circulation des Saftes“ (Protoplasma's) in den<lb/> Schläuchen der <hi rendition="#g">Charen</hi> einen Beweis für die Exiſtenz einer<lb/> Saftcirculation auch in höheren Pflanzen finden zu müſſen;<lb/><hi rendition="#g">Dutrochet</hi> (<hi rendition="#aq">Memoires I. p.</hi> 431) wies ausdrücklich dieſe Be-<lb/> griffsverwirrung zurück und erwarb ſich zugleich das Verdienſt,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [554/0566]
Geſchichte der Ernährungtheorie der Pflanzen.
Fragen derſelben eingehend und experimentell befaßte: ſeiner
trefflichen Abhandlung über die Athmung der Pflanzen wurde
bereits oben gedacht; ſie iſt außerdem noch deßhalb für ihre
Zeit von großem Gewicht, weil Dutrochet hier zuerſt die
chemiſchen Vorgänge der Athmung, den Ein- und Austritt der
Gaſe mit den Luftwegen der Pflanze, den Spaltöffnungen, Ge-
fäßen und Interzellularräumen in richtigen Zuſammenhang
brachte und die Zuſammenſetzung der in den Hohlräumen der
Pflanzen enthaltenen Luft einer ſorgfältigen Betrachtung unter-
zog; auch dieſe Abhandlung war zu ihrer Zeit 1837 und noch
lange nachher das Beſte, was man über die Athmung der
Pflanzen leſen konnte und wenn er auch darin einen Mißgriff
beging, daß er als das Hauptagens bei der Athmung den von
der Pflanze ſelbſt im Licht entbundenen Sauerſtoff betrachtete,
während die ſonſtige Sauerſtoffaufnahme ihm nur als ſubſidiäre
galt, ſo entſchädigte doch dafür die entſchiedene Betonung der
Thatſache, daß nur chlorophyllhaltige Zellen Sauerſtoff entbinden
und noch mehr die richtige Unterſcheidung zwiſchen Athmung
durch Sauerſtoffaufnahme und der Kohlenſäurezerſetzung am Licht;
dieſe beiden Vorgänge wurden ſchon damals und ſpäter ſehr
unzweckmäßiger Weiſe als Tages- und Nachtathmung der Pflanzen
unterſchieden und dieſe ganz ſchiefe, das Verſtändniß durchaus
hindernde Ausdrucksweiſe iſt dann trotz des 1851 auch von
Garreau erhobenen Proteſtes doch bis in die ſechziger Jahre
hinein beibehalten worden, wo es endlich einem neueren deutſchen
Pflanzenphyſiologen gelang, die richtige Unterſcheidung zwiſchen
Athmung und Aſſimilation der Pflanzen allgemein zur Geltung
zu bringen. — Auch mit dem Worte Saftcirculation wurde in
den dreißiger Jahren eine arge Verwirrung angerichtet: Man
glaubte in der von Corti entdeckten, von Amici genauer be-
ſchriebenen „Circulation des Saftes“ (Protoplasma's) in den
Schläuchen der Charen einen Beweis für die Exiſtenz einer
Saftcirculation auch in höheren Pflanzen finden zu müſſen;
Dutrochet (Memoires I. p. 431) wies ausdrücklich dieſe Be-
griffsverwirrung zurück und erwarb ſich zugleich das Verdienſt,
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