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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Geschichte der Ernährungstheorie der Pflanzen.
Professor in Kiel, 1665 zuerst den Gedanken ausgesprochen habe,
daß in den Pflanzen ähnlich wie in den Thieren ein Kreislauf
des Nahrungssaftes stattfinde. Die etwaige nähere Begründung
seiner Hypothese ist mir jedoch nicht bekannt, da mir seine be-
treffende Schrift unzugänglich geblieben ist. Gewiß ist aber,
daß seit dieser Zeit bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts die
Circulation der Pflanzensäfte ein Lieblingsthema geblieben ist,
mehr für diejenigen, welche sie bekämpfen, als für die, welche
sie vertheidigen wollten.

Der bessere Gedanke, daß nicht nur überhaupt eine rück-
läufige Bewegung von Stoffen gegen die Wurzel hin stattfinde,
daß vielmehr die Blätter die Organe sind, welche die zum Wachs-
thum nöthigen Stoffe aus dem ihnen zugeführten Rohmaterial
erzeugen, wurde schon 1771 von Malpighi in Form einer
wohldurchdachten Theorie ausgesprochen. In seiner anatomes
plantarum idea
vom genannten Jahr widmet er die letzten
Seiten einer kurzen Darstellung der Ernährungstheorie, wie er
sich dieselbe zurecht gelegt hatte. Als die Leitungsorgane des
von den Wurzeln aufgenommenen Nahrungssaftes betrachtete
Malpighi die faserigen Bestandtheile des Holzes, wogegen er
die Gefäße desselben als luftführende Organe in Anspruch nahm,
die er wegen ihrer Aehnlichkeit mit den Tracheen der Insekten
auch zuerst als Tracheen bezeichnete. Woher die Luft in ihnen
komme, ob sie von den Wurzeln aus der Erde, oder von den
Blättern aus der Atmosphäre aufgenommen werde, blieb ihm
zweifelhaft, da es ihm nicht gelang, weder dort noch hier Oeff-
nungen zum Eintritt der Luft aufzufinden; doch hielt er es für
wahrscheinlicher, daß die Luft von den Wurzeln aufgenommen
werde, weil diese reich an Tracheen sind und die Luft ohnehin

1758 p. 4) und anderen als Begründer der Cirkulationshypothese citirt,
die er in seiner dissertatio botanica de planta monstrosa Gottorpi-
ensi etc.
1665 vortrug. Kurt Sprengel (Gesch. d. Bot. II. p. 7 führt
ihn übrigens unter den Vertheidigern der Palingenesie auf, eines Aber-
glaubens, der die Wiederherstellung der Pflanzen und Thiere aus ihrer
Asche annahm und so die Auferstehung der Todten bewies.

Geſchichte der Ernährungstheorie der Pflanzen.
Profeſſor in Kiel, 1665 zuerſt den Gedanken ausgeſprochen habe,
daß in den Pflanzen ähnlich wie in den Thieren ein Kreislauf
des Nahrungsſaftes ſtattfinde. Die etwaige nähere Begründung
ſeiner Hypotheſe iſt mir jedoch nicht bekannt, da mir ſeine be-
treffende Schrift unzugänglich geblieben iſt. Gewiß iſt aber,
daß ſeit dieſer Zeit bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts die
Circulation der Pflanzenſäfte ein Lieblingsthema geblieben iſt,
mehr für diejenigen, welche ſie bekämpfen, als für die, welche
ſie vertheidigen wollten.

