Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Erste inductive Versuche und Eröffnung neuer Gesichtspuncte etc. welchem das Pflanzenreich allseitig, namentlich auch chemischuntersucht werden sollte. Da heißt es z. B., man müsse die Pflanzen langsam verbrennen, damit die zerstörende und ver- wandelnde Gewalt des Feuers weniger Einfluß übe, auch spielen die virtutes plantarum eine große Rolle in der chemischen Untersuchung der Pflanzen und mit Blut mischte man Pflanzen- säfte, um ihre Wirkungen zu erfahren! Noch 1685 leitete ein gewisser Dedu in einer Abhandlung: De l'ame des plantes die Erzeugung und das Wachsthum der Pflanzen aus der Gährung und dem Aufbrausen der Säuren mit den Laugensalzen her, wie Kurt Sprengel berichtet. Erst durch den Vergleich mit diesen und ähnlichen Ansichten erkennt man die ganze hervorragende Bedeutung dessen, was Malpighi und Mariotte über die Ernährung der Pflanzen sagten und noch mehr zeigt sich ihr Scharfsinn darin, daß sie Manches nicht sagten, weil sie es offenbar für unbegründet hielten. Malpighi's und Mariotte's Ansichten über die Pflan- Erſte inductive Verſuche und Eröffnung neuer Geſichtspuncte etc. welchem das Pflanzenreich allſeitig, namentlich auch chemiſchunterſucht werden ſollte. Da heißt es z. B., man müſſe die Pflanzen langſam verbrennen, damit die zerſtörende und ver- wandelnde Gewalt des Feuers weniger Einfluß übe, auch ſpielen die virtutes plantarum eine große Rolle in der chemiſchen Unterſuchung der Pflanzen und mit Blut miſchte man Pflanzen- ſäfte, um ihre Wirkungen zu erfahren! Noch 1685 leitete ein gewiſſer Dedu in einer Abhandlung: De l'âme des plantes die Erzeugung und das Wachsthum der Pflanzen aus der Gährung und dem Aufbrauſen der Säuren mit den Laugenſalzen her, wie Kurt Sprengel berichtet. Erſt durch den Vergleich mit dieſen und ähnlichen Anſichten erkennt man die ganze hervorragende Bedeutung deſſen, was Malpighi und Mariotte über die Ernährung der Pflanzen ſagten und noch mehr zeigt ſich ihr Scharfſinn darin, daß ſie Manches nicht ſagten, weil ſie es offenbar für unbegründet hielten. Malpighi's und Mariotte's Anſichten über die Pflan- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0519" n="507"/><fw place="top" type="header">Erſte inductive Verſuche und Eröffnung neuer Geſichtspuncte etc.</fw><lb/> welchem das Pflanzenreich allſeitig, namentlich auch chemiſch<lb/> unterſucht werden ſollte. Da heißt es z. B., man müſſe die<lb/> Pflanzen langſam verbrennen, damit die zerſtörende und ver-<lb/> wandelnde Gewalt des Feuers weniger Einfluß übe, auch ſpielen<lb/> die <hi rendition="#aq">virtutes plantarum</hi> eine große Rolle in der chemiſchen<lb/> Unterſuchung der Pflanzen und mit Blut miſchte man Pflanzen-<lb/> ſäfte, um ihre Wirkungen zu erfahren! Noch 1685 leitete ein<lb/> gewiſſer <hi rendition="#g">Dedu</hi> in einer Abhandlung: <hi rendition="#aq">De l'âme des plantes</hi><lb/> die Erzeugung und das Wachsthum der Pflanzen aus der Gährung<lb/> und dem Aufbrauſen der Säuren mit den Laugenſalzen her, wie<lb/> Kurt Sprengel berichtet. Erſt durch den Vergleich mit dieſen<lb/> und ähnlichen Anſichten erkennt man die ganze hervorragende<lb/> Bedeutung deſſen, was <hi rendition="#g">Malpighi</hi> und <hi rendition="#g">Mariotte</hi> über die<lb/> Ernährung der Pflanzen ſagten und noch mehr zeigt ſich ihr<lb/> Scharfſinn darin, daß ſie Manches nicht ſagten, weil ſie es<lb/> offenbar für unbegründet hielten.