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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Mikroskopische Untersuchung der Befruchtungsvorgänge etc.
Bildung embryohaltiger Samen Rechnung getragen, aber dennoch
wäre die Sexualität der Pflanzen ähnlich wie bei den Verthei-
digern der Evolutionstheorie damit in der Hauptsache beseitigt
worden: die Samenknospe wäre eben nur der geeignete Ort zur
Ausbrütung des vom Pollen erzeugten Embryos geblieben. Dieser
Ansicht Schleiden's schlossen sich nun alsbald Wydler, Gelesnow
und verschiedene Andere, vor Allem aber Schacht an, während
gerade die hervorragendsten Mikroskopiker ihr ungläubig entgegen-
traten. Zuerst war es wieder Amici, der 1842 auf dem
italienischen Gelehrtenkongreß in Padua der neuen Lehre entgegen-
trat und nachzuweisen suchte, daß der Embryo nicht im Ende des
Pollenschlauches, sondern aus einem schon vor der Befruchtung
vorhandenen Theile der Samenknospe entstehe, welcher durch die
im Pollenschlauch enthaltene Flüssigkeit befruchtet werde. Die
Wahl einer zu diesem Zweck höchst ungeeigneten Pflanze, des
Kürbisses, hinderte ihn jedoch, die Vorgänge im Einzelnen genau
genug zu erkennen und Schleiden verfehlte nicht, 1845 Amici's
Behauptungen in den ungesuchtesten Ausdrücken zurückzuweisen.
Dieser aber brachte schon im nächsten Jahr (1846) die entscheiden-
den Beweise für seine Behauptung: an den für solche Unter-
suchungen sehr günstigen Orchideen zeigte er nicht nur, daß
Robert Brown's erwähnte Zweifel unbegründet seien, sondern
was die Hauptsache war, daß im Embryosack der Samenknospen
schon vor dem Eintreffen des Pollenschlauches ein Körper (das
Keimbläschen) vorhanden ist, welcher durch den Zutritt des
Pollenschlauches zur weiteren Entwicklung, zur Bildung des Em-
bryos veranlaßt wird. Er demonstrirte hier zuerst den ganzen
Verlauf dieser Vorgänge von der Bestäubung der Narbe an bis
zur Ausbildung des Embryos im Zusammenhang.

Obgleich schon im folgenden Jahr durch Mohl und Hof-
meister Amici's Darstellung als die richtige bestätigt wurde
und Hofmeister 1849 in einer umfangreicheren Schrift: "Die
Entstehung des Embryo der Phanerogamen" (Leipzig 1849) an
zahlreicheren anderen Pflanzen die für die Frage entscheidenden
Momente ausführlich beschrieb und durch sehr schöne Abbildungen

Mikroſkopiſche Unterſuchung der Befruchtungsvorgänge etc.
Bildung embryohaltiger Samen Rechnung getragen, aber dennoch
wäre die Sexualität der Pflanzen ähnlich wie bei den Verthei-
digern der Evolutionstheorie damit in der Hauptſache beſeitigt
worden: die Samenknoſpe wäre eben nur der geeignete Ort zur
Ausbrütung des vom Pollen erzeugten Embryos geblieben. Dieſer
Anſicht Schleiden's ſchloſſen ſich nun alsbald Wydler, Gelesnow
und verſchiedene Andere, vor Allem aber Schacht an, während
gerade die hervorragendſten Mikroſkopiker ihr ungläubig entgegen-
traten. Zuerſt war es wieder Amici, der 1842 auf dem
italieniſchen Gelehrtenkongreß in Padua der neuen Lehre entgegen-
trat und nachzuweiſen ſuchte, daß der Embryo nicht im Ende des
Pollenſchlauches, ſondern aus einem ſchon vor der Befruchtung
vorhandenen Theile der Samenknoſpe entſtehe, welcher durch die
im Pollenſchlauch enthaltene Flüſſigkeit befruchtet werde. Die
Wahl einer zu dieſem Zweck höchſt ungeeigneten Pflanze, des
Kürbiſſes, hinderte ihn jedoch, die Vorgänge im Einzelnen genau
genug zu erkennen und Schleiden verfehlte nicht, 1845 Amici's
Behauptungen in den ungeſuchteſten Ausdrücken zurückzuweiſen.
Dieſer aber brachte ſchon im nächſten Jahr (1846) die entſcheiden-
den Beweiſe für ſeine Behauptung: an den für ſolche Unter-
ſuchungen ſehr günſtigen Orchideen zeigte er nicht nur, daß
Robert Brown's erwähnte Zweifel unbegründet ſeien, ſondern
was die Hauptſache war, daß im Embryoſack der Samenknoſpen
ſchon vor dem Eintreffen des Pollenſchlauches ein Körper (das
Keimbläschen) vorhanden iſt, welcher durch den Zutritt des
Pollenſchlauches zur weiteren Entwicklung, zur Bildung des Em-
bryos veranlaßt wird. Er demonſtrirte hier zuerſt den ganzen
Verlauf dieſer Vorgänge von der Beſtäubung der Narbe an bis
zur Ausbildung des Embryos im Zuſammenhang.