Der beſſere Gedanke, daß nicht nur überhaupt eine rück-
läufige Bewegung von Stoffen gegen die Wurzel hin ſtattfinde,
daß vielmehr die Blätter die Organe ſind, welche die zum Wachs-
thum nöthigen Stoffe aus dem ihnen zugeführten Rohmaterial
erzeugen, wurde ſchon 1771 von Malpighi in Form einer
wohldurchdachten Theorie ausgeſprochen. In ſeiner anatomes
plantarum idea
vom genannten Jahr widmet er die letzten
Seiten einer kurzen Darſtellung der Ernährungstheorie, wie er
ſich dieſelbe zurecht gelegt hatte. Als die Leitungsorgane des
von den Wurzeln aufgenommenen Nahrungsſaftes betrachtete
Malpighi die faſerigen Beſtandtheile des Holzes, wogegen er
die Gefäße desſelben als luftführende Organe in Anſpruch nahm,
die er wegen ihrer Aehnlichkeit mit den Tracheen der Inſekten
auch zuerſt als Tracheen bezeichnete. Woher die Luft in ihnen
komme, ob ſie von den Wurzeln aus der Erde, oder von den
Blättern aus der Atmoſphäre aufgenommen werde, blieb ihm
zweifelhaft, da es ihm nicht gelang, weder dort noch hier Oeff-
nungen zum Eintritt der Luft aufzufinden; doch hielt er es für
wahrſcheinlicher, daß die Luft von den Wurzeln aufgenommen
werde, weil dieſe reich an Tracheen ſind und die Luft ohnehin

1758 p. 4) und anderen als Begründer der Cirkulationshypotheſe citirt,
die er in ſeiner dissertatio botanica de planta monstrosa Gottorpi-
ensi etc.
1665 vortrug. Kurt Sprengel (Geſch. d. Bot. II. p. 7 führt
ihn übrigens unter den Vertheidigern der Palingeneſie auf, eines Aber-
glaubens, der die Wiederherſtellung der Pflanzen und Thiere aus ihrer
Aſche annahm und ſo die Auferſtehung der Todten bewies.
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[494/0506] Geſchichte der Ernährungstheorie der Pflanzen. 1) Profeſſor in Kiel, 1665 zuerſt den Gedanken ausgeſprochen habe, daß in den Pflanzen ähnlich wie in den Thieren ein Kreislauf des Nahrungsſaftes ſtattfinde. Die etwaige nähere Begründung ſeiner Hypotheſe iſt mir jedoch nicht bekannt, da mir ſeine be- treffende Schrift unzugänglich geblieben iſt. Gewiß iſt aber, daß ſeit dieſer Zeit bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts die Circulation der Pflanzenſäfte ein Lieblingsthema geblieben iſt, mehr für diejenigen, welche ſie bekämpfen, als für die, welche ſie vertheidigen wollten. Der beſſere Gedanke, daß nicht nur überhaupt eine rück- läufige Bewegung von Stoffen gegen die Wurzel hin ſtattfinde, daß vielmehr die Blätter die Organe ſind, welche die zum Wachs- thum nöthigen Stoffe aus dem ihnen zugeführten Rohmaterial erzeugen, wurde ſchon 1771 von Malpighi in Form einer wohldurchdachten Theorie ausgeſprochen. In ſeiner anatomes plantarum idea vom genannten Jahr widmet er die letzten Seiten einer kurzen Darſtellung der Ernährungstheorie, wie er ſich dieſelbe zurecht gelegt hatte. Als die Leitungsorgane des von den Wurzeln aufgenommenen Nahrungsſaftes betrachtete Malpighi die faſerigen Beſtandtheile des Holzes, wogegen er die Gefäße desſelben als luftführende Organe in Anſpruch nahm, die er wegen ihrer Aehnlichkeit mit den Tracheen der Inſekten auch zuerſt als Tracheen bezeichnete. Woher die Luft in ihnen komme, ob ſie von den Wurzeln aus der Erde, oder von den Blättern aus der Atmoſphäre aufgenommen werde, blieb ihm zweifelhaft, da es ihm nicht gelang, weder dort noch hier Oeff- nungen zum Eintritt der Luft aufzufinden; doch hielt er es für wahrſcheinlicher, daß die Luft von den Wurzeln aufgenommen werde, weil dieſe reich an Tracheen ſind und die Luft ohnehin 1) 1758 p. 4) und anderen als Begründer der Cirkulationshypotheſe citirt, die er in ſeiner dissertatio botanica de planta monstrosa Gottorpi- ensi etc. 1665 vortrug. Kurt Sprengel (Geſch. d. Bot. II. p. 7 führt ihn übrigens unter den Vertheidigern der Palingeneſie auf, eines Aber- glaubens, der die Wiederherſtellung der Pflanzen und Thiere aus ihrer Aſche annahm und ſo die Auferſtehung der Todten bewies.

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/506>, abgerufen am 22.11.2024.