Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Geschichte der Sexualtheorie. die ungeeigneten Bestandtheile des Saftes durch die Staubfädenin die Antheren übergehen und sich in den Loculamenten der- selben ansammeln, um als Exkrete ausgeworfen zu werden. Selbst die Nothwendigkeit der Bestäubung der weiblichen Dattelpalme bezweifelte Tournefort. Er kannte eben die Thatsache nicht hinreichend, und war durch Vorurtheile irre geführt. Ganz ähnlich verhielt es sich noch 1720 mit dem italienischen Botaniker Pon- tedera, der in seiner Anthologia noch einmal Malpighi's unglückliche Ansicht aufwärmte und zugleich den Nektar zur Aus- bildung der Samen vom Fruchtknoten aufsaugen ließ; bei Pflanzen mit diklinischen Blüthen hielt er die männliche für eine unnützige Zuthat. Valentin, an welchen Camerarius seine berühmte 1) Genauere Nachweisungen darüber gab Koelreuter in seiner Historie
der Versuche u. s. w. Vergl. in opuscula botanici argumenti von Mikan p. 180. Geſchichte der Sexualtheorie. die ungeeigneten Beſtandtheile des Saftes durch die Staubfädenin die Antheren übergehen und ſich in den Loculamenten der- ſelben anſammeln, um als Exkrete ausgeworfen zu werden. Selbſt die Nothwendigkeit der Beſtäubung der weiblichen Dattelpalme bezweifelte Tournefort. Er kannte eben die Thatſache nicht hinreichend, und war durch Vorurtheile irre geführt. Ganz ähnlich verhielt es ſich noch 1720 mit dem italieniſchen Botaniker Pon- tedera, der in ſeiner Anthologia noch einmal Malpighi's unglückliche Anſicht aufwärmte und zugleich den Nektar zur Aus- bildung der Samen vom Fruchtknoten aufſaugen ließ; bei Pflanzen mit dikliniſchen Blüthen hielt er die männliche für eine unnützige Zuthat. Valentin, an welchen Camerarius ſeine berühmte 1) Genauere Nachweiſungen darüber gab Koelreuter in ſeiner Hiſtorie
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Geſchichte der Sexualtheorie.
die ungeeigneten Beſtandtheile des Saftes durch die Staubfäden
in die Antheren übergehen und ſich in den Loculamenten der-
ſelben anſammeln, um als Exkrete ausgeworfen zu werden. Selbſt
die Nothwendigkeit der Beſtäubung der weiblichen Dattelpalme
bezweifelte Tournefort. Er kannte eben die Thatſache nicht
hinreichend, und war durch Vorurtheile irre geführt. Ganz ähnlich
verhielt es ſich noch 1720 mit dem italieniſchen Botaniker Pon-
tedera, der in ſeiner Anthologia noch einmal Malpighi's
unglückliche Anſicht aufwärmte und zugleich den Nektar zur Aus-
bildung der Samen vom Fruchtknoten aufſaugen ließ; bei Pflanzen
mit dikliniſchen Blüthen hielt er die männliche für eine unnützige
Zuthat.
Valentin, an welchen Camerarius ſeine berühmte
Epiſtel (De sexu plantarum 1694) gerichtet hatte, erwies dieſem
einen ſchlechten Dienſt, indem er einen kurzen Auszug derſelben
veröffentlichte, welcher grobe Mißverſtändniſſe bezüglich der That-
ſachen enthielt. 1) Auf dieſe falſchen Angaben geſtützt beſtritt
auch Alſton ſogar noch 1756 die Folgerungen des Came-
rarius, indem er zugleich aus ganz nichtsſagenden Gründen
die ſexuelle Bedeutung der Staubfäden bezweifelte. Die beſſer be-
gründeten Zweifel eines Herrn Möller in Deutſchland, der weib-
liche Spinat- und Hanfpflanzen auch nach der Entfernung der
männlichen noch Samen tragen ſah, und ſich auf die ſcheinbar
ungeſchlechtliche Fortpflanzung der Kryptogamen berief, wurden
von Käſtner in Göttingen mit dem Hinweis auf die Thatſache
zurückgewieſen, daß diöciſche Pflanzen zuweilen Zwitterblüthen
bringen, wofür er die Weiden anführte. Dieſe Zweifel wären
überhaupt ganz unmöglich geweſen, wenn die hier Genannten die
Abhandlungen des Camerarius geleſen und verſtanden, über-
haupt die Literatur gekannt hätten.
1) Genauere Nachweiſungen darüber gab Koelreuter in ſeiner Hiſtorie
der Verſuche u. ſ. w. Vergl. in opuscula botanici argumenti von Mikan
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