Obgleich ſchon im folgenden Jahr durch Mohl und Hof-
meiſter Amici's Darſtellung als die richtige beſtätigt wurde
und Hofmeiſter 1849 in einer umfangreicheren Schrift: „Die
Entſtehung des Embryo der Phanerogamen“ (Leipzig 1849) an
zahlreicheren anderen Pflanzen die für die Frage entſcheidenden
Momente ausführlich beſchrieb und durch ſehr ſchöne Abbildungen

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[469/0481] Mikroſkopiſche Unterſuchung der Befruchtungsvorgänge etc. Bildung embryohaltiger Samen Rechnung getragen, aber dennoch wäre die Sexualität der Pflanzen ähnlich wie bei den Verthei- digern der Evolutionstheorie damit in der Hauptſache beſeitigt worden: die Samenknoſpe wäre eben nur der geeignete Ort zur Ausbrütung des vom Pollen erzeugten Embryos geblieben. Dieſer Anſicht Schleiden's ſchloſſen ſich nun alsbald Wydler, Gelesnow und verſchiedene Andere, vor Allem aber Schacht an, während gerade die hervorragendſten Mikroſkopiker ihr ungläubig entgegen- traten. Zuerſt war es wieder Amici, der 1842 auf dem italieniſchen Gelehrtenkongreß in Padua der neuen Lehre entgegen- trat und nachzuweiſen ſuchte, daß der Embryo nicht im Ende des Pollenſchlauches, ſondern aus einem ſchon vor der Befruchtung vorhandenen Theile der Samenknoſpe entſtehe, welcher durch die im Pollenſchlauch enthaltene Flüſſigkeit befruchtet werde. Die Wahl einer zu dieſem Zweck höchſt ungeeigneten Pflanze, des Kürbiſſes, hinderte ihn jedoch, die Vorgänge im Einzelnen genau genug zu erkennen und Schleiden verfehlte nicht, 1845 Amici's Behauptungen in den ungeſuchteſten Ausdrücken zurückzuweiſen. Dieſer aber brachte ſchon im nächſten Jahr (1846) die entſcheiden- den Beweiſe für ſeine Behauptung: an den für ſolche Unter- ſuchungen ſehr günſtigen Orchideen zeigte er nicht nur, daß Robert Brown's erwähnte Zweifel unbegründet ſeien, ſondern was die Hauptſache war, daß im Embryoſack der Samenknoſpen ſchon vor dem Eintreffen des Pollenſchlauches ein Körper (das Keimbläschen) vorhanden iſt, welcher durch den Zutritt des Pollenſchlauches zur weiteren Entwicklung, zur Bildung des Em- bryos veranlaßt wird. Er demonſtrirte hier zuerſt den ganzen Verlauf dieſer Vorgänge von der Beſtäubung der Narbe an bis zur Ausbildung des Embryos im Zuſammenhang. Obgleich ſchon im folgenden Jahr durch Mohl und Hof- meiſter Amici's Darſtellung als die richtige beſtätigt wurde und Hofmeiſter 1849 in einer umfangreicheren Schrift: „Die Entſtehung des Embryo der Phanerogamen“ (Leipzig 1849) an zahlreicheren anderen Pflanzen die für die Frage entſcheidenden Momente ausführlich beſchrieb und durch ſehr ſchöne Abbildungen

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/481>, abgerufen am 22.11.2024.