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Malpighi</hi>'s und <hi rendition="#g">Mariotte</hi>'s Anſichten über die Pflan-<lb/> zenernährung wurden von ihren Zeitgenoſſen und Nachfolgern<lb/> zwar vielfach citirt und beachtet; wie es aber leider bis auf die<lb/> neuere Zeit gewöhnlich der Fall war, wurde auch ſchon damals<lb/> das principiell Wichtige und Bedeutende über Nebendingen über-<lb/> ſehen oder die Anſichten dieſer klar denkenden Männer mit un-<lb/> beſtimmten Vorſtellungen und mißverſtandenen Thatſachen ver-<lb/> mengt, ſo daß längere Zeit ein wirklicher Fortſchritt nicht ſtatt-<lb/> fand, wenn auch immerhin verſchiedene neue Thatſachen bekannt<lb/> wurden. Es wurde ſchon früher hervorgehoben, daß <hi rendition="#g">Mal</hi>-<lb/><hi rendition="#g">pighi</hi>'s richtige Anſicht von der Bedeutung der Blätter für die<lb/> Ernährung ſpäter gewöhnlich mit Major's Circulationstheorie<lb/> für gleichbedeutend genommen wurde und da man die letztere<lb/> aus verſchiedenen Gründen für unzutreffend hielt, ſo glaubte<lb/> man damit auch <hi rendition="#g">Malpighi</hi>'s Anſicht beſeitigt zu haben. Denen<lb/> gegenüber, welche in den Pflanzen ausſchließlich einen im Holz<lb/> aufſteigenden Saft annahmen, verdiente aber ſelbſt die Circula-<lb/> tionstheorie im Sinne Major's noch den Vorzug, da ſie doch<lb/> wenigſtens geeignet war, gewiſſen Wachsthumserſcheinungen Rech-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [507/0519]
Erſte inductive Verſuche und Eröffnung neuer Geſichtspuncte etc.
welchem das Pflanzenreich allſeitig, namentlich auch chemiſch
unterſucht werden ſollte. Da heißt es z. B., man müſſe die
Pflanzen langſam verbrennen, damit die zerſtörende und ver-
wandelnde Gewalt des Feuers weniger Einfluß übe, auch ſpielen
die virtutes plantarum eine große Rolle in der chemiſchen
Unterſuchung der Pflanzen und mit Blut miſchte man Pflanzen-
ſäfte, um ihre Wirkungen zu erfahren! Noch 1685 leitete ein
gewiſſer Dedu in einer Abhandlung: De l'âme des plantes
die Erzeugung und das Wachsthum der Pflanzen aus der Gährung
und dem Aufbrauſen der Säuren mit den Laugenſalzen her, wie
Kurt Sprengel berichtet. Erſt durch den Vergleich mit dieſen
und ähnlichen Anſichten erkennt man die ganze hervorragende
Bedeutung deſſen, was Malpighi und Mariotte über die
Ernährung der Pflanzen ſagten und noch mehr zeigt ſich ihr
Scharfſinn darin, daß ſie Manches nicht ſagten, weil ſie es
offenbar für unbegründet hielten.
Malpighi's und Mariotte's Anſichten über die Pflan-
zenernährung wurden von ihren Zeitgenoſſen und Nachfolgern
zwar vielfach citirt und beachtet; wie es aber leider bis auf die
neuere Zeit gewöhnlich der Fall war, wurde auch ſchon damals
das principiell Wichtige und Bedeutende über Nebendingen über-
ſehen oder die Anſichten dieſer klar denkenden Männer mit un-
beſtimmten Vorſtellungen und mißverſtandenen Thatſachen ver-
mengt, ſo daß längere Zeit ein wirklicher Fortſchritt nicht ſtatt-
fand, wenn auch immerhin verſchiedene neue Thatſachen bekannt
wurden. Es wurde ſchon früher hervorgehoben, daß Mal-
pighi's richtige Anſicht von der Bedeutung der Blätter für die
Ernährung ſpäter gewöhnlich mit Major's Circulationstheorie
für gleichbedeutend genommen wurde und da man die letztere
aus verſchiedenen Gründen für unzutreffend hielt, ſo glaubte
man damit auch Malpighi's Anſicht beſeitigt zu haben. Denen
gegenüber, welche in den Pflanzen ausſchließlich einen im Holz
aufſteigenden Saft annahmen, verdiente aber ſelbſt die Circula-
tionstheorie im Sinne Major's noch den Vorzug, da ſie doch
wenigſtens geeignet war, gewiſſen Wachsthumserſcheinungen Rech-
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